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Fahrenheit
451
In
einer Welt der Zukunft, die nirgendwo zeitlich oder örtlich festgelegt
wird, legt der Feuerwehrmann Montag Feuer, statt Feuer zu löschen. Er verbrennt
Bücher, denn in dieser Gesellschaft ist es verboten, Bücher zu lesen
und zu besitzen. Als er eines Tages trotz Warnung seines Vorgesetzten selbst
der Faszination des Lesens unterliegt, wird er verraten und flieht in die Wälder,
wo Büchermenschen leben, die ihre Lieblingsbücher auswendig gelernt
haben, um sie der Nachwelt zu erhalten.
François
Truffauts erster Farbfilm bezeichnet im Titel den Angelpunkt seiner Geschichte:
Bei 451 Grad Fahrenheit beginnt Papier zu brennen. Er zeigt eine total entpersönlichte
Science-Fiction-Welt, in der Kommunikation völlig technisiert ist und das
Fernsehen als wichtigster Agent einer anonymen Staatsmacht fungiert, in der
aber auch eine kleine Anzahl von Leuten Sensibilität entwickelt. "Selbst
mit geschlossenen Augen könnte ich ihren Beruf erraten", sagt Clarisse,
das Mädchen, das Bücher liebt, als sie den Feuerwehrmann Montag trifft.
Kein Wunder: Montag riecht nach Kerosin wie ein Metzger nach Blut.
Angesichts
anonymer Manipulation und Bedrohung kann auch der Held nur anonym bleiben: ein
Anti-Held, mit dem man sich nicht mehr identifizieren kann. Montags Beziehungen
zu anderen Menschen sind total versachlicht, im Beruf auf das Vernichten, im
privaten Leben auf kommunikative Kurzformeln. Unmenschlichkeit zeigt sich in
dieser Ordnung weniger im Verbot der Kommunikation als in der Bereitwilligkeit
der Betroffenen, Verbote zu akzeptieren. In "Fahrenheit 451" gibt
es nur wenige Menschen, die eigene Initiative zeigen: Clarisse, die zum aktiven
Widerstand entschlossen ist, und besonders die alte Frau, die sich mit ihren
Büchern verbrennen läßt, weil sie so sterben will, wie sie gelebt
hat. Mit ihr verbrennen jene Bücher, die als anerkannter Kulturbesitz seit
Generationen überkommen sind, sterben Balzac ebenso wie die "Cahiers
du Cinéma". Die Bücher, um die es hier geht, bleiben nicht
Objekte. Sie bestimmen das Verhalten von Menschen. Schon deshalb erfasst die
Kamera sie nicht im Anschnitt, sondern total. Truffaut hat dazu in seinem Tagebuch
von den Dreharbeiten notiert: "Die Bücher sind hier Personen, und
sie auf ihrem Weg abzuschneiden, käme auf das gleiche heraus, wie wenn
man den Kopf eines Schauspielers außerhalb des Filmausschnittes ließe."
Guido
Walter
Diese
Kritik ist zuerst erschienen in:
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diesem Film gibt’s im archiv
der filmzentrale mehrere Kritiken
Fahrenheit
451
Fahrenheit
451
Großbritannien,
1966
115
Min.
Regie:
Francois Truffaut
Drehbuch:
Francois Truffaut und Jean-Louis Richard nach einem Roman von Ray Bradbury
Musik:
Bernard Herrmann
Kamera:
Nicolas Roeg
Rolle:
Darsteller:
Linda Montag / Clarisse
Julie Christie
Guy Montag
Oskar Werner
Feuerwehrhauptmann
Cyril Cusack
Fabian
Anton Diffring
Mann mit Apfel
Jeremy Spencer
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