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Flight
Girls
Unterirdisch
über den Wolken
So,
ihr Mädchen vom Lande, hier seht ihr, wie's gemacht wird. Ihr lest eine
alberne Autobiographie der erfolgreichsten Stewardess aller Zeiten und merkt
euch daraus jede Menge kleiner Motivationssprüche, die ihr daraufhin in
jedem passenden oder unpassenden Moment ausspuckt. Dann schreibt ihr euch für
eine Ausbildung als Flugbegleiterin ein und übt mit euren großbusigen
Freundinnen tagelang, wie man debil grinst, wie man möglichst affektiert
mit Stöckelschuhen läuft und wie man sich die Haare an die Zimmerdecke
hochfrisiert. Und das Klauen müßt ihr euch auch abgewöhnen,
das ist nicht gern gesehen. Und schon seid ihr Stewardess!
Das
mag einfach klingen, aber eure besten Freundinnen werden tragisch an diesen
Ausbildungshürden scheitern. Aber da ihr ja ehrgeizig und hochbegabt seid
und außerdem super ausseht, ist schon bald euer Lebenstraum erfüllt
und ihr dürft in zehntausend Meter Höhe einigen nervigen Franzosen
ihr aufgewärmtes Essen hinstellen. Ist das nicht wunderbar? Ach ja, und
wenn euch zwischendurch euer Traummann begegnet – nehmt es nicht so ernst. Ihr
könnt ihn ruhig ein paar mal unmotiviert stehen lassen und mit ihm Schluß
machen, am Ende wird er doch auf euch warten in seinem roten Familienpulli und
seiner Anwaltskarriere, und dann wird euer Leben ganz toll sein.
Nun,
was läuft hier alles schief? Beginnen wir mit dem Drehbuch von Eric Wald,
das tatsächlich so erbärmlich ist wie es sich hier anhört – eine
Gruppe Kleinkinder mit Playmobilfiguren hätte eine glaubhaftere Storyline
hingekriegt. Die Regie erbarmt sich zwar alle zwei Minuten der gequälten
Zuschauer und streicht jeglichen Dialog zugunsten einiger tragisch fehlgeleiteten
Coverversionen von 80er-Jahre-Schnulzen, die jedoch erweisen sich auch nicht
als besonders erholsam. Dann schlägt ab und zu der dilettantische Einsatz
von Pathos zu, beispielsweise wenn Gwyneth Paltrow einen peinlichen Südstaatenwatschelgang
in einen peinlichen Stöckelschuhwatschelgang verwandelt und dann meint,
diesen Fortschritt mit epischer Musik und ihren Freundinnen im Bikini feiern
zu müssen. Und um dieses Feuerwerk für die Freunde der unfreiwilligen
Komik abzurunden, werden noch einige beleidigende Schwulenwitze verbreitet,
ein steinzeitliches Frauenbild geprägt und einige eher erschreckende Scherze
über Flugzeugabstürze zum besten gegeben – in einem Film, der passenderweise
am 11. September anläuft.
Wie
Bruno Barretto, der einst sinnlich-stilvolle Krimidramen wie „Heart of Justice“
drehte, sich an diesem Mist vergreifen konnte und wie er dann auch noch alles
dabei falsch machen konnte, das bleibt unklar. Sicher ist, daß hier Zeit,
Geld und Talent verschwendet wird, vom eigentlich begabten Mark Ruffalo bis
hin zu Gwyneth Paltrow, die mit diesem Film ihren stillen Abstieg in die Niveau-
und Bedeutungslosigkeit abgeschlossen haben dürfte. Verdammt, sogar Christina
Applegate ist unterfordert!
Daniel
Bickermann
Dieser
Text ist zuerst erschienen im:
Flight
Girls
View
From the Top. USA
2003. R: Bruno Baretto. B:
Eric Wald. K:
Affonso Beato. S:
Ray Hubley, Christopher Greenbury, Charles Ireland. M: Theodore Shapiro. P:
Bad Grey Pictures, Cohen Pictures. D: Gwyneth Paltrow, Mike Myers, Christina
Applegate, Rob Lowe, Candice Bergen u.a. 87 Min. Tobis ab 11.9.03
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