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Erbarmungslos
Clint
Eastwood als gealterter Gunfighter, der noch einmal einen Mordauftrag annimmt
- das unumstrittene Western-Meisterwerk der 90er.
Inhalt
Big Whiskey, ein kleines Kaff irgendwo im Westen. Ein
Cowboy zerschneidet der Prostituierten Delilah (Anna Levine) das Gesicht, weil
sie über seinen kleinen Penis gelacht hat. Sheriff "Little Bill"
Daggett (Gene Hackman) wird geholt: Er lässt den Cowboy und seinen Freund
auspeitschen und verhängt eine Strafe von sieben Pferden [Anm. 1]. Die Prostituierten sind empört und legen ihr Erspartes
zusammen, um ein Kopfgeld auf die beiden Cowboys auszusetzen. Der junge Schofield
Kid (Jaimz Woolvett) will sich diese 1000 Dollar holen. Um einen erfahrenen
Mann auf seiner Seite zu haben, reitet er zur Schweinefarm des legendären
Killers Bill Munny (Clint Eastwood). Dessen verstorbene Frau hat ihm das Trinken
und Schießen abgewöhnt, und er führt eine armselige Existenz
mit seinen Kindern. Als ihm klar wird, dass seine Schweinezucht vor dem Ende
steht, denkt er um - sein Anteil am Kopfgeld soll seinen Kindern eine besser
Zukunft bieten.
Auf dem Weg nach Big Whiskey überredet Munny trotz
Kids Widerstand seinen alten Partner Ned Logan (Morgan Freeman) mitzukommen,
um die Ehre der Prostituierten wiederherzustellen. Inzwischen ist ein anderer
Kopfgeldanwärter schon im Städtchen angekommen: English Bob (Richard
Harris), eleganter britischer Revolverheld samt eigenem Biographen, W.W. Beauchamps
(Saul Rubinek). Doch Sheriff Little Bill, der ihn von früher kennt, verhaftet
ihn wegen Waffenbesitzes (Bill hat in Big Whiskey ein Waffenverbot erlassen)
und prügelt ihn halbtot, um ein Exempel zu statuieren. Nach weiteren Demütigungen
jagt er ihn aus der Stadt, die inzwischen vom Trio um Will Munny erreicht wurde.
Während seine Partner sich als Anzahlung bei den Prostituierten vergnügen,
fällt der nach einem Unwetter fiebernde Will in die Hände des Sheriffs
und wird ebenfalls zusammengeschlagen. Von den beiden anderen gefunden, wird
er in einer kleinen Hütte außerhalb der Stadt von Delilah gesundgepflegt.
Obwohl inzwischen klargeworden ist, dass Kid kurzsichtig ist, machen sich die
Drei auf, um die beiden Coboys zu töten. Das wird Little Bill natürlich
als Angriff auf seine Rechtsprechung verstehen...
Kritik
“Who are these men?"
"To you, my friend, they are
the angels of Death"
- Neil Parker (John Harron) und Murder
Legendre (Bela Lugosi) in White
Zombie
Big Whiskey heißt das armselige,
halbfertige Grenzkaff. Es muss so heißen: Die Mörder trinken, um
töten zu können. Und dann trinken sie noch mehr, um damit fertigzuwerden.
So viel, dass sie bereit sind, wieder zu töten. Es wird viel getrunken
in Big Whiskey. Erbarmungslos spielt nach der ersten Erschließung des Westens,
als sich die Zivilisation langsam zu formen beginnt. Die ehemaligen Revolverhelden
sind müde geworden, und alt. Manche haben sich auf die Seite des Gesetzes
geschlagen wie einst Billy The Kids Widersacher Pat Garrett (so wie Little Bill),
andere haben sich bei Firmen anstellen lassen (English Bob tötete Chinesen
für die Eisenbahn), wieder andere haben sich im Hinterland verkrochen,
so wie Bill Munny und sein alter Kumpel Ned. Ihre Legenden leben alleine weiter,
denn sie sind das Resultat von Mythenbildung. Als wir den so berüchtigten
Bill Munny zum ersten Mal sehen, versucht er gerade die Schweine in seinem kleinen
Koben zu bändigen - ohne Erfolg. Das Schießen wie das Trinken, die
zwei Routinen von Westernmännlichkeit hat er sich abgewöhnt, er fällt
fast vom Pferd, als er es zum ersten Mal seit langem wieder besteigen will,
und als er versucht, eine Dose auf geringe Entfernung zu treffen, braucht er
ein Gewehr, weil ihn das Geschick im Umgang mit dem Revolver verlassen hat.
