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Betrogen
Während
des Amerikanischen Bürgerkrieges wird der schwer verwundete Yankee-Offizier
John McBurney von zwei Lehrerinnen eines Mädcheninternats vor den feindlichen
Patrouillen versteckt und gepflegt. Die beiden Frauen fühlen sich bald
zu ihm hingezogen. Aber auch eine Schülerin verliebt sich leidenschaftlich
in McBurney. Das Chaos der Gefühle führt zur Katastrophe.
Lousiana,
einer der Südstaaten während des Amerikanischen Bürgerkrieges:
Auf der Suche nach Pilzen findet die 10-jährige Amy, Schülerin eines
Mädcheninternats, im Unterholz einen Mann mit gebrochenem Bein. Es ist
der Yankee-Offizier John McBurney, den die Kriegswirren ins feindliche Gebiet
verschlagen haben.
Die
Schulleiterin Martha Famworth will den Verwundeten an die Konföderierten
ausliefern, doch ihre schüchterne junge Assistentin Edwina Dabney kann
sie überreden, den jungen Soldaten zu verstecken, um ihn gesund zu pflegen.
In seinem jetzigen Zustand wäre die Kriegsgefangenschaft sein sicherer
Tod. Vor den Schülerinnen können die beiden Frauen die Anwesenheit
ihres Schützlings nicht lange verbergen. Die frühreife 17-jährige
Carol lernt ihn kennen und verliebt sich prompt in den attraktiven Fremden.
McBurney
ist für eine Flucht zu schwach, nur langsam kommt er wieder zu Kräften.
Um des Überlebens willen setzt er seinen ganzen Charme ein. Er becirct
die Frauen nach allen Regeln der Kunst, spielt ein übles Spiel mit ihren
Gefühlen, "betrügt" die eine wie die andere mit Worten,
zärtlichen Anspielungen und psychologisch geschickten Schachzügen.
Auch Carol wird zum Teil seiner Strategie - eine Strategie, die unaufhaltsam
in die Katastrophe führt.
"Betrogen"
ist der dritte von insgesamt fünf Spielfilmen des Teams Don Siegel/Clint
Eastwood, aber kein Actionfilm, wie ihn die beiden sonst zelebrierten. "Betrogen"
ist ein makabrer Kammerspiel-Thriller, "der in einer Modellsituation die
gespaltene Psyche des amerikanischen Mannes enthüllt, der zwischen Frauenangst
und Abhängigkeit schwankt" (Lexikon des Internationalen Films). An
der Kinokasse war dem Film kein großer Erfolg beschieden: man wollte den
Helden Eastwood, wie ihn Sergio Leone in seinem Italowestern "Für
eine Handvoll Dollar"
so grandios geformt hatte, nicht als Verlierer sehen. Dass der Schauspieler
sich hier als überragender Charakterschauspieler erwies, übersahen
seine Fans - zunächst! Eastwood erklärte: "Ohne mich wäre
es ein erfolgreicherer Film geworden. Die Werbung zielte auf diejenigen ab,
die mich wegen meiner Actionfilme verehrten. Denen gefiel es ganz und gar nicht,
mich einen Mann spielen zu sehen, dem man ein Bein abschneidet und damit gewissermaßen
kastriert." Eastwood wird in der Rolle des Verwundeten zum Katalysator
eines emotionalen Aufruhrs von Hass und Eifersucht - ein "ungewöhnlicher
‚Eastwood', für aufmerksame Zuschauer jedoch ein reicher, lohnender Film"
(Leonard Maltin). Für die heutige Kritik ist "Betrogen" der aufregendste
Film, den Siegel mit Eastwood drehte, auch wenn "Coogans großer Bluff"
(1968), "Ein Fressen für die Geier" (1969), "Dirty
Harry"
(1971) und "Flucht
von Alcatraz"
(1979) die bekannteren sind. Die Figur des John McBurney kennzeichnet "die
selbstzerstörerische Art aller Siegel-Helden. Die Kälte dieser Welt
ist nicht von jener Art, die ein selbstsicherer Held überleben kann, wie
es dem Mann ohne Namen in Leones Western möglich war. Ihr Ausdruck ist
ein durchdringender, zersetzender Pessimismus. ... Von Anfang an hängt
er im Netz, ‚ein schöner, kräftiger Mann, hilflos gemacht durch eine
Handvoll Spatzen', wie es Siegel selbst ausdrückt" (Gerald Cole/Peter
Williams: Clint Eastwood, seine Filme, sein Leben, Heyne Filmbibliothek 92).
Guido
Walter
Diese
Kritik ist zuerst erschienen auf:
Betrogen
The
Beguilded
101
Min.
Regie:
Don Siegel
Drehbuch:
Musik:
Kamera:
USA,
1970
Rolle:
Darsteller:
John
McBurney
Clint
Eastwood
Martha
Famworth
Geraldine
Page
Edwina
Dabney
Elisabeth
Hartmann
Carol
Jo
Ann
Harris
Amy
Pamelyn
Ferdin
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