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Bastard
Die
Idee ist einfach, aber erwiesenermaßen komödientauglich: Konfrontation
der Gegensätze. Wasser auf Stein, groß zu klein, gebildet mit ungebildet.
Den Macho im Kindergarten aussetzen.
Abendfüllend
ist eine solche Idee natürlich nicht, aber, konsequent durchgespielt, hätte
sie diesen Film vielleicht retten können. Doch Bastard ist
nur am Rande eine Komödie. Und der polnische Regisseur Maciej Dejczer hat
für Til Schweiger als "Bastard", der hier als eiskalter, hartgesottener
Krimineller aus einem britischen Knast in ein rumänisches Waisenhaus geschickt
wird, großkalibrige Kontrahenten auf Lager. Es geht um Korruption, Kinderhandel
und Waffenschmuggel zum Beispiel, und es gibt eine sexbesessene Krankenschwester
(Polly Walker) und das pubertierende Zigeunermädchen Elena (Ida Jablonska),
das sich ausgerechnet in den ekligen Typ verknallt - sowas passiert Zwölfjährigen
eben.
Das
Mädchen muß sterben (tragisch, doch reinigend). Die Krankenschwester
muß in einem Dachwinkel unter hereinströmenden Regenfluten Til Schweiger
verführen, damit ihr Kleidchen sich so richtig schön formfördernd
an sie schmiegen kann, während sie auf seinem Schoß rumreitet (peinlich,
aber nicht erotisch). Schweiger muß das Ekel mimen, damit man ihm dann
die Wandlung zum Guten (letzlich doch nicht!) abnimmt (psychologisch glatt mißlungen).
Hier
stimmt nichts, nicht mal das erzählerische Grundhandwerk wie Anschlüsse
und Plotlinien, von Glaubwürdigkeit zu schweigen. Schon die Grundidee:
Wieso kommt ein englischer Strafgefangener nach Rumänien? Ist das Gruselhaus,
in dem er landet, wirklich ein Waisenhaus oder eher eine Irrenanstalt? Sozialdrama
oder Horrorfilm? Und: Warum verständigt sich das Personal - also die Hauptfiguren
- problemlos auf englisch, während die Kinder als exotisch unverständlicher
Hintergrundchor fungieren, wo sich doch vorgeblich alles um ihr Schicksal bewegt?
Details, aber bezeichnend. Bezeichnend auch der Soundtrack, der Zigeunermelodien
in orchestralem Schmalz mißbraucht.
Bastard, mit
Pete Postlethwaite und John Hurt als schaurigem Anstaltsleiterduo, ist eine
deutsch-polnisch-französische Koproduktion. Schön, daß die Ost-Erweiterung
zumindestens filmpolitisch funktioniert. Was aber bringt Finanziers, unter anderem
das Berlin-Brandenburger Filmboard und die Filmförderungsanstalt, dazu,
ausgerechnet einen solchen Film zu unterstützen? Wofür sind Produzenten
da, in diesem Fall unter anderem Detlev Bucks "Boje Buck Produktion",
wenn sie hier nicht tatkräftig einschreiten?
Silvia
Hallensleben
Dieser
Text ist zuerst erschienen in: epd film
Bastard
BRD/Frankreich/Polen
1997. R: Maciej Dejczer. P: Claus Boje, Edouard Douek, Lew Rywin, Leonardo de
la Fuente. K:
Merian Prokop, Arthur Reinhart. Sch: Arpad Bondy, Scott Stevenson, Kasia Rudnik-Glinska.
M:
Michal Lorenc. T: Piotr Knop, Aleksander Golebiowski, Mariusz Kuczynski. A:
Andrzej Przedworski. Ko: Magdalena Biedrzykca. Pg: Boje/Buck/ Telewizja Polska
S.A./Canal+Polska/Tor Film. V:
Delphi. L: 90 Min. FSK: 12, ffr. St: 12.2.1998. D: Til Schweiger (Brute), Polly
Walker (Mara), Pete Postlethwaite (Sincai), John Hurt (Babits), Ida Jablonska
(Elena), Bartek Pieniazek (Moscu), Wojciech Brzezinsk (Lorgu), Anthony Higgins
(Gefängnisdirektor).
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