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Graveyard
of Honor (1975
und 2002)
Kinji
Fukasaku hat aus seinem jahrzehntelangem Schaffen über 60 Filme vorzuweisen,
doch hierzulande bekannt wurde er erst 2000 mit der filmischen Tour de Force
„Battle Royale“. Grund genug für Quentin Tarantino, nicht zuletzt in seinem
visuellen Stil dem großen Vorbild in „Kill Bill - Vol. 1“ seine Reverenz
zu erweisen.
Wie
gut ihm das gelungen ist, aber auch wie formidabel Fukasaku seine Kunst beherrscht
hat, das wird jetzt deutlich, wenn man sein 1975 entstandenes Werk „Graveyard
of Honor“ - endlich auf DVD erschienen - nun begutachten kann: Die Geschichte
eines kleinen Yakuza-Gangsters namens Rikio Ishikawa, der aus missverstandenem
Geltungsdrang und Selbstzerstörungstrieb die Gesetze seiner Zunft verrät
und so zum Ausgestoßenen wird. Erzählt wird dies teilweise in semidokumentarischen
Rückblenden, die der Handlung eine historische Dimension verleihen, gerade
auch deshalb, weil sie im Nachkriegs-Japan von 1946 noch unter amerikanischer
Besatzung spielt, wo die Straßenszenerien manchmal in einem ungesunden
Ockerton eingefärbt sind, als wollten sie uns verstrahlen.
Ishikawa
erscheint wie ein hoffnungsloser Rebell, der die diplomatischen Ränke seiner
Bosse nicht akzeptieren kann, die eben auch die Zusammenarbeit mit der Besatzungsmacht
einschließen. Er lebt dabei einen strikten Konfrontationskurs mit beiden
Gesellschaften aus, der offiziellen wie der Yakuza-Welt. Als einzigen Fluchtpunkt
nimmt er sich eine Geisha als gefügige Gefährtin, die er erst nach
und nach zu respektieren lernt. Ihr qualvoller Tod wird schließlich auch
ihm zum Schicksal.
Manch
einem wird dies bekannt vorkommen, sowohl Titel als auch Handlung sind teilweise
deckungsgleich mit Takashi Miikes „Graveyard of Honor“ von 2002. Kunststück,
handelt es sich doch um ein Remake. Rikio Ishikawa heißt hier Rikuo Ishimatsu
und die Zeiten sind die 80er, eine andere depressive Phase der japanischen Geschichte.
Ishimatsu ist nun ein vollends von sich und allem anderen entfremdeter und seiner
Umwelt gegenüber krankhaft misstrauischer Mensch, der deshalb sogar seinen
eigenen Boss erschießt. Nur der Rückhalt durch einen anderen Gangchef,
den er im Knast kennen lernt, bewahrt ihn vor einem vorzeitigem Rachetod. Doch
Ishimatsu fühlt sich schließlich auch von denen verraten, die ihm
helfen wollen. Auch er landet da, wo sein Vorbild Ishikawa gelandet ist. Allerdings
braucht Miike wesentlich mehr Zeit, um diesen Fall zu schildern, ohne jedoch
das epische Flair des Originals zu erreichen. In manchmal deckungsgleichen Bildern,
die seine Ehrfurcht verraten mögen, zeigt er den quälenden Abstieg
des Gangsters als ebensolchen Prozess für den Betrachter.
Zugegebenermaßen
sind die Zeiten komplexer geworden und die Motive aller wichtigen Charaktere
werden ausgeleuchtet. Doch es fehlt ein wenig an der tragischen Dimension, die
bei Fukasaku durch den Tod der Frau repräsentiert wurde. Zu sehr wird man
durch die Zwangsläufigkeit des Protagonisten ermüdet, als dass Mitgefühl
aufkommen könnte. Wir können nur die Gefangenschaft Ishimatsus in
seiner Seelenwelt konstatieren.
Man
kann nur bedauern, dass es einem Virtuosen wie Fukasaku zu Lebzeiten nicht vergönnt
war, so im Rampenlicht zu stehen, wie es jetzt dem lauteren und schrilleren
Miike - zugegebenermaßen zu Recht - zuteil wird.
Thomas
Hübner
Diese
Kritik ist nur in der filmzentrale erschienen
Graveyard
of Honor
(Jingi
no hakaba)
Japan
1975
Regie:
Kinji Fukasaku
Buch:
Goro Fujita (Romanautor), Tatsuhiko Kamoi
Darsteller:
Tetsuya
Watari .... Rikio Ishikawa
Tatsuo
Umemiya .... Kozaburo
Imai
Yumi
Takigawa .... Chieko
Ishikawa
Eiji
Go .... Makoto
Sugiura
Noboru
Ando .... Ryunosuke Nozu
Hajime
Hana .... Shuzo Kawada
Mikio
Narita .... Noboru Kajiki
Kunie
Tanaka .... Katsuji Ozaki
Shingo
Yamashiro .... Hiroshi Tamura
Reiko
Ike .... Teruko Imai
Hideo
Murota .... Yasuo Matsuoka
Meika
Seri .... Woman
in the slums
Länge:
94 min
Graveyard
of Honor
(Shin
jingi no hakaba)
Japan
2002
Regie:
Takashi Miike
Remake
des Yakuza-Klassikers von Kinji Fukasaku
131
Minuten FSK: 18
Darsteller:
Narimi
Arimori, Yoshiyuki Daichi, Hirotaro Honda, Harumi Inoue, Renji Ishibashi, Goro
Kishitani, Takashi Miike, Ryôsuke Miki, Yasukaze Motomiya, Mikio Ôsawa,
Daisuke Ryu, Harumi Sone, Shun Sugata, Tetsuro Tamba, Yoshiyuki Yamaguchi, Shingo
Yamashiro, Shinji Yamashita, Rikiya Yasuoka
2004 ist eine Doppel-DVD mit beiden Filmen bei Rapid Eye Movies erschienen
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