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Highlander - Es kann nur Einen geben
Am Musikvideo-Stil orientiertes Schwertspektakel Russel Mulcahys über
die Unsterblichkeit, das wie kein anderer Film seiner Zeit die Kultur der
80er spiegelt und beeinflusst hat. Weder Fantasy- noch Actionfilm,
sondern vielmehr Genremischung, die trotz oder gerade wegen ihrer
Banalstory fasziniert und Spaß macht.
Inhalt
Es ist das Jahr 1536, als der schottische Clanführer Connor MacLeod
(Christopher Lambert) mit seinen Kampfgefährten in der Schlacht gegen den
feindlichen Clan, der vom brutalen und allernorts gefürchteten Kurgan
(Clancy Brown) angeführt wird, einen tödlichen Schwertstoß zur
Verwunderung aller überlebt. Als Verbündeter des Teufels von den
Bewohnern seines Heimatdorfes diffamiert und verstoßen, flüchtet MacLeod
in die Highlands, um dort mit seiner jungen Frau Heather (Beatie Edney)
eine Familie zu gründen.
5 Jahre später: Der idyllische Alltag wird jäh gestört vom
überraschenden Besuch des ehrwürdigen 2000 Jahre alten Ägypto-Spaniers Ramirez (Sean Connery ), der dem
Schotten den Grund seines Überlebens nennt: MacLeod gehört so wie Ramirez
zu den Unsterblichen, die, in ständigem Kampf miteinander, Jahrhunderte
hindurch das Geschehen auf der Erde bestimmen und die dazu verdammt sind,
den anderen Menschen beim Sterben zuzusehen, während sie nicht altern.
Auch kann die Unsterblichkeit nicht weitergegeben werden, weshalb MacLeod
unfähig ist, Kinder zu zeugen. Nur durch ein Abtrennen des Kopfes kann
das Leben eines Unsterblichen beendet werden, wobei der Überlebende die
Kraft des Getöteten in sich aufnimmt. MacLeod erfährt, dass er durch
Ramirez auf die sogenannte Zusammenkunft hintrainiert werden soll, der
Zeitpunkt, zu dem sich die letzten Unsterblichen im Kampf um die
Weltherrschaft messen sollen. Einer davon soll MacLeod sein, der andere
Kurgan, das Sinnbild für alles Böse. Von nun an steht MacLeod in der
Lehre Ramirez, der ihn die Kunst des Schwertkampfes beibringt. Als
MacLeod einmal seine Frau mit Ramirez alleine lässt, werden die beiden
von Kurgan aufgesucht, der den alten Haudegen in einen wilden Kampf
verwickelt, aus dem Kurgan als Sieger hervorgeht. Es vergehen die Jahre:
MacLeod, der mitansehen muss, wie seine große Liebe Heather in seinen
Armen stirbt, ist nun gerüstet für die alles entscheidene Zusammenkunft.
350 Jahre später, im New York des Jahre 1986: Connor MacLeod lebt nun
als Antiquitätenhändler Russell Edwin Nash in der Stadt. Nur mehr 4
Unsterbliche sind übrig geblieben, darunter auch Kurgan, ewiger
Widersacher des Highlanders. Nachdem MacLeod einen der Häscher Kurgans in
einer Tiefgarage in der Nähe einer Boxarena geköpft hat, entdeckt die
Archäologin Brenda J. Wyatt (Roxanne Hart) ein Jahrhunderte altes Schwert
am Tatort. Als sie recherchiert, dass Nash, der inzwischen mangels
Beweisen von der Polizei in die Freiheit entlassen wurde, in Wahrheit gar
nicht existieren kann, macht sie sich auf die Suche nach dem Geheimnis.
Sie beginnt eine Affäre mit dem Unsterblichen, dieser durchschaut jedoch
ihr Spiel und gesteht ihr seine besondere Fähigkeit. Kurze Zeit später
nimmt Kurgan Brenda als Geisel, um den Highlander zum Endkampf auf den
Dächern New Yorks herauszufordern. Es kann nur einen geben...
