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Elling
- Nicht ohne meine Mutter
Das
Prequel zu Petter Næss' Erfolgsfilm Elling
Vier
Romane hat der norwegische Romanautor Ingvar Ambjørnsen über die
Figur Elling geschrieben. Petter Næss' Verfilmung gleichen Titels aus
dem Jahr 2000 war so erfolgreich, dass laut Internet Movie Data Base in Hollywood
derzeit sogar ein amerikanisches Remake geplant ist. Und das wird vermutlich
ähnlich rührselig ausfallen, wie zuletzt Sean Penns Ich
bin Sam.
Elling, ein liebenswerter, aber sehr verstörter und sozial isolierter Mann
in den Vierzigern, musste in Næss' "Elling"-Verfilmung nach
dem Tod seiner Mutter lernen, allein in der Welt zurechtzukommen. Der Film interessierte
sich dabei weniger für eine spezifische Krankengeschichte als für
allerlei stereotype, meistens witzig gemeinte (und ausgesprochen harmlose) Situationen,
in die das Drehbuch seine Figur manövrierte.
Filme
über behinderte (oder mental/körperlich/sozial herausgeforderte) Menschen
sind ein Garant für Kritiker- und Publikumspreise - meistens jedoch aus
den falschen Gründen. Die Fortsetzung zu Elling, die
selbst für einen kleinen Kinomarkt wie Norwegen wohl unvermeidlich war,
ist hierfür ein gutes Beispiel.
Eva
Isaksen hat sich mit Elling
- Nicht ohne meine Mutter
der Vorgeschichte von Ambjørnsens Held angenommen. Ihr Prequel beginnt
im Wohnzimmer der Mutter, die sich nach unserer ersten Begegnung mit Elling
als überraschend liebevolle Person herausstellt. Sie bringt viel Verständnis
für die Eigenarten ihres Sohnes auf, ohne zu erkennen, dass er eigentlich
medizinische Hilfe benötigt. Um ihn aus seinem Schneckenhaus zu locken,
spendiert sie ihm und sich eine gemeinsame Urlaubsreise nach Mallorca. Diese
neue Situation bringt Elling in ungeahnte Schwierigkeiten, denen er sich zunächst
stellen muss. Doch was sich in Næss' Film noch in feiner Balance zwischen
humorvollen Abstrusitäten und der genauen Beobachtung von Ticks befindet,
wird bei Eva Isaksen sukzessive einem unterschwellig denunziatorischen Ton geopfert.
Ellings Gewohnheiten, seine Zwanghaftigkeiten verkommen zu geschmacklosen Lachnummern,
was im Zusammenhang mit einigen gefühlsduseligen Momenten sogar einen zynischen
Unterton bekommt. Während die Mutter ihren Urlaub in vollen Zügen
genießt, zeigt Elling immer vehementere Abwehrreaktionen gegenüber
seiner Umwelt. Mutter verbringt ihre Abende in Gesellschaft eines gleichaltrigen
Mannes, während der Sohn sich dem Glanz der Sterne und dem Spiel mit einer
streunenden Katze hingibt. Das Kindliche hat bei Elling alle Kommunikationsfunktionen
übernommen. Der komplexen Figur aus dem ersten Film wird das kaum gerecht.
Wo
Prequels normalerweise einer bekannten Geschichte Tiefe verleihen sollten, verflacht
Elling
- Nicht ohne meine Mutter
zusehends. Im Grunde besteht der Film aus immer neuen Variationen eines verbissen
vorgetragenen Themas: Der asexuelle, neurotische Sohn versucht zu verhindern,
dass seine Mutter Sex hat. Zu dieser ärgerlichen Verklemmtheit passt, dass
der Film wie eine Episode des "Traumschiffs" aussieht.
Andreas
Busche
Eva
Isaksen erzählt die Vorgeschichte des liebenswerten gestörten Elling.
Die Umsetzung ist grob, mit platten Lachnummern und einem fast denunziatorischen
Unterton.
Diese
Kritik ist zuerst erschienen in:
Elling
– Nicht ohne meine Mutter
Mors
Elling
Norwegen
2003. R:
Eva Isaksen. B:
Axel Hellstenius (nach dem Roman "Ententanz" von Ingvar Ambjørnsen).
P: Dag Alveberg. K:
Rolv Håan. Sch:
Pål Gengenbach. M: Lars Lillo-Stenberg. T: Arne Hansen. A:
Martin Gant. Ko: Aslaug Konradsdottir. Pg: Maipo film & tv-produksjon. V:
Arsenal. L: 80 Min. Da: Per Christian Ellefsen (Elling), Grete Nordrå
(Mutter), Helge Reiss (Bugge-Hovik), Christin Borge (Mag), Per Schaaning (Georg),
Lena Meieran (Grete Iversen), Ane Dahl Torp (Stewardess).
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