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Ein
verlockendes Spiel
George Clooney versucht sich in seiner
dritten Regiearbeit "Ein verlockendes Spiel" am Screwball-Pastiche
um Heldenlegenden und Football-Stars.
Die Kunst der Komödie ist eine alchimistische
Kunst und darum ist, wenn die Mischung nicht stimmt, die Komödie auch bei
den schönsten Zutaten ganz schnell futsch. Wer würde zum Beispiel
etwas gegen George Clooney als schöne Zutat sagen, vor der Kamera und auch
dahinter. Oder gegen Renee Zellweger, schon gar, wenn sie eine freche junge
Reporterin spielt, wie man sie aus den Hollywood-Screwball-Komödien der
dreißiger und vierziger Jahre kennt. Randy Newman, der das kann, macht
die beschwingte Musik dazu. Es hilft aber alles nichts: Clooneys dritte Regiearbeit
"Ein verlockendes Spiel" ist wie ein altes Propellerflugzeug, das
mit viel Lärm stundenlang über die Startbahn tuckert, aber irgendwie
nicht vom Boden kommt.
Der Film ist Hommage und Pastiche zugleich.
Er erzählt von den - schwierigen, schmutzigen, schlammigen - Anfängen
des amerikanischen Profi-Fußballs in den zwanziger Jahren. Und er träumt
sich zurück in die goldene Hollywoodzeit, in der schöne Männer
schönen Frauen schöne Augen machten und dabei nach Salven von schnippischen
Antworten und genau gezielten Riposten zuletzt Kuss, Frau und Ehe bekamen. Erstaunlicherweise
baut "Leatherheads" eine solche Konstellation ziemlich aufwändig
nach. Nur dass die Dialoge weit weniger scharf und präzis sind als etwa
in Howard Hawks' viel, viel bösartigerem Film "His Girl Friday",
der hier in mancherlei Hinsicht Vorbild ist. Und davon ganz abgesehen, dass
über das dabei entworfene Nahkampf-Verhältnis der Geschlechter die
Zeit, mit Grund und zum Glück, doch hinwegging.
Die Figur, die etwas unbeholfen in der
Dreiecksgeschichte den Dritten gibt, hilft nicht weiter. Es ist das Football-Ass
Carter Rutherfurd (John Krasinski), um dessen herumtrompeteten Weltkriegsruhm
es weniger gut bestellt ist als die Legende will. Die Reporterin Lexie Littleton
(gespielt eben von Renee Zellweger) kommt dahinter, indem sie sich zu verlieben
vorgibt und dann auch verliebt. Der alternde Football-Spieler Doge Connelly
(George Clooney) wird eifersüchtig und dann so weiter.
Vieles, das hier geschieht, sah auf dem
Papier womöglich sehr komisch aus. Daran, dass alle Beteiligten die besten
Absichten hatten, gibt's eh keinen Zweifel. Aber etwas stimmt mit dem Timing
nicht. Der ganze Film ist in keiner Sekunde mehr als Pastiche und ginge doch,
das ist unübersehbar, auf so eine ganz elegante George-Clooney-Art gerne
sehr zu Herzen. Der ganze Eifer aber, die liebevolle Mühe, die hier in
jedes Detail gesteckt wurde: sie sind vergebens. Es fehlen die Kälte sowohl
als der Eigensinn, die etwa das im Ansatz nicht unähnliche Coen-Brüder-Pastiche
"Hudsucker
- Der große Sprung"
so überreichlich besaß. Einzig einen Oscar, gäbe es ihn, für
guten Willen, hätte sich Clooneys "Ein verlockendes Spiel" verdient.
Ekkehard Knörer
Dieser Text ist zuerst erschienen
am 04.06.2008. in: www.perlentaucher.de
Ein
verlockendes Spiel.
USA
2007 - Originaltitel: Leatherheads - Regie: George Clooney - Darsteller: George
Clooney, Renee Zellweger, John Krasinski, Wayne Duvall, Stephen Root, Peter
Gerety, Keith Loneker
Dt.
Start: 05.06.2008
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