Kritik
"Here we are. Born to be kings. We’re the princes of the Universe." Die Kamera, akkordiert von den peitschenden Rhythmen der Rockband Queen,
fokussiert zunächst die Arena inmitten der riesigen Hallen. Drei bullige
Wrestler bieten eine mitreißende Show. Zuschauer johlen und grölen. Die
Kamera (der Zuschauer?) fährt weiter in die hinteren Sitzreihen. Irgendwo
in der Menge sitzt ein junger Mann in grauem Mantel, er sieht
nachdenklich drein. Schließlich steuert das Objektiv auf seine Augen zu,
die den Weg freigeben in seine Vergangenheit.
Schon der Beginn von "Highlander" gibt Tempo und Stil vor: Rasend,
rastlos, zuweilen nachdenklich, und immer bis an die Grenze der
(damaligen) technischen Möglichkeiten. Wir befinden uns in einem durch
und durch amerikanischen Film - banale Story, gefällige Action, genialer
Soundtrack - und doch bricht "Highlander" immer wieder aus diesem Schema
aus und transportiert dann so etwas wie europäischen Flair (so
unglaubhaft das auch im ersten Moment klingen mag) über die Leinwand.
Die Geschichte des Unsterblichen Connor MacLeod, der uns in noch in drei
weiteren (qualvollen) Sequels (Highlander II, Highlander III und
zuletzt Highlander: Endgame ) begegnen sollte (leider diesmal eine Unart
des amerikanischen Kinos) ist gewiss nicht der Grund, diesen Film in sein
Herz zu schließen. Gregory Widens raffiniert zusammengeschustertes
Konglomerat aus Fantasy und moderner Action ist zu simpel gestrickt, als
dass man eine Sekunde überraschte Wendungen in Kauf nehmen müsste. Es ist
der Stil, der gefangen nimmt - mag er 14 Jahre später auch schon
ausgereizt und zuweilen lächerlich erscheinen - , der zwischen typisch
amerikanischem 80er Action-Kino und dem französischen Kostümfilm
umherbalanciert und sich dabei manche Peinlichkeit leistet, die man dem
"Highlander" aber aufgrund seiner gewagten Genremixtur bis zum Finale
niemals krumm nimmt.
Schon zu Beginn entscheidet sich Regisseur Mulcahy in der Umsetzung der
Story, die stets zwischen zwei Erzählebenen, einer im Schottland des 16.
Jahrhundert und einer in der Jetztzeit wechselt, für die Rückblende,
wobei die durchaus häufigen Wechsel in der Erzählung technisch eine
Herausforderung darstellten, die der Regisseur jedes Mal anders umsetzte,
sodass den Betrachter niemals das flaue Gefühl der Langeweile befällt.
Dadurch entsteht ein exzellentes Timing, das Mulcahy den ganzen Film
durchhält, etwas, was die Fortsetzungen neben schwerer inhaltlicher
Mängel sträflich vernachlässigten. Doch sind es nicht die Sequenzen in
den schottischen Highlands, die später von "Braveheart " oder "Rob Roy"
so indiskret übernommen wurden. Bewusst an Lamberts Vorgängerarbeit
"Subway " orientiert, versucht Mulcahy, durch Entfernen des
philosophischen Aspekts des surrealen Neonglitzerfilms, der
richtungsweisend für das neue französische Kino mit seiner
Substanzlosigkeit und völligen Reduktion auf Licht und Dunkelheit war–
die Entwicklung einer eigenen sozialen Ebene inmitten des Pariser Metro
Systems war da bloß noch Draufgabe –, seine eigene Identität zu finden:
Er findet sie, und zwar im amerikanischen Mainstreamkino. Ein
gefährliches Unterfangen, da hier, wie sonst nirgendwo anders, in
Wahrheit konservative Werte nur schwer aus der von Spielberg & Lucas konstruierten Bahn geworfen werden können.
