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Ghostbusters
Mit
Marshmallows gegen Geister
Wenn
Amerikaner Terroristen bekämpfen, dann aber richtig – selbst wenn es sich
um Geister handelt, die die Herrschaft (erst einmal) über die Stadt der
Städte New York an sich reißen wollen, und obwohl das alles nicht
so ernst gemeint ist. Zielobjekt respektive Landebahn ist dabei ein Wohngebäude,
in dem die schöne Dana Barrett (Sigourney Weaver, fünf Jahre nach
ihrem Erfolg als Ripley in „Alien“)
wohnt, die von ihrem geschwätzigen Nachbarn Louis Tully (Rick Moranis,
„Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft“, 1989) penetrant verfolgt wird.
Beiden wurde durch den Geist aller Geister Gozer (Slavitza Jovan) eine besondere
Rolle in seinem Welteroberungsplan – von oben, wie es sich für einen richtigen
Geistergott gehört – zugedacht. Aber davon wissen die beiden zunächst
nichts. Vorerst sieht sich Mrs. Barrett „nur“ platzenden, auf der Anrichte ihrer
Küche bratenden Eiern und merkwürdigen Gestalten in ihrem Kühlschrank
ausgesetzt.
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I N H A L T •
Doch
wie gesagt: Die New Yorker können auch für solche außergewöhnlichen
Fälle spezielle Leute vorweisen, selbst wenn es sich um drei etwas kuriose
Parapsychologen handelt, die gerade von der Universität geflogen sind,
weil die ihre abstrusen Ideen nicht mehr finanzieren will. Die Doktoren Venkman
(Bill Murray), Stantz (Dan Aykroyd) und Spengler (Harold Ramis) tun in einer
solchen Situation das, was alle Amerikaner tun würden (jedenfalls in der
Theorie): Sie machen sich selbständig, mieten ein entsprechendes Gebäude,
besorgen sich ein ausgefallenes Auto, stellen eine Sekretärin mit knätschiger
Stimme namens Janine Melnitz (Annie Potts) sowie einen Helfershelfer, Winston
Zeddemore (Ernie Hudson) ein – und warten, warten, warten auf den ersten geistergeschädigten
Kunden: Dana wird das sein, wie sich bald herausstellt. Und dass die drei auf
dem richtigen Weg sind, beweist die arme Alice, Bibliothekarin in der New York
Public Library, der die Karteikastenzettel um die Ohren fliegen, weil ein Geist
in Gestalt einer Dame, dann eines Ungeheuers sein Unwesen in dem altehrwürdigen
Gebäude treibt, und ein Hotelmanager (Michael Ensign), der mit einem grünen,
rundlichen Geist im 12. Stock seines Hauses seine Schwierigkeiten hat.
Während
Dr. Stantz von seiner heroischen Aufgabe als Geisterjäger voll und ganz
überzeugt ist und Dr. Spengler, ernsthaft, wie er nun einmal ist, die Arbeit
der Geisterjäger, die bald im ganzen Land bekannt sind, „wissenschaftlich
untermauert“, hat Dr. Venkman mit einem Auge eher das weibliche Geschlecht im
Visier. Besonders Dana Barrett hat es ihm angetan.
Jedenfalls
machen die drei Ghost Busters bald ordentlich Karriere, weil immer mehr unsichtbare,
halb sichtbare Geister oder solche in Gestalt rasender Monster ihr Unwesen treiben.
Nur der eklige Leiter der Umweltschutzbehörde Walter Peck (William Atherton)
glaubt nicht an überirdische Gestalten, sondern, dass die drei aus Geschäftsinteresse
das alles selbst inszeniert haben, während der Bürgermeister der Millionenstadt
(David Margulies) – auch aus Prestigegründen – der Sache auf den Grund
gehen will ...
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I N S Z E N I E R U N G •
„Ghost
Busters“ wollte ursprünglich am Erfolg von „The
Blues Brothers“
(1980) ansetzen und Dan Aykroyd und John Belushi als Stars präsentieren.