Aber eigentlich beginnt alles bei den Frauen. Die einzigen
Frauen in Big Whiskey sind die Nutten. Delilah macht den Fehler, einen ihrer
Kunden auszulachen ("his pecker was so little...she didn´t know better",
sagt Strawberry Alice [Frances Fisher ], die Anführerin der Prostituierten,
später - der Anfang des Blutvergießens nimmt seinen Ausgangspunkt
in einer lächerlichen Kränkung männlicher Eitelkeit). Man zerschneidet
ihr das Gesicht - die Frauen sind nicht mehr wert als Vieh; diese Tradition
des alten Westens hat man behalten. Konsequenterweise sollen ein paar Pferde
den Gesichtsverlust ersetzen (der Chef des Bordells ärgert sich über
den Vorfall mehr insofern, als er eine Einnahmequelle verloren hat, nichts weiter)
- "We´re whores, no horses", antwortet Alice. Die Frauen wissen,
dass sie Ausgestoßene sind, aber sie haben noch einen Funken Ehre (tatsächlich
sind sie das moralische Zentrum des Films: Als später das Töten beginnt,
schneidet Eastwood immer wieder auf die Reaktionen der Umstehenden - die Prostituierten
sind die Einzigen, die Entsetzen zeigen). Der einzige Widerstand, der ihnen
möglich ist, ist aus ihrem mühsam Ersparten ein Kopfgeld zusammenzukratzen.
Die Mörder lassen nicht lange auf sich warten.
Und das Töten ist das zentrale Bild von Unforgiven (Unverziehen, nicht Erbarmungslos, wie der deutsche
Titel irreführenderweise behauptet - es gibt keine Erlösung von der
Schuld der Vergangenheit). "Is she dead?", fragt Little Bill, als
er das Puff betritt, um nach der verletzten Hure zu sehen. "No, she´ll
live", lautet die Antwort, und der Tonfall macht klar, dass das eigentlich
das schlimmere Schicksal ist. Auch Bill Munny wird von den Geistern des Todes
gejagt: Seine Frau, die ihn reformiert hat, ist gestorben, und obwohl er seine
"wicked ways" seither verleugnet, klebt das Blut seiner Opfer noch
immer an seinen Händen. Die Fabel hinter Unforgiven ist einfach: Ein amerikanischer Mörder, der zum
normalen Bürger werden will, und feststellen muss, dass er dazu verdammt
ist, auf ewig ein Mörder zu bleiben. Und das Morden hat seinen Glanz verloren.
Es gab schon einmal eine Ära im amerikanischen Western,
die schonungslos von seinem verfaulten Kern erzählte. Nachdem Mitte der
Sechziger der Italowestern (dem Eastwood seinen Durchbruch verdankt) auf subversive
Weise die Moral des Edelwesterns endgültig eingerissen hatte, beschäftigten
sich die Filmemacher mit der düsteren Seite des amerikanischen Heimatgenres:
Das Sterben gealterter Legenden (Don Siegels The
Shootist - Der Scharfschütze), die
Vernichtung der Indianer (Arthur Penns Little
big man ), der Westen als Vietnam (Peckinpahs The Wild Bunch)
- aus dieser Zeit, lange bevor sein Autor David Webb Peoples (zum
Beispiel mit Blade
Runner ) bekannt wurde, stammt auch
das Drehbuch zu Unforgiven. Eastwood wollte es schon damals verfilmen und die Rolle
des Kid spielen. Als das nicht zustande kam, wartete er zwanzig Jahre, um alt
genug zu sein, und spielte dann Bill Munny. Damit führt er nicht nur fort,
was sein Werk so einzigartig macht (die ständig erweiterte Dekonstruktion
seines Leinwandimages), er setzt auch einen Schlusspunkt unter ein totgesagtes
Genre - nicht zufällig endet der Film an einem verlassenen Grabstein und
ist Eastwoods Mentoren, Siegel und Sergio Leone gewidmet.
Vor dem Hintergrund der frühen Siebziger/späten
Sechziger erhalten auch einige Details des Films einen völlig anderen Bezug.
