Hollow Man - Unsichtbare Gefahr
Etwas Gefährliches, Unfaßbares schleicht durch die labyrinthischen
Gänge des Labors. Ein Teammitglied hat es bereits auf dem Gewissen.
Und es wird weiter morden, bis sich ihm eine Frau zum finalen
Showdown entgegenstellt...
Mit dieser Sequenz, mehr Kopie als Reminiszenz an Alien, kippt
Hollow Man von einer eindringlichen Studie menschlicher Hybris in
einen banalen Rachefeldzug. Das ist umso bedauerlicher, da der Film
von Paul Verhoeven in der ersten Stunde mit einer Reihe technischer
und erzählerischer Innovationen aufwartet, die den Mythos der
Unsichtbarkeit in ganz neuem Licht präsentieren.
Sebastian Caine und seinem Team ist es offenbar mühelos gelungen,
das äußere Erscheinungsbild eines Menschen oder Tieres aufzulösen;
das Problem liegt nur darin, die Versuchsperson wieder zurückzuholen.
Als an einem Gorilla auch in dieser Hinsicht der Durchbruch erzielt
wird, entschließt sich Caine zu einem ersten Selbstversuch. Nach
anfänglichem Spaß an der neuen Freiheit lassen die Komplikationen
aber naturgemäß nicht lange auf sich warten: Die Rematerialisierung
schlägt fehl, der ohnehin schon leicht psychotische Caine flippt aus
und läuft Amok.
Hollow Man trägt eindeutig die Handschrift Verhoevens: Sex, Crime
and Special Effects, vereint in der Figur des Sebastian Caine, die
Kevin Bacon mit beeindruckender Präsenz ausfüllt. Bahnbrechende
Effekte visualisieren den Prozeß seiner physischen Verwandlung; die
damit einhergehende psychische Metamorphose führt jedoch zu einem
erschreckend konventionellen, leider schon tausendmal gesehenen
Finale, in dem die arme Elisabeth Shue als Ripley-Update auflaufen
muß. Der Film erleidet letztendlich das gleiche Schicksal wie sein
Protagonist: Wenn die Ideen für die zweite Hälfte des Projekts
ausgehen, verschwindet er im Nichts.
Carsten Happe
Dieser Text ist zuerst erschienen im:
Hollow Man. USA 2000. R: Paul
Verhoeven. B: Andrew W. Marlowe. K: Jost
Vacano. S: Mark Goldblatt. M: Jerry
Goldsmith. P: Columbia/Douglas Wick. D:
Elisabeth Shue, Kevin Bacon, Josh Brolin,
Kim Dickens, Greg Grunberg u.a. 110 Min.
Columbia ab 12.10.00