Ein göttlicher Job
Sing Hallelujah
Ein mutiger Film. Einer, der aufrüttelt, Tabus auslotet und
Grenzen aufzeigt. Ein Film, der Kirchenorganisationen und ähnlich
veranlagte Fanatiker vor den Filmtheatern aufmarschieren läßt und
"Blasphemie!"-Rufe provoziert. Ein Film, der unbeirrt seine
Botschaft deklamiert und Leben verändert. All das ist "Ein
göttlicher Job" nicht. Dafür ist er durchgeknallt - und zwar
komplett.
Die Story vom mißmutigen Erdengott Jonathan, der nach 1000 Jahren
Amtszeit pünktlich zur Millenniumswende seinen Nachfolger im frisch
verliebten Comiczeichner Niklas erkennt - Typ: sympathischer Loser
- sieht auf der Leinwand noch weitaus bizarrer aus als es sich mit
Worten wiedergeben läßt. In unglaublich billigen Sets -
"Raumpatrouille" läßt grüßen - die so etwas wie die
Kommandozentrale der Erdengötter darstellen sollen, hat Jonathan
seine nicht ganz freiwillige Regentschaft in bester Couch
Potato-Manier über die Runden gebracht, die nervende,
dauerquasselnde Göttin an seiner Seite bereits (oder erst?) nach
200 Jahren eingefroren und den Dingen auf dem blauen Planeten ihren
Lauf gelassen, bis nun die Göttin des Universums ihren
Routinebesuch zum Machtwechsel abstattet und ihre Bestürzung ob der
Entwicklung der Menschheit kaum zu zügeln weiß. Jonathan wird in
unnachahmlicher Weise von Thierry van Werveke gespielt, und wer
seine Auftritte in "Knockin' On Heaven's Door" noch im Gedächtnis
hat, sollte sich nie wieder ein anderes Bild von Gott machen:
lakonisch bis zum Abwinken, knochentrocken sein Humor,
minimalistisch die Mimik. Das kosmische Chaos wird zudem von einem
nicht minder absurden Krimiplot unterfüttert, in dem die übrigen
Darsteller des illustren Ensembles vor keiner noch so absurden Pose
zurückschrecken (Bela B. als Techno-DJ Ingo auf einer
Theologenparty!) und dem Affen so richtig Zucker geben.
Der Reputation des deutschen Films, dessen Führungsköpfen die
Forderung nach der internationalen Konkurrenzfähigkeit längst zum
Mantra geronnen ist wie einst das DDR-Ideal vom "Weltniveau", wird
"Ein göttlicher Job" kaum zur Ehre gereichen. Vielmehr ist er das
filmische Äquivalent zu Guildo Horns Grand Prix-Auftritt: ein
frischer Wind im erstarrten Umfeld und streckenweise einfach
saukomisch. Technische Unzulänglichkeiten und eine einfallslose
Kamera werden durch das enorme Tempo locker wettgemacht, die
abgefahrensten Ideen immer wieder getoppt. Die Verlautbarung des
Verleihs, die erste deusche Trash-Komödie geschaffen zu haben, mag
zwar ein wenig anmaßend sein; der Schneid und das Selbstbewußtsein,
diesen köstlichen Schmarrn produziert zu haben, verdient
nichtsdestotrotz Anerkennung. In diesem Sinne: ein mutiger Film,
also doch.
Carsten Happe
Diese Kritik ist zuerst erschienen im:
Ein göttlicher Job
D 2001. R,B: Thorsten Wettcke. K:
Martin Ruhe. S: Britta Paech, Camille
Younan, Hansjörg Weißbrich. M: Jule
Maas, Nikolaus Sieveking, Peter
Hinderthür. P: Wüste. D: Oliver Korittke,
Tamara Simunovic, Thierry van Werveke,
Heike Makatsch, Andrea Sawatzki, Martin
Semmelrogge u.a. 90 Min. Buena Vista ab
19.4.01