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Fast
Food, Fast Women
Fast
Food, Fast Women
ist im gleichnamigen Film von Amos Kolleg ein Restaurant, in dem nicht die Speisen,
sondern die verbrachte Zeit berechnet werden und die ausnahmslos weiblichen
Kellner auf Rollschuhen unterwegs sind. Dies Restaurant entspringt der Idee
des Schriftstellers und Taxifahrers Bruno (Jamie Harris) und es ist sicherlich
kein Zufall, daß im Titel des Lokals wie des Films die Frau mit dem Essen
gleichgesetzt wird. Der weibliche Körper wird in Fast
Food, Fast Women
nicht erfahren oder erklärt, sondern ausschließlich beobachtet.
Da
sind die zahlreichen scheinbar zufällig auftauchenden, meist minderjährigen
Spanner, die der Protagonistin Bella (Anna Thompson) beim Entkleiden zusehen,
da ist Wanda (Valerie Geffner), die bei einer Peep Show abeitend ihren Körper
zur Schau stellt und nach Feierabend damit fortfährt, sich in an ihrem
Fenster weiter zu exponieren ohne daß der Film auch nur versucht, ihren
Charakter, ihre Motivation zu entschlüsseln. Des weiteren ist da natürlich
das männliche Umfeld von Bella, das ihren Körper lediglich als Sexualobjekt
zu betrachten scheint, ohne sie als Person auch nur zur Kenntnis zu nehmen.
Es scheint, als werde die sexuelle Selbstständigkeit von Bella, mit der
sie die Initiative ergreift und sich Wünsche erfüllt, mit ebendieser
Art der Objektisierung bestraft werden. Die Protagonistin arbeitet in einem
kleinen Lokal in New York, sie hat sich gegen ein Managerleben mit hohem Verdienst
für das ideell befriedigendere Leben als Kellnerin, voll des Kontaktes
zu ihrem Klientel, entschieden. Ihre Mutter (Judith Roberts) versucht gegen
Bellas Willen, sie mit einem Freund ihrer Schwester zu verkuppeln. Nach anfänglichem
Sträuben gegen die arrangierte Beziehung finden die beiden Hauptpersonen
sich, unversehens auch noch mit einer Milionenerbschaft bedacht, im Happy End
wieder.
Amos
Kollegs Film ist der Versuch, eine leichte Komödie zu erzählen, ein
Versuch, der jedoch am langsamen Tempo des Films krankt und auch sonst nicht
vollständig überzeugt. Die ungewöhnliche Erzählstruktur
kann zwar noch Interesse durch ihre großen Zeitsprünge zwischen den
Sequenzen verbuchen, die oftmals ein in dem Genre angenehm ungewohntes Gefühl
der Desorientierung aufkommen lassen; dennoch enttäuscht die stilistische
Unsicherheit mit der Kolleg zu Werke geht. So erinnert eine wunderschöne
Einstellung, in der Judith Roberts auf einer sonnengelben Luftmatratze in einem
strahlendblauen Pool telefonierend schwimmt, zwar an die exzentrische Farbgebung
bei Lynch oder Almodovar, es kann jedoch das in dieser kurzen Einstellung gegeben
Versprechen auf visuellen Augenschmaus im weiteren nicht eingehalten werden.
Der Stil bleibt zu unentschieden, zu schwankend zwischen Überzeichnung
und Realismus, um zu fesseln oder gar zu begeistern.
Benjamin
Happel
Dieser
Text ist zuerst erschienen bei:
Zu diesem Film gibts im archiv mehrere Texte
Fast
Food, Fast Women
Amos
Kollek
Frankreich
/ Italien /USA 2000
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