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Hunting
Party
- Wenn der Jäger zum Gejagten wird
Stehen Sie auf Richard Gere? Dann sind Sie hier richtig. Der Mann
ist in jeder Einstellung zu sehen. Im Übrigen geht es um
Beruf: Kriegsreporter und Die Drei und der serbische
Fuchs. Immer auf der Jagd nach lukrativen
Gräuel-Shots und Breaking the News-Sensationen spüren drei Amerikaner
den meistgesuchten serbischen Kriegsverbrecher auf, um ihn wahlweise exklusiv
zu interviewen oder in Den Haag abzuliefern und fünf Millionen Dollar zu
kassieren. Wer ist es? Karadzic? Mladic? – Falsch. Er heißt: Der Fuchs.
Richard Shepard hat sich Mühe gegeben, die Party realistisch
zu kodieren. Der Hintergrund des Bosnienkrieges kommt übers Wort. Der Jungreporter,
frisch von der Journalistenschule, stellt im Namen der Zuschauer viele Fragen,
und die werden ausführlich beantwortet. Danke! Das Bild bringt uns sodann
das Kriegsabenteuer nahe. Raketen schlagen vor unseren Füßen ein.
Wir sind mittendrin. Aufregung und, ja, auch das: Verlockung. All die Shots,
die wir aus den Medien kennen, sind hier noch mal nachgestellt. Gedreht mit
großem pyrotechnischen Aufwand an, wie uns versichert wird, Originalschauplätzen.
Nicht ganz. Aber immerhin außerhalb der USA. Abenteuerplatz Somalia ist
auf einem kroatischen Güterbahnhof nachgestellt; auch sonst dienen Zagreb
und Umland als Location für Bosnien. Warum? Weil Kroatiens Armee Panzer
und schweres Kriegsgerät zur Verfügung stellte. Prima.
Um die Attraktivität der Jagd zu erhöhen, wird ständig
Ort und Set gewechselt. Ist vom Fuchs die Rede, streicht ein Fuchs durchs Gebüsch, und
die Kamera folgt ihm tief am Boden. So also schlagen die Zweige dem armen Tier
auf die Schnauze. Sollen wir jetzt mit dem Kriegsverbrecher Mitleid haben? Um
Gottes willen! Es ist ja eben der Fuchs, der den Fuchs erschießt, und wir müssen ein
für allemal auf Bild-Logik verzichten. Aber das Dekor ist klasse. Auf diese
Weise kommen wir zu einer schönen Bikinifrau auf einer Luxusjacht in der
blauen Adria und zur dunklen Höhle, in der die herbe Diane Kruger kriminell
wird. Im total schwarzen Outfit wieseln CIA-Agenten. Auch in einen Folterkeller
von Saw 2 verirren wir uns. Wird Gere geköpft? Grad als der
Serbenpsycho das Beil hebt, geht sein Handy. Das ist die komische Schiene dieses
wunderbar naiven Buddyfilms.
Brisant wird der Film erst im Titel-Update des Nachspanns. Die USA
rufen in ganzseitigen bosnischen Regionalzeitungen
auf, den Karadzic zu fangen und die fünf Millionen abzuholen; Anruf genüge.
Ähem, die 800-Nummer kann man nur in den USA wählen. Die Amerikaner
wollen den Kriegsverbrecher gar nicht, werden wir belehrt, längst gebe
es einen Deal, der gleiche – ich schwöre, der Nachspann sagt es – wie mit
Bin Laden. Der werde auch auf diese Tour gesucht. Aha.
Dietrich Kuhlbrodt
Dieser Text ist zuerst erschienen
in: Konkret 12/2007
Hunting
Party - Wenn der Jäger zum Gejagten wird
USA 2007 - Originaltitel:
The Hunting Party - Regie: Richard Shepard - Darsteller: Richard Gere, Terrence
Howard, James Brolin, Jesse Eisenberg, Diane Kruger, Mark Ivanir, Goran Kostic,
Lejla Hadzimuratovic, Kristina Krepela - FSK: ab 12 - Länge: 103 min. -
Start: 29.11.2007
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