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Ich
war eine männliche Kriegsbraut
Screwball
in deutschen Ruinen. Nach dem Krieg, Besatzungsmächte, Schwarzmarkt, Bürokratie.
Mittendrin der Franzose Henri Rochard, der sechzehn Sprachen beherrscht und
auch den Code romantischer Liebe, der sich der eigentlich bereits vergangenen
Tradition gemäß in neckischen Repliken virtuos zu äußern
versteht. Ich hasse dich heißt ich liebe dich, das ist eigentlich ganz
einfach, aber man kann sich in dieser Sprache eine Weile ganz vergnüglich
missverstehen. Irgendwann setzt es dann nach rasender Alleinfahrt im Motorrad-Beifahrersitz
den Kuss im Heuhaufen - aber anders als in den üblichen (Wieder)Verheiratungskomödien
fängt der Ärger mit der Liebe erst so richtig an. Geheiratet werden
muss dreimal und der Transport des Franzosen nach Amerika gelingt nur durch
die die Ordnung der Geschlechter verwirrende Erfüllung des Geistes der
Verordnung für Kriegsbräute.
"Ich
war eine männliche Kriegsbraut" ist ein Road Movie, Heidelberg, Bad
Nauheim und zurück. Eine Verkleidungsklamotte, die aus dem schönen
Mann Cary Grant eine hässliche Frau macht. Eine Satire gegen allerlei Bürokratisches
und der Witz zu Beginn, in dem Rochard im Abkürzungs-Entzifferungswahn
noch die Aufschrift "LADIES" als Akronym begreift, trifft da sehr
schön. Was übrigens als Vorgeschichte vorgefallen ist, erfährt
man, den Korridor auf und ab, nur in Andeutungen. Sie ist nur nötig als
Resonanzraum für Geplänkel, so wie die rasch erledigte Suche nach
dem Mann, der nur unter Zwang den Nazis half, nur nötig ist als leerer
narrativer Raum, der mit Missgeschicken und Liebesgeplapper zu füllen ist.
Zum
Verhältnis der Geschlechter: Cary Grant ist der Mann, der alles mit sich
machen lässt, die Gutmütigkeit selbst. Er geht auf der Bahnschranke
in die Luft. Er schläft im Stuhl, wenn auch schlecht. Überhaupt ist
das ein running gag auf leisen Sohlen: Eigentlich schläft er kaum. Er lässt
sich das Pferdehaar frisieren. Und zu allem macht er ein sehr freundliches Gesicht.
Das Cary-Grant-Gesicht desjenigen, der nicht weiß, wie ihm geschieht,
der aber vom Vertrauen darauf, dass alles seine Richtigkeit hat, nicht lassen
kann. Er ist, das macht ihn auch für Hitchcock noch so tauglich, die Unschuld
selbst, aber eine weltläufige Unschuld. Ann Sheridan ist die Frau in Uniform,
im Screwball-Tanz die führende, aber Cary Grant nimmt die Bewegungen nicht
ohne Eleganz auf. Sie meistert die Situationen, aber er bewahrt seine Würde
noch mitten in der Tinte. Zur Tanzbewegung: Das Tempo eher laid-back, weit weniger
überdreht als früher bei Hawks. Eine Screwball-Liebe unter Schwachstrom,
aber auch das hat seinen Reiz.
Ekkehard
Knörer
Diese
Kritik ist zuerst erschienen bei:
Ich
war eine männliche Kriegsbraut
I
WAS A MALE WAR BRIDE
USA
- 1948 - 105 min. - schwarzweiß
Literaturverfilmung, Komödie
FSK:
ab 6; nicht feiertagsfrei
Verleih:
Centfox
Erstaufführung:
17.3.1950/16.12.1972 ARD
Fd-Nummer:
638
Produktionsfirma:
20th Century Fox
Produktion:
Sol C. Siegel
Regie:Howard
Hawks
Buch:
Charles Lederer, Hagar Wilde, Leonard Spigelgass
Vorlage:
nach dem Roman von Henri Rochard
Kamera:
Norbert Brodine, Osmond Borradaile
Musik:
Cyril J. Mockridge
Schnitt:
James B. Clark
Darsteller:
Cary
Grant (Henri Rochard)
Ann
Sheridan (Catherine Gates)
Marion
Marshall (weibl. Armee-Angehörige)
Randy
Stuart (weibl. Armee-Angehörige)
William
Neff (Jack Rumsey)
Eugene
Gericke (Tony Jowitt)
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