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Halloween
(2007)
Kleine Anleitung für die Laufbahn eines Psychopathen:
die Mutter? Stripperin in einem Nachtclub. Der Vater? Ein versoffener Widerling.
Die Mitschüler? Eine Horde Nachwuchs-Sadisten. Hinzugefügt wird eine
Vorliebe für Maskierungen und übergroße Küchenmesser, und
fertig ist das Porträt des Serienkillers als junger Mann. Mit Filmen wie
"Haus der 1000 Leichen" und "The
Devil's Rejects" hat Regisseur
Rob Zombie bislang eine blutige Schneise aus B-Picture-Charme, schrillen Genrezitaten
und Rock 'n' Roll ins Splatter-Genre geschlagen. Die Figur des messerschwingenden
Michael Myers, 1978 von John Carpenter erstmals auf die Leinwand losgelassen
und mit neun Auftritten der erfolgreichste Serienkiller der Filmgeschichte [Hier irrt die taz leider. Denn
wenn der erfolgreichste Serienkiller anhand
seiner Auftritte festgemacht wird, dann dürfte dies zum einen der "Freitag
der 13."-Killer Jason Vorhees sein (neun Auftritte) und zum anderen gab
es Michael Myers erst achtmal zu sehen. Teil 3 tanzt bekanntlich aus der Reihe
und hat mit Myers nichts zu tun. - die filmzentralen-Redaktion],
scheint Zombie aber derart viel Respekt eingeflößt zu haben, dass
seine Neuverfilmung des "Halloween"-Originals zu einer kreuzbraven Hommage gerät,
die sich beflissen bemüht, die bekannten Elemente in komprimierter Form
abzuarbeiten. Mord an Vater und Schwester im Kindesalter, anschließend
lebenslange Verwahrung in der geschlossenen Anstalt, wo die Verpflegung offenbar
derart reichhaltig ist, dass der erwachsene Myers (Tyler Mane) fünfzehn
Jahre später zu einem Zwei-Meter-zwanzig-Riesen heranwachsen konnte. Der
Ausbruch wird ein Spaziergang. Was ihn antreibt? Natürlich die Sehnsucht
nach dem Familienglück, das er nie hatte.
Die Frage nach dem Woher und Warum scheint das Horror-Genre
derzeit umzutreiben, immerhin wurden erst kürzlich auch Hannibal Lecters
Vorlieben für Menschenfleisch mit den bitteren Erfahrungen seiner Kindheit
erklärt. Im Gegensatz zum eloquenten Genussmenschen Lecter hat Myers unter
seiner schweißtreibenden Gummimaske allerdings nicht gerade ein großes
Repertoire an Ausdrucksmöglichkeiten. Seine Auftritte geraten nach dem
Modell "Abrissbirne": Bretterwände splittern, Häuser werden
zerlegt. Wie es dieser wandelnde Mähdrescher dennoch immer wieder schafft,
sich unbemerkt an seine nichts ahnenden Opfer anzuschleichen, bleibt ein Rätsel
des Films, genauso wie die Entscheidung des Regisseurs, ausgerechnet den abgründigen
Malcolm McDowell als Myers Psychologen und Stimme der Vernunft einzusetzen.
Am Ende darf, wie so oft, das Final Girl dem Monster den vermeintlichen Todesstoß
versetzen. Bislang ist Myers noch jedes Mal für eine Fortsetzung wieder
auferstanden. Nach diesem Neuanfang hofft man, dass die Geschichte wirklich
zu Ende erzählt ist.
Dietmar Kammerer
Dieser Text ist zuerst erschienen
in der: taz vom 25.10.2007
Halloween
USA
2007 - Regie: Rob Zombie - Darsteller: Malcolm McDowell, Scout Taylor-Compton,
Tyler Mane, Brad Dourif, Sheri Moon Zombie, William Forsythe, Danny Trejo, Udo
Kier, Daeg Faerch, Clint Howard - FSK: keine Jugendfreigabe - Länge: 109
min. - Start: 25.10.2007
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