Doch Belushi starb 1982 an einer Überdosis und wurde durch den „Saturday
Night Live“-Star Bill Murray ersetzt. „Ghost Busters“ wurde zu einer der erfolgreichsten
(wenn nicht der erfolgreichsten) Komödie, misst man dies an den Box-Office-Einnahmen
in Höhe von immerhin 220 Mio. Dollar. Der Titelsong eroberte Platz 1 der
Charts. Aykroyd und Ramis schrieben das Drehbuch und setzten Murray ins Zentrum
der drei Geisterjäger, während Aykroyd selbst eher im Hintergrund
bleibt und nur in wenigen Stellen des Films an das erinnern kann, was er in
„The Blues Brothers“ war. Ramis spielt den seriösen Wissenschaftler, aber
auch eher zurückhaltend, während Murrays Sarkasmus zwischen Geister-
und Schürzenjäger eindeutig die Hauptrolle im Trio zukommt.
Demgegenüber
erscheint Sigourney Weaver eher unterbeschäftigt; in der zweiten Hälfte
des Films verschwindet sie in den Fängen des Geistergottes Gozer. Moranis
übertreibt gelegentlich, wenn er ihren geschwätzigen Nachbarn spielt,
Ernie Hudson als Hilfsgeisterjäger spielt eher eine Statistenrolle, William
Atherton überzeugt als fieser und zugleich dummer Bürokrat und Annie
Potts ergänzt die Crew als niedliche, wenn auch nicht dümmliche Sekretärin
der Jäger.
Ivan
Reitman, der später Filme wie „Staatsanwälte küsst man nicht“
(1986), „Twins“ (1988), „Junior“ (1994) und „Evolution“ (2001) inszenierte,
verpasste „Ghost Busters“ einige Anleihen aus anderen Filmen, etwa wenn Gozer
auf dem Dach eines Hochhauses landet, Steine hinunterfallen – dann erinnert
das an „King
Kong“
(1933). Die Geisterjäger, bewaffnet mit Maschinengewehren, aus denen es
Blitze „regnet“, wirken wie Kammerjäger, die außerirdisches Ungeziefer
verfolgen, etwa im Stil mancher Sciencefiction der 50er Jahre. Insgesamt leidet
„Ghost Busters“ allerdings an dem, was man „durchgehend humorvoll“ nennen könnte.
Zu stark wechseln wirklich komische Szenen – zu nennen ist hier besonders der
Showdown mit dem Marshmallow-Mann als starker Kontrast zum androgyn wirkenden
Gozer – mit doch etwas gequält komischen, eher lächerlichen Szenen.
Besonders Rick Moranis erscheint zu oft auf der Bildfläche; seine Flucht
etwa vor einem der Geister, die vor einem Restaurant endet, oder eine Szene,
in der er eine Party in seiner Wohnung feiert, hätten ruhig geschnitten
werden können. Auch Aykroyd und Ramis zeigen zu wenig von dem, was sie
können. Schließlich hätte auch die New Yorker Bürokratie
etwas mehr und tieferen Sarkasmus verdient.
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F A Z I T •
Eine
stellenweise, aber eben nicht durchgehend komische, sondern manchmal etwas alberne
Komödie, der mehr Konsistenz bezüglich mancher Figuren und hinsichtlich
der Geschichte gut getan hätte. Andererseits sind die special effects angesichts
der Tatsache, das CGI noch Zukunftsmusik war, durchaus beeindruckend.
Wertung:
7,5 von 10 Punkten.
Ulrich
Behrens
Dieser Text ist zuerst erschienen bei: ciao.de
Ghostbusters
– Die Geisterjäger
(Ghost
Busters)
USA
1984, 107 Minuten
Regie:
Ivan Reitman
Drehbuch:
Dan Aykroyd, Harold Ramis
Musik:
Ray Parker Jr, Tom Bailey, Brian und Kevin O’Neal u.a.
Director
of Photography: Lásló Kovács
Schnitt:
David E. Blewitt, Sheldon Kahn
Produktionsdesign:
John DeCuir, John Jay Moore
Hauptdarsteller:
Bill Murray (Dr. Peter Venkman), Dan Aykroyd (Dr. Raymond Stantz), Sigourney
Weaver (Dana Barrett), Harold Ramis (Dr. Egon Spengler), Rick Moranis (Louis
Tully / Vinz Clortho), Annie Potts (Janine Melnitz), William Atherton (Walter
Peck), Ernie Hudson (Winston Zeddemore), David Margulies (Mayor Lenny), Steven
Tash (Student), Jennifer Runyon (Jennifer, Studentin), Slavitza Jovan (Gozer),
Michael Ensign (Hotelmanager), Alice Drummond (Alice, Bibliothekarin), Jordan
Charney (Dean Yeager)
Internet
Movie Database:
http://german.imdb.com/title/tt0087332
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