Zum Beispiel English Bob, der englische Möchtegern-Gentlemankiller. Dessen
Ankunft im Film ist ein langer Monolog über die Vorteile der Monarchie:
Einen Präsidenten erschieße man schon mal schnell, bei königlichem
Blut aber würde man zögern (die Kennedy-Attentate schwingen noch nach).
Gleichzeitig bringt uns das zu einer weiteren Qualität von Eastwoods Schaffen
als Regisseur in den 90ern - hatte er auch schon früher den Western mehrfacher
Revision unterzogen, so war er nun soweit, auch große Ensemblefilme zu
drehen (früher waren die Nebenfiguren oft nur Staffage rund um die Geschichte
des Helden) - Unforgiven ist so ein Prachtstück einer Gruppenleistung, in
dem jeder Figur Raum gelassen wird. Es gibt da eine wundervolle Einstellung
von English Bob, als er per Kutsche in Big Whiskey eintrifft, und so mitgerissen
ist von seinen prahlerischen Erzählungen, dass er mit dem Finger wie ohne
es zu merken auf ein paar vorübergehende Chinesen zielt. Eine spielerische,
nicht unelegante Erinnerung an seine Zeit als gedungener Mörder bringt
den Charakter auf den Punkt, Richard Harris´ Erscheinungsbild aus englischer
Würde und verschlagenen Falten ist ohnehin ideal.
Aber nicht ganz: Bobs Biograph W.W. Beauchamps, der seine
Taten in Groschenheften ("The Duke Of Death") verewigt, muss, nachdem
er und Bob wegen Waffenbesitzes von Little Bill inhaftiert wurden, so einiges
über seinen Auftraggeber erfahren. Etwa von dessen berühmter Auseinandersetzung
mit "Two Gun Corcoran". Den hat Bob nicht, wie behauptet, heldenhaft
im Duell getötet, sondern nur durch einen Glücksfall bei einer sturzbesoffenen
Auseinandersetzung (wieder um eine Frau) glücklich erwischt, nachdem dessen
einzige Pistole (seinen Spitznamen hatte er wegen der Länge seines Gemächts)
bei einer Ladehemmung explodierte. Bob torkelte zum wehrlosen Mann und schoss
ihn durch die Leber (immer wieder führt Unforgiven das Töten und das
Trinken zusammen).
Wie Gene Hackman als Little Bill diese Geschichte mit
einer Mischung aus Abscheu, Spott ("The Duck Of Death") und Genuss
zum Besten gibt, ist eine Glanzleistung für sich. Überhaupt zählt
Hackmans Charakter zu den faszinierendsten im Film. Little Bill ist den schlauesten
Weg unter den ehemaligen Kopfgeldjägern gegangen: Er darf weiter töten,
nur eben im Namen des Gesetzes. Nominell ist Hackman der Schurke des Films,
aber seine Figur ist ein ausgefeiltes, rundes Ganzes. Zum einen ist auch bei
ihm eine gewisse Müdigkeit festzustellen (er versucht zuerst, die entstehenden
Probleme pragmatisch zu lösen, bevor sein Hang zur Gewalt wieder mit ihm
durchgeht), und wie alle anderen Mörder des Films hat er einen Traum von
der Normalität. Seiner ist der Schönste, weil er der Lächerlichste
ist. Er hat sich selber eine windschiefe Hütte zusammengezimmert (es regnet
durch hundert Löcher), vor der er einmal pfeiferauchend im Schaukelstuhl
sitzen will, und den Sonnenuntergang genießen. Sie ist sein ein und alles,
sie ist das Gespött des Dorfes.
Aber auch Little Bill kann seine Vergangenheit nicht
verleugnen: Um den neuen Frieden zu sichern, prügelt er zwei Männer
halb tot und ermordet einen Dritten. Er hat die Macht, die Gewalt legal auszuleben:
Schusswaffen verbietet er in Big Whiskey, denn er ist das Gesetz und als solches
im alleinigen Besitz des Waffenscheins (lies auch: Kriegstechnologie; was offensichtlich
vor dem Hintergrund von Vietnam ins Drehbuch einging - die selbsternannte Weltpolizei
USA als Erbe der Frontierideologie, wurde ausgerechnet in den Händen des
alteingesessenen Konservativen Eastwood zum einzigen Hollywoodfilm, der während
des Golfkriegs ein Statement zur amerikanischen Außenpolitik abgab - und
er schenkt sich dabei nichts: Wenn Bill Munny am Ende wieder völlig zum
versoffenen Killer regrediert ist und nichts anderes mehr herausbrüllen
kann als "I´ll motherfucking kill everything in sight", flattert
zum einzigen Mal die Amerikaflagge deutlich sichtbar hinter dem Helden. Einen
ähnlich bösartig-klarsichtigen Revisionismus zeigt auch eine spätere
Szene mit Morgan Freeman, die nicht zufällig unangenehme Ku-Klux-Klan-Assoziationen
wachruft: Das Zusammenspiel von Gesetz und Rassismus, damals mit Bezug auf die
Rassenunruhen der 60er, in den 90ern Rodney King).
