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Batman
& Robin
Von
der queeren Comicleserschaft wurden Batman und sein Sidekick Robin schon vor
geraumer Zeit erst vehement ins 'closet' geschubst und dann mit großem
Vergnügen für alle öffentlich wieder rausgezerrt. Kein Superhelden-Pärchen
hat sich seitdem in vergleichbarer Weise mit der Homoerotik seiner Partnerschaft
auseinandersetzen müssen wie diese beiden höhlenbewohnenden Nachtschwärmer
in Lack und Leder. Joel Schumachers Batman
Forever
war sich dieser Nähe zum schwulen Camp durchaus bewusst, versuchte aber
den ewigen Junggesellen in den besten Jahren und seinen jugendlichen Kameraden
auf heteronormativer Linie zu halten. Aus der verfänglichen Situation,
einen verwaisten Knaben als Mündel zu adoptieren, wand der Film sich, indem
er eine Art 'großer Bruder hilft kleinem Bruder'-Geschichte zu entspinnen
versuchte und das Doppelungs- und Spiegelmotiv durch alle Ebenen hindurch exerzierte.
Ein bisschen schade zwar, dass der gewaltige Jack 'the Joker' Nicholson dabei
in der Mitte zerschnitten und zu ungleichen Teilen auf Riddler Jim Carrey und
Two-Face Tommy Lee Jones verteilt werden musste, aber als Grundmotiv ja immerhin
nicht ganz uninteressant. Sogar Butler Alfred durfte sich als jungfräuliche
Übermutter ein wenig in Chase Meridians vampiger Magdalena spiegeln.
Batman
und Robin
trägt nun die umungängliche Paarung bereits im Namen und springt denn
auch gleich reichlich offensiv homoerotisch auf die Leinwand. Fast schon ein
wenig dreist ist das, wie Schumacher in der Eröffnungssequenz fetischisierende
Closeups der erigierten Brustwarzen, strammen Hintern und von dicken Gürtelschnallen
überragten Genitalpartien seiner beiden Protagonisten nebeneinander montiert.
Das Thema eines geheimen Lebens im Dunkeln, in das nur wenige Vertraute eingeweiht
werden dürfen, zieht sich ab da in seiner vollen Doppeldeutigkeit durch
den Film, und es vermag kaum zu verwundern, dass Bruce Wayne eine Alibi-Frau
an seiner Seite hat, die ihn in der Öffentlichkeit vor der bösen Frage
nach der Heirat rettet. Natürlich dreht aber Schumacher kein gay-redemption-movie
sondern einen Superhelden-Blockbuster und deshalb gibt es freilich auch genügend
Frauen, Begehren und ordentlich Rivalität. Lustigerweise driftet der Film
von der Anfangsfigur des Männerpaares über seinen Mittelteil hinweg
auf eine klassische Familienkonstellation zu, die sich aber nicht so richtig
auflösen und fügen mag, sich vorn und hinten sperrt. Alfred bleibt
zwar - auch dem Tode nahe - die selbstlose, alle umsorgende, Kostüme nähende
Mutterfigur, das unselige Fledermaus-Dreieck oszilliert derweil aber ziemlich
orientierungslos um Beziehungskrise, Vater-Sohn-Konflikt und inzestuöse
Geschwisterliebe.
Angesichts
dieser emotionalen und konzeptuellen Verwirrung der Helden-Trias markieren die
Schurken klare Positionen und definieren sich gleich sauber vermittels ihrer
Investition in die heterosexuelle Ordnung. Mister Freeze betet seine erkaltete
Frau als seinen einzigen Lebensinhalt an, Poison Ivy verwirrt den Männern
mit Hilfe einer Pheromon-Lösung den Kopf, und ihr Spießgeselle Bane
wird auf Knopfdruck zum aufgeschwollenen Superphallus, der nach ihrem Verschwinden,
seiner Säfte beraubt, in sich zusammenschnurrt.
Das
ist schon alles ziemlich nett und knallig, bunt und dick aufgetragen. Nur leider
bringt der Film so gar nichts Neues mit. Stattdessen recyclet er die Popkultur,
einschließlich seines Vorgängers und sich selbst. Uma Thurman gibt
den durchgeknallten Abklatsch von Jim Carrey, der den überschraubten Abklatsch
von Jack Nicholson gab. Mr. Freeze wird nicht nur von Arnold Schwarzenegger
gespielt, er ist auch Arnold Schwarzenegger, ehemaliger Athletenmeister und
ernstzunehmender Macher auf der Führungsebene. George Clooney ist George
Clooney und grandios. Gotham bleibt dunkel und nächtlich wie bei Burton,
allein der faschistoide Chique der Stadtarchitektur verstört ein wenig,
erinnert aber zugleich an den Fascho-Kult von Alex Ross’ Superman:
Friede auf Erden
und an den tropfenden Moloch aus Scotts Blade
Runner.
Ein wenig 1960er Ästhetik, das kommt durchaus gut an, ein wenig 30er, einen
guten Schuss Ende des Jahrtausends. Aber irgendwie... Da kann schon nichts mehr
überraschen, und das Schwelgen in poppigen Comichelden-Bildern, coolen
Sprüchen und fetzigen Gefährten schmeckt letztlich leider ziemlich
schal nach ausgelutschtem viertem Teil. Wenn Batman und Batboy und Batgirl am
Ende in ihrer Einheitstracht auf die Kamera zurennen, dann wird einem schon
ein wenig bange vor dem, was da als nächstes kommen mag. Und das dann zum
Glück ja nicht gekommen ist.
Obwohl.
Was Alfred sich wohl selbst geschneidert hätte?
Christina J. Hein
Batman
& Robin
BATMAN & ROBIN
USA - 1997 - 125 min. - Verleih:
Warner Bros. Warner Home (Video) - Erstaufführung: 26.6.1997/29.12.1997
Video/24.12.1998 premiere - Produktionsfirma: Warner Bros. - Produktion: Peter
MacGregor-Scott
Regie: Joel Schumacher
Buch: Akiva Goldsman
Vorlage: nach den Figuren von Bob Kane
Kamera: Stephen Goldblatt
Musik: Elliot Goldenthal
Schnitt: Dennis Virkler
Special Effects: Andrew Adamson, John Dykstra
Darsteller:
Arnold Schwarzenegger (Dr. Victor Fries/Mr. Freeze)
George Clooney (Bruce Wayne/Batman)
Chris O'Donnell (Dick Grayson/Robin)
Uma Thurman (Dr. Pamela Isley/Poison Ivy)
Alicia Silverstone (Barbara Wilson/Batgirl)
Michael Gough (Alfred Pennyworth)
Pat Hingle (Commisssioner Gordon)
Elle Macpherson (Julie Madison)
Kimberly Scott
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