Dark Star
John Carpenters bissige Satire auf den Science-Fiction-Film hat
inzwischen ebenso einen Kultstatus erreicht wie sein Vorbild, 2001-Odysse
im Weltraum von Stanley Kubrick. Die arrogant-überlegene Stimme des
neurotisierenden Computers HAL 9000 wird hier zu der einer lüsternen
Bardame, sein unbestechliches, rot glimmendes Kameraauge zum grinsenden
Mondgesicht aus Datenanzeigen. Überhaupt wird alles, was 2001 recht war,
hier wortwörtlich billig: Von den bewußt dillettantisch aufgemachten
Spezialeffekten (und einem Space-Haustier, das offensichtlich aus einem
Gummiball besteht) bis hin zum elektronisch erzeugten Soundtrack. An den
von Carpenter selbst komponierten, finsteren Synthesizer-Klängen
offenbart sich ebenso sein sarkastischer Humor wie in den Szenen, in
denen die Musik der Situation völlig entgegengesetzt erscheint: wie der
absurde Tanz, den - wie Namen doch sprechen können - Sgt. Doolittle
eingeklemmt im Lastenaufzug zum "Barbier von Sevilla" von Rossini
aufführen muß. Das Ganze gipfelt dann in dem tiefschürfenden
erkenntnistheoretischen Gespräch mit der computerisierten Bombe, die man
von ihrem Selbstzerstörungstrieb abzubringen versucht und dabei -
tödlich- fatalistisches Gedankengut in ihr wachruft.
Da sich die wahre Komik des Films nur durch Kenntnis des Originals
erschließt und sein optischer Witz nur begrenzt ist, bleibt Dark Star
nichts mehr und nichts weniger als der erfolgreiche Versuch, Kubricks
transzendenten Höhenflug mit einer wahren Bruchlandung auf dem Boden der
Tatsachen zu beenden.
Johann Georg Mannsperger
Dieser Text ist zuerst erschienen in:
Dark Star - R: John Carpenter USA 1973 D: Brian Narelle, Cal Kuniholm
Für Drehbuch, Ausstattung und Spezialeffekte verantwortlich: Dan
O`Bannon (Drehbuch zu Alien, Total Recall, auch beteiligt an Alien 3)