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Galaxy Quest
Witzige Genreparodie, in der alternde Akteure einer
Science-Fiction-Fernsehserie auf das Raumschiff realer Außerirdischer
geraten und diesen im Kampf gegen die Aliens eines feindlichen Planeten
helfen.
Inhalt
"Galaxy Quest" ist eine jener SciFi-Serien, die schon nach kurzer Zeit
wegen sinkender TV-Quoten eingestellt werden mußte und auch nach Jahren
noch kommerziell ausgeschlachtet wird. In regelmäßigen Abständen treffen
sich die Hardcore-Fans bei sogenannten Conventions, deren absoluter
Höhepunkt der umjubelte Auftritt der alten Crew, bestehend aus dem
wichtigtuerischen "Commander" Taggart alias Jason Nesmith (Tim Allen),
dem völlig desillusionierten Alexander Dane (Alan Rickman), der als Sexy
Lt. Madison agierenden Gwen De-Marco (Sigourney Weaver) sowie 4 anderen
nicht minder erfolglosen Raumfahrt-Akteuren - dargestellt von Tony
Shalhoub, Sam Rockwell, Daryl Mitchell - ist, die ihr Dasein mit
schlechtbezahlten P.R.-Auftritten fristen müssen.
Als Nesmith wieder einmal zu spät bei einer dieser Conventions erscheint
und seine Kollegen die Show fast boykottieren wollen, sprechen ihn vier
Typen mit seltsamer Verkleidung und Schminke an, er möge ihnen bei ihrer
Mission gegen feindliche Aliens helfen. Nesmith denkt sich nichts dabei,
zumal er mit Spinnern dieser Art pausenlos konfrontiert ist, doch tags
darauf suchen die vier Nesmith in seinem Haus neuerlich auf und drängen
ihn dazu, auf ihr Raumschiff mitzukommen. Nesmith, der das alles für
einen gutbezahlten Werbeauftritt hält, fackelt nicht lange herum, als ihn
die Fremdlinge bitten, ihnen in ihrem Kampf gegen die Aliens Roth'h'ar
vom Planeten Fatu zu kämpfen und tut das, was er immer tut: Er läßt ein
paar Laser-Salven auf die feindlichen Mächte abfeuern.
Umso dümmer schaut Nesmith aus seinem engen Raumfahranzug, als er
feststellen muß, das Raumschiff und dessen Besatzung, die sich als
Thermianer vom Planeten Klatu Nebel vorstellen, existiert tatsächlich.
Umgehend überredet er den Rest seiner TV-Kollegen, mit ihm auf das Schiff
zu kommen: Dort werden sie schon sehnsüchtig von den Thermianern, allen
voran ihr Anführer Malthesar, erwartet, die alle Folgen von GQ penibel
als "historische Dokumente" gesammelt haben und die Fernsehcrew um
Taggart als reale Helden betrachten. Nicht nur ihr Raumschiff haben sie
nach den Plänen der TV-Serie konstruiert, sondern auch ihr gesamtes Leben
nach den Werten und Tugenden ihrer Vorbilder ausgerichtet.
Als die Schaupieler nun dem rachsüchtigen und zerstörungswütigen Sarris,
dem Anführer der feindlichen Roth'h'ar, gegenüberstehen, ist guter Rat
teuer, denn mehr als bloße Spielzeugarmaturen bedient und ein paar coole
Sprüche aufgesagt haben Nesmith & Co. noch nie.
Zu allem Unglück zerstören Sarris und seine Monsterbesatzung den
Antriebskern des Raumschiffs, der aus dem seltenen Metall Berillium
besteht.
Wird es das Team von Galaxy Quest schaffen, das Raumschiff wieder in
Gang zu setzen, zumal nichts so einwandfrei wie im virtuellen TV-Studio
funktionieren will? Und wird es ihnen gelingen, den bösen Sarris zu
überwältigen, der sich mit seinen Gehilfen als übermächtiger Gener herausstellt?
Zum Glück gibt es da noch die enthusiastischen Fans, die sich mit der
Serie so sehr identifizieren, dass sie fast schon ausgebildete
Raumkreuzer-Experten sind.
