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Der
Herbst der Familie Kohayagawa
Im
Hintergrund die Zuggeräusche, zweimal, Symbol oder nicht von Krankheit
und Tod des Vaters. An der Wand die riesigen Fässer der Sake-Brauerei.
Die Melonen, die, halb aufgegessen, auf dem Tisch liegen bleiben. Die Tochter
(falls sie das ist), die sich bekreuzigt vor der Leiche und dann abzieht mit
dem blonden Amerikaner. Die Wälder von Kioto, das Grün der Leinwand
mit ein wenig Himmel darüber. Das Lächeln von Setsuko Hara, immer
wieder. Die Prozession am Ende über den Fluss, begleitet von Krähen
und düsterer Musik. Der Rauch aus dem Schornstein. Das Versteckspiel des
Großvaters, nicht mit dem Enkel, sondern mit der Tochter, die Kamera schelmisch
ganz auf seiner Seite. Chishu Ryu als Bauer am Fluss: Wie wunderbar ist das
Leben eingerichtet. Die Alten sterben, werden durch die Jungen ersetzt. Blicke
in Labyrinthe, die Häuser in Gänge und Wände verschachtelt, nahtlos
fortgesetzt auf den schmalen Gassen draußen, eine Welt für sich,
montiert von Ozu ohne einen Schwenk, nicht desorientierend, nicht orientierend,
sondern entwerfend, Schritt für Schritt. Ein Vogel in der Sonne in seinem
Käfig, einmal nur zu sehen. Und die Hitze, die unendliche Hitze: ständiges
Gewedel von Fächern. Schweiß wird von der Stirn gewischt. Gespräche
zwischen Schwestern, die sich nah sind und über Männer reden. 100
Yen zahlt Akiko, wenn sie wieder einmal sagt, dass sie doch eine alte Frau ist.
Der Mann, der um sie wirbt mit der Ochsen-Obsession. Hier, auf der Tasche des
Hemdes ein Ochse und ob sie in der Galerie, in der sie arbeitet, ein Gemälde
mit einem Ochsen hat. Er reibt sich die Nase immer wieder: sie gefällt
ihm. Im selben Club in Osaka, später, als die Männer auf sie warten,
als sie nicht auftaucht: ein Paar, im Hintergrund, tanzend. Die Neonreklamen
von Osaka im Dunkeln: New Japan. Im Hinterland die Kimonos, das Ankleiden, Umkleiden,
hochhackige Schuhe und das Geklapper der Holzsandalen auf der Straße.
Die Schwestern am Fluss. Der Junge und der Großvater beim Baseballspiel,
du wirfst schlecht, schimpft er. Und der Tod. Kein Drama, pietätlose Bemerkungen,
er hätte beim letzten Mal schon sterben sollen. Dann weint sie doch, er
war ein Libertin, er hatte ein glückliches Leben. Die Begegnungen mit der
einstigen Geliebten, die er besucht, man weiß gar nicht recht warum. Bestimmt
ist es in Ordnung, dass er bei ihr stirbt. Die Familie ist in Auflösung
begriffen, die Firma wird verkauft werden, ein letzter gemeinsamer Weg über
die Brücke in Schwarz, die Schwestern zuletzt, die Krähen, der Fluss.
Ekkehard
Knörer
Diese
Kritik ist zuerst erschienen bei:
Der
Herbst der Familie Kohayagawa
KOHAYAGAWA-KE
NO AKI
Japan
- 1961 - 103 min.
Erstaufführung:
5.11.1968
ARD
Produktionsfirma:
Toho
(Takarazuka Eiga)
Produktion:
Sanezumi
Fujimoto
Masakatsu
Kaneko
Tadahiro
Teramoto
Regie:
Yasujirô
Ozu
Buch:
Yasujirô
Ozu
Kôgo
Noda
Kamera:
Asakazu
Nakai
Musik:
Toshiro
Mayuzumi
Darsteller:
Ganjirô
Nakamura (Manbei Kohayakawa)
Setsuko
Hara (Akiko)
Yôko
Tsukasa (Noriko)
Michiyo
Aratama (Fumiko)
Keiju
Kobayashi (Hisao)
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