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Curdled
"Was
heißt eigentlich "curdled"?", fragte ich mich, als es im
Kino dunkel wurde. Ich war nicht überrascht, zu Hause im Wörterbuch
"geronnen" zu lesen. "Curdled" zeigt sehr viel Blut, geronnen
und ungeronnen. Der ganz besondere Saft schwappt in dieser schwarzen Komödie
in rauhen Mengen über die Leinwand. Nichts für Zartbesaitete.
Quentin
Tarantino ist der Produzent des Erstlingswerkes von Reb Braddock und das merkt
man. Die Hauptdarstellerin Angela Johnson kennen wir aus "Pulp
Fiction",
wo sie in einer grandiosen Nebenrolle als kolumbianische Taxifahrerin Bruce
Willis aus höchster Bedrängnis rettete. Schon Esmeralda Villa Lobos
hatte ein merkwürdiges Faible für Morbides. In "Curdled"
wird eine ähnliche Passion zum zentralen Thema.
Gabriela,
ebenfalls Kolumbianerin, interessiert sich seit ihrer Kindheit für Morde
und insbesondere für das Abtrennen von Köpfen. Ihr Star ist deshalb
der Blue Blood Killer (William Baldwin), ein Serienmörder, der seine Opfer
köpft. Bei einer Firma, die sich auf die Reinigung von Tatorten nach Gewaltverbrechen
spezialisiert hat, findet Gabriela ihren Traumjob. Zu ihrem höchsten Glück
darf sie dann auch noch ihrem Helden nach seinem letzten Mord hinterherputzen.
Die
Lage ändert sich, als sie im Alleingang am Ort des Geschehens den Tatverlauf
zu rekonstruieren versucht. Der Blue Blood Killer ist zurückgekehrt, um
Spuren zu beseitigen. Das, was vorher für Gabriela ein fantastisches Spiel
war, wird zu einer konkreten Bedrohung, an deren Ende sich die unerwartete Chance
eröffnet, die Antwort auf eine alte Frage zu finden.
Die
Inszenierung von "Curdled" ist nach bekannter Manier der 90er durch
aufwendige Kameraarbeit, effektvolle Bild- und Tonmontage und dem geschickten
Einsatz von Musik zum Teil sehr dicht. Das Reality-TV Zitat ist da natürlich
obligatorisch.
Aber
all das wird schematisch auf eine einzige Idee angewendet, die bizarre Leidenschaft
der Hauptfigur und kulminiert in einer Schlußpointe. Was dagegen Tarantinos
eigene Filme auszeichnet, ihre Frische und Komplexität, fehlt. Formales
Können wird ertränkt in einem Meer von Kunstblut und bleibt beliebig.
Besonders geärgert hat mich, daß die zentrale Figur durch den ganzen
Film eindimensional als dümmlich-naiv gezeichnet wird. Schöne Momente,
z.B. der Messertanz Gabrielas, treten hinter dem Gefühl zurück, daß
eine Idee alleine keinen ganzen Film trägt.
Björn
Vosgerau
Diese
Kritik ist zuerst erschienen bei:
Curdled
Reb
Braddock, USA 1996
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