Kritik
In "Galaxy Quest" wird die Frage gestellt, was passiert, wenn aus
Fiktion Realität wird, wenn die Darsteller einer SciFi-Serie plötzlich
raus aus dem TV-Studio in die "Realität" des Alls befördert und dort mit
wirklichen Gefahren fertig werden müssen. Herrschen dort andere Gesetze
als im Drehbuch des Serienautors? Und zeichnet das Fernsehen nicht ein
völlig falsches Bild der Realität? Was mögen sich Lebewesen fernab der
Erde denken, wenn sie unsere Vorstellungen über den Weltall un dessen
Bewohner im TV sehen?
Hier haben die Akteure das erste Mal die Möglichkeit, dies zu
überprüfen.
Zugegeben, keine neue Idee, aber sicher nicht oft so humorvoll umgesetzt
wie in diesem Film: Die Darstellung der GQ-Crew im Fernsehen ist
anscheinend dermaßen realitätsnah, daß selbst die außerirdischen
Thermianer meinen, es mit einer professionellen Raumschiffmannschaft tun
zu haben. Selbst am Ende, als der Schwindel durch Commander Taggart
aufgedeckt wird, wollen sie es nicht wahrhaben, so detailgetreu kommt die
TV-Serie an das "wirkliche" Leben im Raumschiff heran. Doch spätestens zu
diesem Zeitpunkt sind die Seriendarsteller schon vollständig in ihre
Rollen hineingewachsen.
Abgesehen von einem Feuerwerk an guten Pointen vermag auch die genaue
Zeichnung der einzelnen (Fernseh-)Charaktere durch Regisseur Dean Parisot
zu begeistern: So liefert etwa Alan Rickman (Die hard) eine grandiose
Darstellung des genervten und gedemütigten Seriendarstellers ab, der es
leid ist, ständig die gleichen Sätze sagen und den Kasperl für die Fans
abgeben zu müssen; nach der Rettung der Thermianer, die ihn liebevoll als
ihren Vater ansehen, entdeckt er den wahren Sinn seines Seriendaseins.
Daß die Figur des Jason Nesmith, brillant dargestellt von "Heimwerker"
Tim Allen, an einen in die Jahre gekommenen ehemals in unseren Breiten
berühmten Darsteller eines Raumschiffkapitäns erinnert, der so wie die
Filmfigur die längste Zeit mit Alkoholproblemen zu kämpfen hatte, mag
natürlich reiner Zufall sein. Nicht so der herrliche Seitenhieb auf den
schon manchmal absurd anmutenden Fanradikalismus, der besonders bei
gängigen SciFi-Serien wie "Star Trek" bisweilen seltsame Blüten treibt.
Anders als das große Vorbild Spaceballs ist GQ keine lose
Aneinanderreihung von Gags, sondern vielmehr eine Genre-Persiflage mit
einer durchgehenden Handlung, bei der auch das Medium Fernsehen und in
seinem Windschatten der kommerzielle Serienhype, der im Zuge von Star
Trek durch Vermarkter und Fans entfacht wurde, aufs Korn genommen werden.
(Wer hat nicht schon mal den Kopf über fanatische Trekkies geschüttelt,
die den ganzen Tag in den Kostümen ihrer Vorbilder herumrennen?)
Hervorragend auch, wie die falsche Vorbildwirkung von TV-Massenware, vor
allem auf Jugendliche, lächerlich gemacht wird, indem selbst
Außerirdische ihr gesamtes Leben und ihre Philosophie detailgetreu nach
ihren Fernsehhelden ausrichten.
Da "Galaxy Quest" all diese satirischen Elemente in die Handlung
einbaut, gelingt der seltene Fall einer Parodie, die in der zweiten
Hälfte beinahe als reguläre Folge des Vorbildes durchgehen könnte.
Wer meint, GQ ist einer der Fime, die man oberflächlich als Popcornkino
abtun könnte, verkennt, daß dahinter eine glänzende Parodie auf gängige
Serienklischees des Fernsehens steckt. Auf jeden Fall garantiert dieser
Film einen 90-minütigen Angriff auf die Lachmuskeln des Kinobesuchers.
Reinhard Bradatsch, 18.04.2000
Dieser Text ist zuerst erschienen in:
Galaxy Quest
USA 1999
Mit: Tim Allen, Alan Rickman, Sigourney Weaver
Regie: Dean Parisot
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