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The
Cooler
Teuer
wie Brot
So teuer
wie Ökobrot ist das Ausleihen des Filmes „The Cooler“ gewesen. Und versprochen
hat er vom ersten Moment ein Vielfaches eines Ökobrotes, denn eine ultracoole
Kamera senkte sich gleich im ultraglidingen Vorspann auf ein smoothes Las Vegas,
das, ja woher, wir alle schon kennen, aus anderen ziemlich coolen Las-Vegas-Filmen
mit coolen Verlierertypen wie Nick Cage oder besonders dem Oberverlierertypen
Robert DeNiro (bis er merkte, dass er nicht nur das, was er spielt, sondern
auch ein „Schauspieler“ sein könnte, und in jedem auch nur halbwegs gewinnträchtigen
Film mimen konnte).
Es
begann sehr smooth, und da hat sich das investierte Geld (3 Euro) fast schon
gefreut, weil es viel zu wenig war, denn reine KUNST schien sich anzubahnen,
als diese, schon erwähnte, grenzenlose, allwissende Kamera sich in diesen
bunten Platz hineinbewegte, von der Götter- in die Spielerperspektive,
ohne Schnitt, Überblendung, ohne Trick, einfach nur wahr (in der Computertechnik-Terminologie,
der wir alle glauben), und landete bei dieser ÖDEN Geschichte. Man hatte
ja, nicht zuletzt wegen der schönen Bernard-Herrmann-artigen Musik gehofft,
dass sich in diesem Film alles wieder einfinden würde: Film-Klassik (Hitchcock,
á la „Fenster
zum Hof“) und Film-Moderne
(Scorsese, á la „Taxi
Driver“ oder „Casino“), und dass dies alles endlich,
endlich den Schritt weiter gehen würde, den weder Mike Figgis mit „Leaving
Las Vegas“ noch
Marty Scorsese – nach „Casino“, vermutlich seinem letzten großen Werk,
auch nicht mit „Bringing
out the Dead“ -
jemals gegangen ist. Als Filmfan gibt man die Hoffnung nicht auf. Ehrenkodex!
Doch kurz
nach Beginn ist da wieder Elizabeth Shue, der lebende Anachronismus: die Leaving-Las-Vegas-Sting-Gefühlsproblem-Nutte
mit Herzschmerz, deren Darstellerin diesmal wie ein Hund, nämlich Maria
Bello heißt, aber in jeder ihrer Strähnen authentisch ist, vielleicht
höchstens etwas mehr overacted (ja, und zwar bis zur Frage: Warum?). Statt
Nic Cage verliert hier und heute William P. Macy, bekannt aus und pikant in
Streifen wie „Magnolia“, oder
„Fargo“, wo
er meiner Meinung nach noch auf der Höhe seiner Fähigkeiten agierte.
In „The Cooler“, seiner ersten oder zweiten Hauptrolle, wird ihm ja nicht so
viel abverlangt, außer sein relativ verunglücktes Gesicht hinzuhalten,
wenn es wieder mal darauf ankommt, zu zeigen, wie wir uns alle in Wahrheit fühlen.
Der Rest
ist Makulatur und Märchen, da wo es nicht hingehört, denn a) und b)
vertragen sich nicht. Denn lernen tun wir über Märchen und Realität
nur dann, wenn sie sauber in „irreal“ und „real“ getrennt bleiben. Weil diese
Trennung „The Cooler“ überhaupt nicht herstellt, nicht mal begreift, und
weil „The Cooler“ auch nicht den kleinsten Kitsch vermeidet, ist er nicht nur
so teuer wie Ökobrot, sondern so viel dümmer als das.
The
Cooler - Alles auf Liebe
USA
2003 - Originaltitel: The Cooler - Regie: Wayne Kramer - Darsteller: William
H. Macy, Alec Baldwin, Maria Bello, Shawn Hatosy, Ron Linvingston, Paul Sorvino,
Estella Warren, Arthus J. Nascarella, Joey Fatone, M.C. Gainey - FSK: ab 16
- Länge: 102 min. - Start: 4.3.2004
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