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Havanna
mi amor
Kubanische
Fernsehgeräte spielen die Hauptrolle im Dokumentarfilm von Uli Gaulke
Havanna
ist ja zur Zeit in. Die Ursprünge von HAVANNA MI AMOR sollen aber nach
Aussagen von Regisseur Uli Gaulke noch in der Zeit vor BUENA
VISTA SOCIAL CLUB
liegen. HAVANNA MI AMOR ist auch nicht Gaulkes erster Film über Kuba. Die
Idee, einen Film zu drehen, in dem Fernsehgeräte eine Hauptrolle spielen,
soll während der Dreharbeiten zu QUIÉN ES EL ULTIMO - WER IST DER
LETZTE (1997) gereift sein. Kubanische Fernseher, kranke und geheilte. Denn
kubanische Fernseher, die oft aus der Sowjetunion stammen, sind sensible Wesen,
bei denen gerne mal eine Funktion versagt. Der Empfänger spinnt. Die Bildröhre
muss wiederbelebt werden.
Fernsehwerkstätten
waren also der Ausgangspunkt der Recherche. Von dort folgten Gaulke und seine
Übersetzerin und Regieassistentin Jeannette Eggert den Klienten mit ihren
Geräten bis nach Hause. Die Porträts etwa eines Dutzend Havanesen
sind so entstanden. Die selbstbewusste Friseuse, der alte Herr, der alle Probleme
mit Sex heilen will, das glückliche Pärchen - sie fährt ihn mit
dem Fahrrad durch die Stadt. Der Rum. Und natürlich der Fernsehmechaniker
selbst, ein trauriger, versoffener Ritter, der gerade versucht, mit teuren Telefongesprächen
die Beziehung zu seiner Exfrau, die in Kanada lebt, zu reaktivieren.
Verbindungsglied
sind die Fernseher-und die Telenovelas, kubanische Soaps, die mit ihren Liebesgeständnissen,
Trennungen und Wiedersehen den Feierabend versüßen. Leider setzt
HAVANNA MI AMOR diese Reflexionsebene zu sparsam und zu unsystematisch ein,
als dass sie als wirklicher Spiegel des Geschehens funktionieren könnte.
Auch den Geräten selbst hätte man ruhig ein bisschen mehr visuelle
Aufmerksamkeit schenken können. So bleiben die Fernsehgeschichten Anlass
und Dekor für einen Streifzug durchs kubanische Leben. Musik gibt es auch,
von der Gruppe „Los Zafiros". Kuba-Fans werden das mögen. Anderen
mag es zu wenig sein. Und sie werden vielleicht ein bisschen traurig bei dem
Gedanken an den Film, der aus diesem Stoff hätte werden können.
Silvia
Hallensleben
Diese
Kritik ist zuerst erschienen bei:
Havanna
mi Amor
Start:
29.6.2000 (D), 6.4.2000 (A), 4.5.2000 (CH).
BRD
2000. R, B, Sch: Uli Gaulke. P: Helge Albers, Roshanak Behesht Nedjad, Konstantin
Kröning. K: Axel Schneppat. T: Robert Graf. Pg:
Flying Moon. V:
Salzgeber. L: 80 Min. DEA: Berlinale 2000.
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