Schon die skurille Verbindung von Fantasy und orientalischer Mystik –
wer käme je auf die Idee, dass Unsterbliche gerade im Schottland des 16.
Jahrhunderts ihren Ursprung haben, sich dort mit alten ägyptischen
Schwerten duellieren und einander die Köpfe (im wahrsten Sinne des
Wortes) abschlagen – ist für sich allein bemerkenswert. Was “Highlander”
aber seinen speziellen Touch gibt, ist Mulcahys richtunsgweisende Art des
Filmens. Das Musikvideo, selbst noch nicht ganz seiner Kindheit
entwachsen, wurde von ihm, der sich vorher nur durch Clips für Elton John
und Duran Duran einen Namen machte, in den abendfüllenden Spielfilm
hinübergerettet. Was heute gekünstelt wirkt, war damals ein Bruch mit
sämtlichen Konventionen: Da wird bereits zu Beginn mit Krankameras
gearbeitet, kein Schnitt, der nicht mit dem Tempo der Kämpfe mithalten
kann, Licht und Schatten werden gegeneinander aufgewiegelt, Handkameras
im - mittlerweile bei "Blair Witch Project " zum Erbrechen ausgereizten –
sprichwörtlichen MTV-Stil kurven um die Akteure. Zack, Bumm. Eine rasende
Kamerafahrt...Lambert dreht sich blitzschnell um, die Linse des Objektivs
geht mit. Szenen in der Jetztzeit spielen sich fast gänzlich im Dunkel
der Straßen New Yorks oder des Untergrunds ab, durchlöchert von
Scheinwerfern der Polizeiautos, die die aus den Kanälen dringenden
Nebelschwaden durchbrechen, geben eine merkwürdige Bildersprache frei auf
den modernen Großstadtdschungel. Auf der anderen Seite verliebte
Landschaftsaufnahmen der schottischen Highlands und eine zirkusgleiche
Präsentation antiquierter Schwertkunst, wie sie sonst nicht einmal in
schlechten Kostümfilmen zu sehen ist. Gegensätze, die sich anziehen.
Sämtliche Tricks aus seiner Zauberkiste kostet der Regisseur mit
leichtfüßiger Naivität und geradezu Kindsköpfigkeit aus. Nur zu oft hat
man das Gefühl, Mulcahy verwendet das Fantasyvehikel nur als Vorwand für
sein nächstes Musikvideo. Und trotzdem: Wie zu Weihnachten bleibt man mit
staunenden Augen zurück, auch wenn man weiß, das Christkind gibt es gar
nicht.
Da darf Christopher Lambert in Jeans, Trenchcoat und Adidas Schuhen
manchmal noch so verloren dreinschauen und Clancy Brown den Bösen so böse
geben, dass er nahtlos in eine Karikatur seiner selbst mutiert. Sean
Connery spielt routiniert und mit dem gewohnten Schuss an Selbstironie
MacLeods Mentor Ramirez und verausgabt sich dabei nicht allzu viel. Das
tut auch Roxanne Hart nicht, deren Fönwelle uns noch am ehesten
suggeriert, dass wir uns in den 80ern befinden. Dass Mulcahy und sein
Kameramann Gerry Fisher die Story über Unsterbliche, deren Kampf um die
Weltherrschaft, Gut gegen Böse in keiner Sekunde so ganz ernstnehmen,
ruft Erleichterung hervor und macht „Highlander“ in seiner Atmosphäre
noch lockerer. Das wird vor allem in jener Rückblende bewusst, als
MacLeod im Frankreich des Jahr 1783 (selbstverständlich wieder unter
anderem Namen) betrunken am Hof eines Adeligen von diesem im Fechtkampf
zirka 10 Mal durchstochen wird, jedoch jedes Mal vor Trunkenheit wankend
zum Gaudium des Hofgesindes wieder aufsteht und dem Baron die Nase zeigt.
Auch die Nazis kommen nicht ungeschoren davon: MacLeod im 2. Weltkrieg.
