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Beavis
and Butt-Head machen’s in Amerika
American Idiots
“Beavis and Butthead
are not role models, they're not even human, they're cartoons. Some of the
the things they do would cause a real person to get hurt, expelled, arrested...possibly
deported...to put it another way...don't try this at home!”. Mit dieser sarkastischen,
allerdings auf authentischen Zwischenfällen beruhenden Warnung beginnt
– abhängig von Alter, Alkoholpegel und Anarchohumor – eine der besten oder schlechtesten
Zeichentrickserien der 90er Jahre. Auch in seinem Kinodebut Beavis
and Butt-Head do
Das Kinoabenteuer
von Beavis und Butt-Head beginnt vor dem soeben gestohlenen Fernseher. Der horror vacui ist ihnen
nach wenigen Sekunden unerträglich und sie machen sich auf, um eine andere
Glotze aufzutreiben. Sie geraten jedoch an einen betrunkenen Kriminellen, der
sie anheuert, um seine Frau zu erledigen. Das missverstehen die zwei Knallköpfe, die endlich einmal
zum Schuss kommen wollen, gründlich und machen sich nach Las Vegas auf,
wo ihr Zielobjekt sie ebenfalls manipuliert und mit einem Killervirus Richtung
Washington schickt. Der Rest ist der aus Comic und Fernsehen bekannte Schwachsinn im Kinoformat.
Als die beiden Metalfreaks
1996 ihren ersten und letzten Kinofilm erhielten, war das der Höhepunkt
ihrer Popularität, dem, wie so häufig nach dem Kinodebut einer Fernsehserie,
der Exitus folgte: 1997 kamen die letzten neuen Folgen, 2005 verlor MTV das
Interesse an den Wiederholungen und stellte die Serie ein. Der Erfinder und
die Stimme der beiden, Mike Judge, hat in mehr als 200 Folgen und etlichen Comics
die Nirvana-Generation parodiert, politisch unkorrekte, fernseh(un-)gebildete, egozentrisch-desinteressierte
Schlüsselkinder, sich selbst feiernde Schul- und Lebensversager. Diese
Sozialsatire hat zu ambivalenten Reaktionen geführt. So erkannte MTV mit
Selbstironie das Potenzial der beiden Idioten, die man durchaus als Produkt
dieser Kulturindustrie erkennen kann. Auch manch Prominenter wie etwa David
Letterman verteidigte Beavis und Butt-Head, einige verglichen deren Nonsens-Dialoge
gar mit Beckett. Andererseits hat die Serie für einigen Aufruhr gesorgt,
wie immer bei den konservativ-klerikalen Gesellschaftsteilen in Amerika, die
die alte Leier von schlechtem Vorbild, verkommenen Werten usw. anstimmten. Dass die gleichen
Kritiker weitere Vertreter von erwachsenen Zeichentrickserien wie die Simpsons oder später
Schwerwiegender als moralische
Vorbehalte ist ohnehin der Humor. Und der ist bei allen verdienten Lorbeeren gewiss nicht konsensfähig.
Allein schon das unaufhörliche, krankhafte Gelächter der beiden Hauptfiguren
wird viele abschrecken; das gleiche gilt für die unzähligen pubertären
Wortspiele (aus “entertain us” etwa hören die beiden nur “anus” heraus).
Wer sich indes an diesem Jargon der Dummheit und den Taten der debilen Deppen
erfreuen kann, wird dennoch eine Kröte zu schlucken haben: Um die ursprünglich
20-minütige Sendung auf Kinoformat zu trimmen, hat man sich eine Rahmenhandlung
einfallen lassen, die dümmer ist als alles, was die beiden je ausgeheckt
haben.
Das wird
aber niemanden stören. Denn wer schon über die Serie lachen konnte,
der erhält netto 60 Minuten Beavis und Butt-Head von ihrer besten Seite,
ungeachtet des cineastischen Füllmaterials. Alle anderen werden zu ihrem
eigenen Besten einen großen Bogen um diesen Film machen.
Thomas
Hajduk
Beavis und Butt-Head machen’s in Amerika
Beavis and Butt-Head Do
USA 1996
Regie: Mike Judge, Yvette Kaplan
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