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Human
Lanterns
Chinesische
Provinz, vor vielen, vielen Jahren: Eine alte, morbide Legende erzählt
von einem Laternenmacher, der menschliche Haut als Rohstoff für sein Handwerk
verwende. Und so beginnt denn dieser Film mit Blitzen und Donnergrollen und
er zeigt uns in kurzen Lichtsekunden blutbenetzte, herabhängende Beine
und ebenso blutiges Handwerkszeug ...
Doch
bis der versprochene Horror des Vorspanns in den Film eintritt, ist es noch
etwas hin: Ein Dorffest mit den zwei mächtigsten Männern der Gemeinde,
die sich - natürlich - nicht riechen können, dient ihm zur Exposition.
Wir erfahren Grundkonflikte, ohne dass diese allzu konkret ausformuliert würden.
Natürlich geht es um Stolz, Eitelkeit und Ehrabschneidung: Wer zum Neujahrsfest
dem Dorf den schönsten Lampion präsentieren kann, gewinnt. Diese simple
Anordnung gewinnt im Verlauf an Tiefe und Komplexität, ohne dass dabei
das richtige Maß überschritten wäre, ganz im Gegenteil ist es
beeindruckend, mit welch sicherer Hand der Film - immerhin eigentlich als knalliger
Reißer angelegt - stets die Balance zwischen Martial Arts, Horror, Groteske
und Drama hält, seine mäandernden Verflechtungen immer wieder zum
Mittelpunkt des Films zurückführt. Das ist alles andere als der gewohnte
Standard in diesem Segment der Filmproduktion.
Im
wesentlichen folgen wir Master Lung, der einen alten Lampionmeister in die Pflicht
für seine Zwecke nehmen will. Doch der winkt ab und verweist an einen anderen,
der nur im Verborgenen leben will und sich als ein ehemaliger Konkurrent Lungs
herausstellt. Vor Jahren war dieser von Lung geschlagen worden, seitdem meidet
er das öffentliche Leben. Lung ersehnt ihn um Hilfe und bietet ihm Reichtümer
an, der Eremit willigt schließlich ein, unter der Bedingung, dass Lung
dessen Höhle bis zur Fertigstellung des Lichtwerks nicht mehr betreten
dürfe - der Deal ist perfekt. Doch in Folge mehren sich Entführungsfälle:
Damen aus dem Umfeld von Lungs Konkurrenten verschwinden vom Erdboden, von einem
wild anzusehenden Wesen entführt, was jedoch nur wir wissen. Gegenseitige
Verdächtigungen und die Ermittlungen eines Polizeibeamten stacheln die
Stimmung auf, während die Frauen in der Grotte des Eremiten blutige Tode
sterben ...
Human
Lanterns
ist nicht unbedingt spannend im Sinne eines dramaturgischen Aufbaus geraten.
Er konzentriert sich zum einen, wie gesagt, zwar sehr genau auf sein narratives
Geflecht, dass er trotz vieler Action- und Gruselsequenzen nie außer Augen
lässt. Da von Beginn an kein Zweifel bestehen kann, wer hinter den Morden
steckt, ist das Interesse den verschiedenen Konstellationen zugewandt, die im
Laufe vertieft werden, wie auch die Frage stets im Raum steht, wie nun der Plan
des Eremiten - offensichtlich will er die beiden Machthaber gegenseitig ausspielen
- aufgeht. Dass wir weitgehend die Perspektive Lungs teilen - einem unglaublich
von sich eingenommenen, eitlen Widerling - versetzt dem ganzen die richtige
Würze, da aus moralischen Gründen - eben deshalb - ein Happy End für
diese Person eigentlich kaum in Frage kommt. Gerade in Verbindung mit den zahlreichen
Swordplay-Szenen - Human
Lanterns
ist, trotz seines makabren Szenarios, kaum Horror, sondern eher wuxia pian -
ergibt sich daraus eine Spannung, die sich vor allem aus dem Moment ergibt:
Man weiß nie - wirklich nie! - wer nun als nächstes ins Gras beißt,
ob der Film seine Hauptfigur opfert oder nicht, kurzum: Wie es wohl weitergehen
wird. Dem bekannten ästhetischen Genuss beim Betrachten solcher, im übrigen
exzellenter Kampfchoreografien wird eine gesunde Prise Surprise zur Seite gestellt,
die ihre Wirkung nicht verfehlt. Ergänzt wird dieser Spaß durch einige
ungemein schön ausgeleuchtete Kulissenaufnahmen - seien es auf den Anwesen
der beiden Konkurrenten, sei es die schaurig-gruselige Grotte des makabren Blutmetzes
-, die ohne weiteres an die besten Momente der großen Shaw-Klassiker anschließen.
Eine
kleine Überraschung also: Erwartet hatte ich einen spekulativen, sleazigen
Reißer. Bekommen habe ich einen wohldurchdacht erzählte und inszenierte
Groschenromanbegebenheit. Und das ist, natürlich, keineswegs negativ gemeint.
Lustvolle Trivialität der schönen Sorte (schade nur, dass die DVD
der Reissue-Reihe einige Schnitte aufweist).
Thomas
Groh
Diese
Kritik ist zuerst erschienen im:
Human Lanterns
Hong Kong 1982
(Ren pi deng long )
auch: Human Skin Lanterns
Regie: Chung Sun
Darsteller:
Kuan Tai Chen .... Tan
Fu
Ping Ha .... Brothel Madam
Tony Liu .... Lung
Shu-Ai (as Wing Lau)
Lieh Lo .... Chao
Chun-Fang
Meng Lo .... Kuei
Szu-Yi
Chien Sun .... Sergeant
Poon
Lei Tin .... Lung's
Wife
Wah Yuen
Produktion: Shaw Brothers
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