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Ein
Herbstnachmittag
Nachleben,
After Life, Ozus letzter Film. Drei ältere Männer, Freunde, ihr früherer
Lehrer, sie trinken und trinken. Im Film über Ozu berichtet die Witwe Kogo
Nodas, des Drehbuchautors, von der Zusammenarbeit der beiden: Sie standen auf
und tranken Sake. Sie gingen spazieren, sie arbeiteten eine Stunde am Buch.
Dann aßen sie, dann tranken sie, dann waren sie erheiterter Stimmung und
saßen zusammen von acht bis zwölf und schrieben. So ähnlich
ist dieser Film. Mit spielerischer Leichtigkeit ziehen die vertrauten Motive
vorbei, der Witwer, gespielt von Chishu Ryu, wem sonst, der seine Tochter zu
verheiraten sucht, obwohl er es nicht will. Der Mann, den sie möchte, der
aber vergeben ist, also nimmt sie den, den man ihr vorschlägt, aus guter
Familie. Gesellige Runden, man scherzt und trinkt und ist sentimental. Der Abschied
von den Kindern als erster Tod, danach ist alles Melancholie, Nachleben, gelöste,
niemals dramatische Einsamkeit.
Tiefe,
gelassene Heiterkeit. Beschwingte Musik, unvergesslich die Szene, in der Chishu
Ryu seinen einstigen Untergebenen trifft, es wird der alte Marsch gespielt vom
Stolz der japanischen Armee, der Mann salutiert und marschiert, man hat eine
Menge getrunken, durch die winzige Bar. Und Chishu Ryu erzählt zuhause,
dass die Bardame aussieht wie seine Frau, die gestorben ist. Das ist wohl Unsinn,
aber er hätte es gerne. Die Zeit ist nicht stehengeblieben, Fernseher,
Bügeleisen, Kühlschränke, der Golf-Abschlagsplatz auf dem Dach
des Hauses. Und jedes Bild zeugt von einer Meisterschaft, die nichts zu beweisen
hat. Es gehen einem die Augen über, so unspektakulär ist das. Die
Gassen, die Bars, die Häuser. Die Farben, die Musik und Sake. Der Übermut,
die Albernheit alter Männer, die zusammensitzen und trinken und sich gegenseitig
aufziehen. Chishu Ryu und Yasujiro Ozu. Im Zimmer nebenan, das ist gewiss, sitzt
Setsuko Hara und lächelt, wie sie immer lächelt. "Der vollkommenste
aller vollkommenen Ozu-Filme." (Harry Tomicek) "Das Ende einer Ozu-Retrospektive
ist immer ein persönlicher Verlust." (Fritz Göttler)
Dieser
Text ist zuerst erschienen bei:
Ein
Herbstnachmittag
(An Autumn Afternoon)
SANMA
NO AJI
Japan
- 1962 - 115 min.
Erstaufführung:
9.1.1984 ARD
Produktionsfirma:
Shochiku (Ofuna)
Regie:
Yasujirô Ozu
Buch:
Yasujirô Ozu, Kôgo Noda
Kamera:
Yûshun Atsuta
Musik:
Kojun Saitô
Darsteller:
Chishû
Ryû (Shuhei Hirayama)
Shima
Iwashita (Michiko Hirayama)
Shinichiro
Mikami (Kazuo Hirayama)
Keiji
Sada (Koichi)
Teruo
Yoshida (Miura)
Eijiro
Tohno (Sakuma)
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