In Gestalt von Little Bill und Beauchamps erzählt
Unforgiven auch seine Variante von der falschen Legendenbildung
des Westens: Der Schreiber ist nicht der sonst so gern gesehene aufrechte Journalist,
sondern ein mickriger Groschenautor, der sein Fähnchen nach dem Wind hängt,
der Vertreter des Gesetzes hat mit Recht und Ordnung wenig am Hut, er greift
nur durch, um Ruhe zu haben und seinem Hang zur Brutalität zu frönen.
Doch die entfesselte Elementarbrutalität ist Bill
Munny selbst, der einen umgekehrten Passionsweg durchschreitet. Aus dem alten
Gerümpel im Schweinekoben, das in einer fast schon bigott anmutenden Reformation
lebt, schält sich langsam das wahre Antlitz hervor. Obwohl Unforgiven wie die meisten Filme seines Regisseurs in prächtigen,
eindrucksvoll eingefangenen Landschaften spielt, ist er durch und durch schäbig,
weil es seine Charaktere sind (auf andere Art als Leones Italowestern, wo das
gleiche gilt, aber wegen Budgetbeschränkung und zynischer Coolness). Die
Rachemorde an den beiden Cowboys zählen zu den armseligsten der Filmgeschichte:
Einer kriecht mit verletztem Bein auf den schützenden Felsen zu, während
der eingerostete Munny aus sicherer Entfernung mehrere Versuche braucht, um
ihn zu treffen, der Andere (der gar nicht weiß, wie ihm geschieht: Er
war ja nur zufällig mit im Bordell) wird ganz würdelos (und unbewaffnet)
von Kid im Plumpsklo erledigt [Anm. 2]. Das gönnt Unforgiven vielleicht auch seine einzig positive Note: Der kurzsichtige
Kid, der ironischerweise davon träumt nach altem Mythos ein gefürchteter
Revolverheld zu werden, wird mit der armseligen Wirklichkeit nicht fertig und
schlägt einen neuen Weg ein. Die Whiskeyflasche, aus der er trinkt, um
mit dem Töten fertigzuwerden, gibt er an Bill weiter wie eine Staffette:
Wenn der für den Showdown in einer regennassen Nacht in die Hauptstraße
einreitet, wird sie leer zu Boden fallen - der Mörder ist bereit.
Den Rückfall ins Blutgeschäft spielt Eastwood
mit gewohnter Zurückhaltung und Knorrigkeit: Bill ist wie alle Eastwoodhelden
ein Mann weniger Worte, aber zugleich ein abgehalftertes Wrack. Im "neuen"
Westen hat der gunfighter seinen Sinn verloren (Munny scheint kaum fähig,
seine zwei Kinder zu ernähren) und wie ein monströses Relikt kriecht
Eastwood hinter seinem Visier auf die Befreiung zu: Mit ungelenker Grazie schleppt
er sich zu seiner Bestimmung, durch pathetischen Schüttelfrost und nachtschwarze
Bilder, bevor er seine Maske fallen lassen kann und in den Grund seines Wesens
zurückfällt. Der Rausch des Mordens steht am Ende von Unforgiven,
und es ist das einzige, was seinem Helden bleibt, weil er nie etwas anderes
gelernt hat. Nach der Apotheose des Tötens in einer donnergeschüttelten
Dunkelheit verschwindet er buchstäblich.
