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Frau
ohne Gewissen
Als Komödienregisseur finde ich Wilder überschätzt
(Ausnahme "Eins, zwei, drei"). Im Vergleich mit Hawks oder Preston
Sturges spießige Witze, gemächlich erzählt. Man findet ja auch
sonst nicht immer das gut, was Karasek gut findet. Als Erfinder böser Menschen
dagegen ist Wilder unschlagbar: vom "Reporter des Satans" bis zum
"Boulevard
der Dämmerung", und am
besten gefällt mir, nicht nur wegen ihres Namens, Phyllis Dietrichson,
die Hauptfigur von "Double Indemnity" (nach James M. Cain, Buch: Raymond
Chandler).
Diese "Frau ohne Gewissen", so der Titel
der deutschen Erstaufführung, wird von der brillanten und bildschönen
lesbischen Intellektuellen Barbara Stanwyck dargestellt, und sie stiftet einen
tumben, von dem McCarthy-treuen und später Reagan unterstützenden
Fred MacMurray gegebenen Versicherungsdetektiv zum Mord an ihrem lebensversicherten
Gatten an. Jeder kennt die Szene, wo sich die beiden Verschwörer zwischen
den Regalreihen eines Supermarkts treffen: bös beschädigte Charaktere
zwischen Wällen der Warenform, verzweifelt hinter Sonnebrillengläsern
- oft in Apus Shop von den Simpsons zitiert. MacMurray ist die lächerlichste
und gleichzeitig bemitleidenswerteste Schwundstufe eines allwissenden Detektivs.
Diese Leute, das weiß man seit diesem Film, wissen nichts. Niemand weiß
was. Außer Edward G. Robinson als MacMurrays unamerikanisch wirkender
Vorgesetzter. Dessen detektivische Intuition, die den Fall aufrollt, sitzt aber
nicht als Souverän in seinem Kopf, sondern funkt als schizoid abgespaltener
Teil seines Bewusstseins ("mein kleiner Mann") aus anderen Organen
an die Zentrale.
Diedrich Diederichsen
Dieser Text ist zuerst erschienen
in der taz
Frau
ohne Gewissen
DOUBLE
INDEMNITY
Double
Indemnity
USA
- 1944 - 108 min. – schwarzweiß - Literaturverfilmung, Kriminalfilm -
FSK: ab 16; nicht feiertagsfrei - Verleih: Paramount/Die Lupe - Erstaufführung:6.6.1950
(WA 1989)/2.1.1967 ZDF/9.8.1980 DFF 1 - Fd-Nummer: 27364 - Produktionsfirma:
Paramount
Produktion:
Joseph Sistrom
Regie:
Billy Wilder
Buch:
Billy Wilder, Raymond Chandler
Vorlage:
nach einem Roman von James M. Cain
Kamera:
John Seitz
Musik:
Miklos Rozsa
Schnitt:
Doane Harrison
Darsteller:
Barbara
Stanwyck (Phyllis Dietrichson)
Fred
MacMurray (Walter Neff)
Edward
G. Robinson (Barton Keyes)
Tom
Powers (Mr. Dietrichson)
Porter
Hall (Mr. Jackson)
Jean
Heather (Lola Dietrichson)
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