Being John Malkovich
Malkovich Malkovich! Malkovich?
Malkovich.
Inhalt:
Ein erfolgloser Puppenspieler entdeckt einen Eingang in John Malkovichs Kopf.
Der ist gar nicht begeistert.
Kritik:
Hmm... es geht also darum, ein anderer Mensch zu sein, und die philosophischen
und existentiellen Fragen werden gleich von den Figuren selbst aufgeworfen und
beantwortet und zeigen so die coole, selbstreflexive Hipness dieses Filmes,
bei dem sich auch noch John Malkovich selbst auf die Schippe nimmt, indem er
erlaubt, daß andere Leute in seinem Kopf herumfuhrwerken... uff! Äh,
oder so...
Being
John Malkovich
erinnert mich etwas an eXistenZ:
im begrüßenswerten Bestreben, möglichst verrückt und originell
zu sein, wird der Film irgendwann zu verrückt und zu originell und verliert
darob seine klare Linie. Wie in eXistenZ
wimmelt es auch hier von seltsamen Einfällen: von der verschrobenen Prämisse
über die lasziven Puppentänze, das 7 1/2-te Stockwerk und die beste
Szene von allen, Malkovich Malkovich Malkovich, bis hin zu den modisch völlig
entstellten Hauptdarstellern John Cusack als puppenspielendem Loser und Cameron
Diaz als lockiger Tiermutti liefert der Film genug Ideen für ein Dutzend
Plagiate. Die verquere Story geht solide getimt vorwärts und bietet von
einer ménage à trois zu zweit über humorige Szenen aus Absurdistan
("I am John fucking Malkovich!") bis zum etwas verquast-konstruierten
und noch mehr als der Rest an den Haaren herbeigezogenen Ende einiges für
den anspruchsvollen Kinogourmet.
Vor
lauter Drehbuch wurde die Inszenierung jedoch etwas vernachlässigt, die
höchstens mittelmäßige Kulissen, Tricks, Kameraarbeiten, Musikstücke
und Schauspieler auffährt. Cameron Diaz ist als pseudo-häßliche
Affenmami weder besonders sympathisch noch anrührend, und fesseln kann
ihre maue Darstellung auch nicht. Die Chemie zwischen ihr und dem Affen ist
besser als die mit John Cusack, der ganz passabel den armen Tropf Craig gibt.
Er verliebt sich in die von Catherine Keener nervig, unsympathisch und mit einem
ständigen die laue Leistung kaschierenden Dauergrinsen dargestellte Mitarbeiterin
Maxine, die Malkovich geschäftlich und sexuell ausbeutet. Dieser ist natürlich
alles andere als froh, gibt aber trotzdem eine prima selbstironische tongue-in-cheek-gebeutelter-Star-Darstellung
ab, die zu den Highlights des Films zählt. Unterstützt wird er von
Charlie Sheen, der mit einem humorigen Gastauftritt beweist, daß auch
er über sich selbst lachen kann.
Und
so windet sich Being
John Malkovich
durch das Gehirn des Schauspielers, zeigt da etwas prätentiose "Seht
her, ich bin ein Kunstfilm"-Ambitionen, zitiert dort "Alice's Adventures
in Wonderland" und überspringt locker einige Monate und Jahre, macht
hier ein paar mehr oder weniger gelungene Witzchen, überrascht durch zum
Teil affige Perspektiven und liefert seine ethischen Implikationen gleich explizit
mit, als ob Spike Jonze nicht erlauben wollte, daß man sich seine eigenen
Gedanken zum Film macht. Leider ergibt das Ganze weniger einen kohärenten
Film als ein buntes Kaleidoskop kleiner Splitter, die ein schillerndes Muster
bilden.
Oder
auch nicht. Denn der Film kann sich nicht entscheiden, ob er nun eine originelle
Komödie, ein interessanter Fantasiefilm oder eine ungewöhnliche Liebesgeschichte
sein will, will alles gleichzeitig schaffen und löst sich dabei manchmal
in einzeln treibende Ideenfragmente auf. Die Momente aber, in denen Teile von
Being
John Malkovich
zu wunderschönen Kristallbildern zusammenfinden, machen den Film dann doch
noch sehenswert. Wie eXistenZ
eben.
Andreas
C. Lazar
Dieser
Text ist zuerst erschienen in:
zu diesem film gibt es im archiv der filmzentrale mehrere kritiken
Being
John Malkovich
(USA 1999)
Regie:
Spike Jonze
Darsteller: John Malkovich, John Cusack, Cameron Diaz, Catherine
Keener, Orson Bean, Charlie Sheen