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Drum
Geschichte als
Geschichte
In "Drum" erzählt der südafrikanische
Regisseur Zola Maseko eine Geschichte über die Anfänge des Kampfes
gegen die Apartheid in seinem Heimatland. Im Film läßt sie sich so
an: Mitte der 1950er Jahre beginnt die Lifestyle-Zeitschrift "Drum",
Artikel ihres Redakteurs Henry Nxumalo zu veröffentlichen, die Ungerechtigkeiten
und Verbrechen der Buren an der schwarzen Bevölkerung zum Thema haben.
Schnell steigert das Blatt mit den gefährlichen Themen, die von der körperlichen
Schikane auf den Farmen, den Folterungen und Erniedrigungen im Gefängnis
und schließlich den Plänen, den multi-ethnischen Stadtteil "Sophiatown"
für die weiße Bevölkerung Johannisburgs zu räumen, seine
Auflage. Immer bekannter wird "Drum" für ihren investigativen
Journalismus, bei dem Henry mehr als einmal sein Leben riskiert. Schließlich
beginnt sogar der sich gerade um Mandela formierende ANC, sich für "Drum"
und seine Macher zu interessieren. Doch als Henry immer mehr politische Verschwörungen
aufdeckt, die die Schwarzen benachteiligen, ist sein und das Leben seiner Familie
und Kollegen in Gefahr.
Zola Maseko sei es besonders darauf angekommen, die
Geschichte der Befreiungsbewegung aus der Perspektive der Betroffenen zu erzählen,
"bevor es jemand anderes tut." (Maseko) So ist sein Debütfilm,
der als Startbeitrag auf dem Münchner Filmfest 2005 gespielt wurde, auch
weniger ästhetisch als historisch interessant. Der bisherige TV- und Dokumentarfilmregisseur
wechselt das Genre und die Gattung - bleibt dem Duktus des Dokumentierens jedoch
treu. Um die Geschichte seines Landes nun endlich auch breitenwirksam über
die Landesgrenzen hinaus zu konkretisieren, nutzt er die Mittel des erzählenden
Spielfilms. Daß "Drum" auf einer wahren Begebenheit beruht,
stellt Maseko voran.
So bleiben Darsteller, Bildkomposition und alle Mittel
des erzählenden Spielfilms dem Zweck untergeordnet, eine Präsentation
historischer Begebenheiten nachzuzeichnen. "Drum" ist damit ein unauffälliger,
leiser Film, der den Zuschauer vor allem durch seine Idee zu faszinieren versucht.
Gleichzeitig steht er für den Beginn einer filmkünstlerischen Auseinandersetzung
mit der jüngeren (süd)afrikanischen Geschichte, deren Protagonisten
und Begebenheiten den Zuschauern hierzulande wohl erstmals in derart eindringlicher
Form präsentiert werden dürfte.
Stefan Höltgen
Diese Kritik ist zuerst erschienen
im:
Drum
USA/ZA/D 2004. R,B: Zola Maseko. B: Jason Filardi, Tim Grimes. K: Lisa Rinzler. S: Andrew Shaw. M: Cedric Gradus Samson. P: Armada, Nova Films, u.a. D: Taye Diggs, Jason Flemyng, Gabriel Mann, Moshidi Motshegwa u.a. 95 Min. Kinowelt ab 1.12.05
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