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Ein
perfekter Mord
So befriedigend wie traurig ist,
daß, wenn ein an Subtilitäten aller Art herzlich wenig interessierter
Regisseur wie Andrew Davis sich daran macht, ein Hitchcock-Remake
zu inszenieren, genau das herauskommt, was man vermuten würde: nichts Vernünftiges
nämlich. Das Original heißt 'Dial M for Murder' war von Hitchcock
1953 als schnörkelloses Kammerspiel nach einer Theatervorlage gefilmt worden.
Was das Studio damals geritten hat, das Ganze als 3D-Experiment drehen zu lassen,
hat allerdings noch nie jemand verstanden - und es klingt nach einem Zusatzbonus,
den der neue Film viel nötiger hätte.
Das Grundgerüst der Handlung
ist übernommen worden, allerdings mit einschneidenden Veränderungen
an entscheidenden Stellen. Es will ja durchaus einleuchten, daß man die
einst von Grace Kelly als eingeschüchterte und den Manipulationen ihres
Mannes hilflos ausgelieferte Hausfrau gespielte weibliche Hauptfigur heute so
nicht mehr in Szene setzen kann. Aber was tut man - Gwyneth Paltrow ist jetzt
die in so gängigen Sprachen wie Serbisch und Arabisch (von Spanisch und
Französisch schamvoll zu schweigen) beschlagene UN-Superfrau, schön,
tough und letztlich umso törichter, wenn sie an zwei Männer gerät,
die ihr an den Geldbeutel und im Zweifel gar ans Leben wollen. Letzteres hat
bereits mit der zweiten Veränderung zu tun; denn während im Original
der Liebhaber eine nette, aber ziemlich blasse Nebenfigur war und der (unsanft
verhinderte) Mörder über eine etwas aufwendige Konstruktion mit dem
Vorleben des auf Mord sinnenden Ehemannes verknüpft worden ist (immerhin
kam Hitchcock so zu seinem diesmal Foto-Cameo), hat man die beiden Figuren nun
kurzerhand quasi zusammengelegt - freilich muß aus diesen Plotgründen
eine bloß erzähltechnisch notwendige Stellvertreter-Mörderfigur
erfunden und aus der Gleichung sofort wieder rausgekürzt werden. Jedenfalls
ist der Liebhaber nun zugleich der schäbige Abkassierer
und Heiratsschwindler - und das haut psychologisch einfach nicht hin, oder hätte
wenigstens eines besseren Schauspielers als des Schönlings Viggo Mortensen
bedurft.
Ansonsten hat man sich damit begnügt,
alles ein wenig aufzublasen. Das Kammerspiel etwa nimmt nun viel New Yorker
Raum ein, Michael Douglas zitiert seine Rolle als abstürzender Finanz-Hai
aus 'Wall Street' und mehr Blut fließt auch. Letzteres darf man ruhig
als Allegorie des Scheiterns dieses Films nehmen, denn dieser Überschuß
und Überfluß fügt der Vorlage außer Quantität nichts
hinzu, und so geht das dauernd. Beibehalten, aber vergröbert, hat man die
Aufmerksamkeit auf jede Menge kleiner (Schlüssel-)Objekte, Schals, Schlüssel,
das Telefon. Das weist die Macher immerhin aus als brave Schüler des Meisters.
Aber wie das mit braven Schülern so ist. Sie langweilen ziemlich bald und
produzieren nichts als schales Kunsthandwerk.
Ekkehard Knörer
Dieser Text ist
zuerst erschienen in:
Ein
perfekter Mord
A
PERFECT MURDER
USA
- 1998 - 107 min. - Erstaufführung: 8.10.1998/23.4.1999 Video
Regie:
Andrew Davis
Buch:
Patrick Smith Kelly
Vorlage:
nach dem Bühnenstück "Dial M For Murder" von Frederick Knott
Kamera:
Dariusz Wolski
Musik:
James Newton Howard
Schnitt:
Dennis Virkler, Dov Hoenig
Darsteller:
Michael
Douglas (Steven Taylor)
Gwyneth
Paltrow (Emily Bradford Taylor)
Viggo
Mortensen (David Shaw)
David
Suchet (Inspektor Mohamed Karaman)
Sarita
Choudhury (Raquel Martinez)
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