Er findet ein weinendes Mädchen, seine spätere Ersatzmutter Rachel
(Sheila Gish). Bei der Flucht wird er von einem SS-Offizier beschossen.
Als er ohne Kratzer wieder aufsteht, begleitet er dies mit den Worten,
„Ich dachte, ihr seid die Herrenrasse“.
Was “Highlander” jedoch in Wahrheit zum unterschätzten Juwel macht, ist
die wegweisende Kombination von Bild und Musik. Nur selten gelingt ein
derart ineinander greifendes und sich perfekt ergänzendes Wechselspiel.
Sowohl der für schottische Einblicke zuständige Originalscore Michael
Kamens , der hier – man höre und staune – kein einziges Mal in die
Schmalzfalle tappt, als auch die Mannen um Freddie Mercury – zum Großteil
verantwortlich für die düsteren Einblicke in die Großstadt New Yorks – ,
die immer das gewisse Gespür für Visuelles hatten, spielen sich die Bälle
so gekonnt zu, dass die Einheit des Filmes auch durch manchen
Drehbuchausfall niemals gefährdet erscheint. Dabei passen vor allem Queen
ihren Bombastsound gekonnt an die Erfordernisse der Story an und geben
sich je nach Stimmung hart oder zart. Ein Höhepunkt, neben der
Eingangshymne „Princes of the Universe“, aber ist unweigerlich Mercurys
Interpretation des Alltime-Klassikers “New York, New York”, die Curgans
Autoverfolgungsjagd schon fast in ironischer Distanz begleitet.
So schafft der Australier Mulcahy, mehr oder weniger beiläufig, mit
einem Low Budget Streifen, wovon andere Regisseure oft nicht einmal
träumen können: Die Schaffung eines neuen technischen Stils, der sich
geschickt zwischen kontinentaleuropäischem Erzählkino, asiatischen Mythen
und amerikanischem Spannungskino platziert und dabei nie sein Ziel aus
den Augen verliert: den Ausbruch aus dem erzählerischen Korsett (wie es
etwa George Lucas mit seinem Fantasymärchen “Willow” nicht gelingen
sollte) und die Reduzierung auf eine von Leuchstoffröhren und
Neonlicht-Buchstaben gezeichnete rasante Kamerafahrt durch Licht und
Schatten.
Im Gefolge des “Highlanders” bildete das Thema der Unsterblichkeit, das
bei Mulcahy in Wahrheit nur den Rahmen gibt, naturgemäß Vorbild und
Inspirationsquelle für zahlreiche Nachahmer - auch ganze TV-Serien und
B-Videoproduzenten konnten von da an mehr schlecht als recht vom Film
leben - interessanterweise aber auch Ausgangspunkt für
pseudowissenschaftliche Diskussionen, wie etwa des Konstruierens einer
Parallele zur christlichen Mythoogie und der mehr als in Zweifel zu
ziehenden Annahme, auch Jesus wäre ein Unsterblicher gewesen und MacLeod
& Co. dessen Nachfahren.
Der Kult um den Unsterblichen (ähnlich dem Film der 90er, “Pulp
Fiction”), der nie so ganz verständlich war, wurde schließlich zum selbst gelegten Ei Mulcahys.
Highlander mit seinem Bild- und Musik-Rhythmus, der ihm eine
herausragende (für damalige Zeiten) modische Dynamik verleiht, konnte
zwangsläufig nicht in das Kino der 90er gerettet werden. Ein Grund von
vielen, warum der Regisseur am zweiten Teil kläglich scheitern musste.
Fazit: Ein Kult-Movie (im wahrsten Sinne des Wortes) aus den 80ern, das
mehr ist als bloßes Popcornkino.
Reinhard Bradatsch, 29.12.2000
Dieser Text ist zuerst erschienen bei:
Highlander - Es kann nur Einen geben
Highlander
USA/Groß Britannien, 1986
Mit: Sean Connery, Christopher Lambert
Regie: Russel Mulcahy
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