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Grabgeflüster
Schaler
Nachgeschmack
Boris
Plotz ist Bestattungsunternehmer in einem kleinen walisischen Kaff und wurde
in seinem bisherigen Leben nicht gerade vom Glück verfolgt. Seit über
30 Jahren trauert er seiner großen Liebe Betty hinterher, die ihr der
heutige Bürgermeister Hugh Rhys-Jones damals vor der Nase weggeschnappt
hat. Betty ist seitdem First Lady des Dorfes und gleichzeitig duldsame Haussklavin
ihres fetten, fiesen und untreuen Mannes nebst seiner keifigen Mutter.
Natürlich
will es das Schicksal, daß der schüchterne Boris irgendwann doch
die noch schüchternere Betty für sich gewinnen kann. Aber wie die
wahre Liebe verwirklichen und dabei den schönen Schein wahren? Ganz einfach:
Man täuscht einen tödlichen Unfall vor und läßt sich von
seinem Geliebten bestatten. Wäre da nicht die geschäftshungrige Totengräberkonkurrenz
in Person von Frank Featherbed, die einen prestigeträchtigen Auftrag wittert…
Schwer
zu sagen, was dieser Film sein will. Der Beginn verspricht schwarzhumorige und
inszenatorische Treffsicherheit. Herrlich überzeichnet vor allem die Schwiegermutter
der geschundenen Heldin und beider Verhältnis. Dann jedoch erstickt der
verhaßte Hausdrache an einer allzu gierig heruntergeschlungenen Portion
Frühstücksflocken und mit ihm auch erst einmal für lange Zeit
der gesamte Film. Letzterer allerdings an rührseliger Überzuckerung,
die in diesem eigentlich an Anschlußmöglichkeiten für allerlei
britisch-makabre Wendungen nicht armen Kinogericht zumindest in dieser Ausdehnung
nichts zu suchen hat.
Aber
halt: Wen es bis dahin noch nicht gelangweilt und enttäuscht aus dem Kino
getrieben hat, den erwartet im letzten Drittel eine kleine Entschädigung,
denn Nick Hurran gelingt es tatsächlich noch, seinen schon vergeigt scheinenden
Filmkarren ein wenig aus dem Dreck zu ziehen. Sind die ersten Auftritte von
Christopher Walken und seinem nur schwer erträglichen Dumm-wie-Brot-Assistenten
Lee Evans einfach nur peinlich, zünden die Gags der Story nun plötzlich,
und man kann zumindest den hier eigentlich perfekt besetzten Walken, der in
diesem Film wohl eine der absurdesten Frisuren der Filmgeschichte trägt,
wieder gernhaben.
Leider
bleibt der Film dennoch im Nachgeschmack ein unausgegorener Mix aus Klamauk,
Liebesschnulze, Schwarzer Komödie und nur phasenweise gelungener Situationskomik,
so daß man Nick Hurran für seinen nächsten Versuch ein wesentlich
ausgefeilteres Rezept wünscht. Der Plot versprach ja eigentlich gute Aussichten…
Daniel
Albers
Dieser
Text ist zuerst erschienen im:
Grabgeflüster
Plots
with a View. GB
2002. R: Nick Hurran. B:
Frederick Ponzlov. K: James Welland. S: John Richards. M: Rupert Gregson-Williams.
P: Spice Factory, Snowfall Films u.a. D: Brenda Blethyn, Alfred Molina, Christopher
Walken, Naomi Watts u.a. 94 Min. ottfilm ab 19.6.03
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