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Flightplan
– Ohne jede Spur
Die Angst fliegt
mit
Filme über
Hijacking und Flugzeugabstürze haben sich seit dem 11.9.2001 überlebt:
Zu sehr ist das mit teuflischer Raffinesse inszenierte Sterben der Doppeltürme
in Erinnerung geblieben, zu sehr ähnelte hier Realität Fiktion. Erstaunlich
ist es da, dass sich wieder eine größere Filmproduktion dem prekären
Thema nähert. Weniger erstaunlich: Flightplan ist eine in Vielem
unamerikanische Produktion.
Das beginnt bei
dem Regisseur, dem vom Terror unberührten Schwaben Robert Schwentke, und
geht bis hin zu dem Ausgangsort des Geschehens: Berlin. Hier lebt die Amerikanerin
Kyle (Jodie Foster) mit ihrer Tochter, gerade im Begriff die Stadt zu verlassen,
um ihren unter mysteriösen Umständen umgekommenen Mann in New York
zu beerdigen. Doch der Flug entwickelt sich zum Alptraum, weil sie plötzlich
verliert, was ihr noch geblieben ist – die Tochter. Die verzweifelte Suche nach
einer Sechsjährigen in einem Flugzeug mit knapp 500 Passagieren, irgendwo
über dem Atlantik, das ist die reizvolle Grundkonstellation von Flightplan.
Sie macht mehr
als die Hälfte des Filmes aus und ist tadellos inszeniert. Die Leere auf
den Strassen und in den Häusern, die irreale Sauberkeit Berliner U-Bahnen,
mehr verwirrende als erhellende Rückblenden und mechanische Dialoge – es
ist schwer, die Exposition nicht für einen Traum zu halten. Im Flugzeug
schließlich zeichnet Schwentke das Bild einer tief verstörten, medikamentös
vernebelten Frau, die aus der elementaren Angst um ihr Kind zum störenden
Steinchen in einem sonst reibungslosen und normalen Flugalltag wird. Klassische
Einstellungen – verschwörerische Blicke, bedeutungsvolles Murmeln, verdächtige
Gestalten – werden zur effektvollen Anklage wider Kyle. Und kaum scheint der
Fall klar, sie eine tragisch Verblendete, da bemächtigt sich ein klassischer
Terror- und Antiterrorplot des Films. Leider auch ein peinlicher.
Denn all die Anspielungen
der ersten Hälfte, die die wahnhafte Angst auf Flugreisen im Jahre 4 nach
9-11 aufnehmen, erweisen sich zuletzt als ernst: Kein Spiel mit der Angst, die
mitfliegt. Stattdessen wird ein neues Terrorszenario eröffnet, wohnen gerade
den Schutzmechanismen die Gefahren inne, ist der präventive Verdacht angebrachter
denn je zuvor. Da kann nur noch ein aggressives Muttertier, wie Foster es schon
in Panic
Room
gespielt hat, Abhilfe schaffen. Leider wird ein dermaßen simples Ende
dem aussichtsreichen Anfang nicht im Geringsten gerecht. Mit peinlicher Political
Correctness werden sogar frühere, potenziell anstößige Szenen
revidiert.
Nichtsdestoweniger
ist
Flightplan
ein spannender, tendenziell scharfsichtiger Thriller mit einem vielleicht überraschenden,
wenn auch keinesfalls überzeugenden Ende. Und bei allen europäischen
Anklängen könnte die Auflösung doch kaum amerikanischer ausfallen:
Über den Wolken muss
die
Paranoia wohl grenzenlos sein.
Thomas Hajduk
Flightplan
- Ohne jede Spur
USA
2005 - Originaltitel: Flightplan - Regie: Robert Schwentke - Darsteller: Jodie
Foster, Peter Sarsgaard, Sean Bean, Kate Beahan, Erika Christensen, Michael
Irby, Marlene Lawston, Assaf Cohen - Prädikat: wertvoll - FSK: ab 12 -
Länge: 98 min. - Start: 20.10.2005
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