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Barfuß
Drifter
Til
Schweiger braucht ´ne Frau
Übernächtigt.
Drei-Tage-Bart. Zerknittertes Boss-Jackett. So sieht Til Schweiger sich selbst
am liebsten. Im Film Barfuß, für
den er als Regisseur, Drehbuchautor, Produzent und Hauptdarsteller verantwortlich
ist, inszeniert sich Schweiger als lässigen Lebemann und stilvollen Outlaw.
Nick
Keller hält es in keinem Job lange aus. Auch an den Namen der Frau, neben
der er morgens aufwacht, kann sich der Drifter kaum noch erinnern. Die verwahrloste
Wohnung und der Blick auf das Foto einer sehr großen Liebe künden
von trennungstraumatischen Erfahrungen. Der Mann im Arbeitsamt gibt dem notorischen
Querulanten eine letzte Chance: als Putzkraft in einer psychiatrischen Klinik
soll er sich verdingen.
Dort
trifft er auf Leila (Johanna Wokalek), die sich im Bad erhängen will, was
Nick gerade noch verhindern kann. Fortan hängt sich die zurückgebliebene,
junge Frau an ihren unrasierten Rettungsengel, flüchtet aus der Psychiatrie
und folgt ihm durch sein desorganisiertes Leben. Der arrogante Stiefvater und
der karriereversessene Bruder mögen Nick für einen Versager halten,
aber eine Kindfrau wie Leila kann von ihm noch viel lernen und arbeitet durch
ihre Schutzbedürftigkeit die guten Seiten des raubeinigen Junggesellen
heraus. Barfuß ist
ein Film von bestürzender Einfältigkeit. Die Story des abgeklärten
Hallodris, der durch eine Frau reinen Herzens wieder zu seinen Gefühlen
und seiner Verantwortung findet, ist so abgeschmackt und klischeedurchtränkt,
dass man verzweifelt (und vergeblich) auf eine Plotwendung hofft, die das Ganze
als perfide postfeministische Satire entlarvt. Barfuß und mit einem knappen
Sommerkleidchen muss Johanna Wokalek als sinnliches Sinnbild weiblicher Verletzbarkeit
durch den Film hoppeln, während Schweiger sich selbstgefällig als
cooler Softmacho in Szene setzen darf. Die kunstgewerblichen Versuche, das märchenhafte
Roadmovie durch Farbentsättigung und nostalgische Requisiten in einen ästhetischen
Schwebezustand zu versetzen, sind gut gemeint, bringen die Eindimensionalität
aber nur stärker zur Geltung.
Martin
Schwickert
Diese
Kritik ist zuerst erschienen in:
Barfuß
D
2004 R: Til Schweiger B: Til Schweiger, Jann Preuss, Steven Zotnowsky, Dina
Marie Chapman, Nika von Altenstadt K: Christoph Wahl D: Til Schweiger, Johanna
Wokalek, Steffen Wink
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