Romantische Fahrt in die Welt der Nostalgie
Drei Haselnüsse für Aschenbrödel
'Drei Haselnüsse für Aschenbrödel' ist ein tschechischer Film, wie
man ihn liebt. Der besonders in der Weihnachtszeit immer wieder
ausgestrahlte 'Klassiker' von 1973 vermag den Zuschauer in eine Welt
voller Nostalgie zu versetzen. Der Stoff des Filmes ist altbewährt:
Ein armes, zu Unrecht schlecht behandeltes Mädchen findet ihren
Prinzen, und Standesunterschiede müssen der Liebe weichen.
Der Film erzählt von einem jungen Mädchen namens Aschenbrödel,
welches auf dem Hof ihrer verstorbenen Eltern lebt. Sie wird sowohl
von ihrer Stiefmutter als auch von ihrer Stiefschwester gepeinigt und
muß aufgrund deren Ablehnung wie eine Dienstmagd in Armut leben. Eines
Tages gibt der König des Landes die bevorstehende Vermählung seines
Sohnes bekannt und lädt zahlreich heiratsfähige Damen zum Ball.
Aschenbrödels Stiefschwester ist ebenfalls eingeladen und macht sich
über sie lustig, da sie in Schmutz und Armut derweil zu Hause niedere Arbeit verrichten muß. Ein
Angestellter des Guts holt nun für den Ball Stoffe aus der Stadt und
schenkt Aschenbrödel drei Haselnüsse, die ihm unterwegs auf die Nase
gefallen sind. Die Nüsse erweisen sich als magisch und die erste
geöffnete Nuss enthält ein Jagdkostüm, in welchem Aschenbrödel dem
Prinzen begegnet. Sie wird Jagdkönigin und erregt so seine
Aufmerksamkeit; flieht jedoch vor ihm, bevor er ihre Identität
erfährt. Die zweite Nuss trägt ein wunderschönes Ballkleid in sich und
das Mädchen erscheint auf dem Fest als geheimnisvolle Fremde. Der
Prinz verliebt sich in sie und hat fortan nur noch Augen für
Aschenbrödel. Wiederum flieht sie, bevor er herausfinden kann, wer sie
ist. Er ist fest entschlossen sie zu heiraten, doch sie hat ihm vor
ihrer Flucht ein Rätsel gestellt - er muss erst entdecken, um wen es
sich bei ihr handelt. Mit einem verlorenen Ballschuh von ihr in der
Hand macht er sich auf die Suche, seine auserkorene Braut zu finden.
Der kleine Schuh passt keiner Frau, denn diese soll seine werden, da
er ihr Gesicht nicht kennt, weil es mit einem Schleier bedeckt war.
Die Stiefschwester versucht dem Prinzen weiszumachen, sie sei die
Auserwählte - doch zu ihrem Leidwesen wird sie entlarvt. Nach einigen
Turbulenzen entdeckt er Aschenbrödel in einem Hochzeitskleid, welches
aus der dritten Nuss stammt. Er steckt ihr unter Jubel des Gesindes
einen Verlobungsring an den Finger und reitet mit ihr durch den Schnee
Richtung Schloss.
'Drei Haselnüsse für Aschenbrödel' rührt bereits seit Jahren
Zuschauer an. Die winterliche Landschaft und die traumhaft wirkende
Musik unterstreichen den romantischen Stoff des Filmes. Die Charaktere
sind überzeugend gespielt, besonders die der beiden Protagonisten.
Lediglich die Requisite und die Kostüme lassen zeitweise zu wünschen
übrig. So wirken die Kronen des Königspaars wie eine bearbeitete Cola-Dose und der Ballsaal gleicht mehr
einer Turnhalle. Wenn man den Film mögen möchte, darf man sich an dem
gelegentlich sehr vordergründigen Humor nicht stören und muss den
Schwerpunkt mehr Richtung Unterhaltung und nostalgischen 'Kitsch' denn
Anspruch setzen.
Insgesamt wird ein sehr gelungenes und in sich geschlossenes Werk
präsentiert und die Thematik bleibt ständig aktuell. Der Film löst
alles zur Vollkommenheit hin auf, Standesunterschiede müssen der Liebe
weichen und Ungerechtigkeit muss letztendlich das Feld räumen. Der
herrlich unrealistische Verlauf samt Happy-End macht das Märchen erst
zu dem, was es ist und lässt Menschen träumen - sofern sie dazu bereit
sind.
Nadine Holtwick
Diese Kritik ist zuerst erschienen bei:
filmrezension.de - online-magazin für filmkritik
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Drei Haselnüsse für Aschenbrödel (Tri orisky pro popelku)
Regie und Drehbuch: Václav Vorlícek nach dem Märchen von Bozena Nemcová; Kamera: Josef
Illík; Darsteller: Libuse Sanfránková, Pavel Trávnicek, Carola Braunbock, Rolf Hoppe u.a.
CSSR/DDR 1973, 86 Minuten, FSK: ab 6