Eine Reise ins Herz der Finsternis ist Unforgiven: Wie schon in zahlreichen vorigen Filmen Eastwoods versinkt
die Leinwand streckenweise in einer Dunkelheit, der das Fernsehbild kaum gerecht
werden kann (hier geht er damit noch weiter als in Bird und Pale Rider: Unforgiven schlägt den Westernhelden als Ursuppe des Noir-Serienkillers
vor). Ein einziges Mal, in der schönsten Szene des Films, erstrahlt alles
im Licht: Mit einem Schnitt, der den Zuschauer blendet, führt einen Eastwood
nach der Züchtigung Munnys durch Little Bill in einer Regennacht, die den
Showdown vorwegnimmt, in ein weißes Winteridyll, wo der Verletzte sein
positives Spiegelbild trifft (ansonsten erzählen die Doppelungen des Films
nur von den negativen Seiten, in ihrer Gegenüberstellung der Männer,
die das Morden verinnerlicht haben - Little Bill, Munny, English Bob - oder
Vertretern einer neuen Ära, die lieber verlogenen Träumen der Vergangenheit
nachlaufen - Kid und Beauchamps). Es ist die zerschnittene Nutte Delilah, die
Munny gesund pflegt. Sie bietet Munny an, ebenso wie seine Kumpane, "advance
payment" in Form von Naturalien anzunehmen (zugleich ihre einzige Möglichkeit,
Zuneigung zu verschenken). Munny weist sie zurück, und sie glaubt, es ist,
weil sie entstellt ist. Doch es ist sein letztes Festklammern an die Erinnerung
an seine Frau, die ihn zu ändern versucht hat, und der er die Treue halten
will. "We both have our scars, but you are beautiful", sagt er später,
wie um Vergebung bittend, zu Delilah. Er hat erkannt, dass er den Mörder
in sich nicht verleugnen kann.
Einen "angel" nennt er sie, als er sie zum
ersten Mal sieht, und auf seine Art hat er recht: Immer fassungsloser sieht
Delilah dem tödlichen Treiben zu, das sie nichtsahnend, zutiefst verletzt
ausgelöst hat, aber es ist zu spät, die Maschinerie aufzuhalten. Ein
zweites Mal wird ein Engel erwähnt in Unforgiven, als Munny durch den strömenden Regen nach Big
Whiskey reitet: Wo sich seine Partner mit Schnaps gegen die Kälte helfen,
lehnt er noch ab - er will nicht mehr in den Kreislauf des Tötens zurück.
Von Fieberanfällen gebeutelt hat er die Vision des "angel of death".
Er beschreibt ihn den beiden anderen, aber das Schrecklichste hat er ihnen nicht
gesagt, und er wird am Ende mit einem kalten, schmerzlichen Massenmord den Beweis
antreten: Er hat sein eigenes Gesicht gesehen.
Fazit: Einer der besten Filme der 90er - Regisseur/Hauptdarsteller
Eastwood dekonstruiert mit einem formidablen Ensemble die Mythen des Westerns
und sein Heldenimage.
Christoph
Huber,
18.09.2000
Dieser Text ist zuerst erschienen in:
Anmerkungen
Der aufmerksame filmentralen-Leser Raffael Pohl hat in dem Text Christoph Hubers zwei inhaltliche Fehler entdeckt, die er im Folgenden mit dem Einverständnis des Autors korrigiert:
Sheriff Little Bill Daggett hat vor, die beiden Cowboys persönlich auszupeitschen, wird jedoch vom Saloonbesitzer (und damit nach damaliger Auffassung auch Besitzer der Prostituierten) bedrängt, ihm die "zerstörte Ware" durch die beiden Cowboys ersetzen zu lassen. Little Bill akzeptiert dies, verzichtet auf das Auspeitschen und belässt es bei der Strafzahlung von sieben Pferden (fünf Pferde vom Täter und zwei von seinem Freund).
Der Cowboy, der auf dem Plumpsklo von Schofield Kid erschossen wird, ist derjenige der das Gesicht der Prostituierten zerschnitten hat. Der junge Cowboy, der von Bill Munny tödlich verwundet wird, ist der eigentlich Unschuldige (er bot der verletzten Prostituierten bei der Zahlung der von Little Bill verhängten Strafe zusätzlich sein bestes Pferd an, wird jedoch von den Frauen, die sich nicht mit Pferden aufwiegen lassen wollen, mit Kot beworfen).
Erbarmungslos
Unforgiven
USA 1992
Mit: Clint Eastwood, Morgan Freeman, Gene Hackman, Jaimz Woolvett
Regie: Clint Eastwood
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