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Im Zeichen des Zorro
Z
wie Zorro
Was Dracula und Frankenstein für
den Ur-Horrorfilm, das sind die drei Musketiere und Zorro für den Mantel-
und Degenfilm, ein Genre, das mir persönlich zwar nicht besonders liegt,
dessen Erfolge beim Publikum aber über die Jahrzehnte unbestreitbar sind
(zuletzt etwa "Die Maske des Zorro", 1998, und der nicht besonders
überzeugende "Die Legende des Zorro", 2005). 1940 drehte Rouben
Mamoulian ein Remake der Urfassung der Zorro-Geschichte (nach "Im Zeichen
des Zorro" von 1920 mit Douglas Fairbanks), der Geschichte vom reichen,
aber mutigen Helden, der sich unerschrocken für die Armen und Entrechteten
einsetzt. Dass so bekannte Schauspieler wie Tyrone Power und Basil Rathbone
zu den Hauptdarstellern des Films zählen, hatte selbstverständlich
auch Einfluss auf die Popularität, die der Film erlangte.
• I N H A L T •
Zorro, der Mann mit dem mit seinem
Degen gezeichneten Z - das ist eigentlich Don Diego Vega (Tyrone Power), ein
junger Mann aus reichem Haus. Wir befinden uns in der Zeit um 1820 in Kalifornien,
als sich der Bundestaat noch unter spanischer Oberhoheit befand. Während
sich Don Diego in Spanien zur Ausbildung in Reiten, Fechten und allerlei anderen
wichtigen Dingen des Lebens - jedenfalls für die Oberschicht, der er angehört
- aufhält, stürzen in Los Angeles Don Luis Quintero (J. Edward Bromberg)
und Captain Esteban Pasquale (Basil Rathbone) den Vater Don Diegos, Don Alejandro
Vega (Montagu Love), als Alkalden, also Statthalter der spanischen Krone, und
errichten ein Schreckensregime, das die zumeist arme Bevölkerung mit hohen
Steuern ausplündert und jeglichen Widerstand brutal unterdrückt.
Diego ist entsetzt, als er dies
bei seiner Rückkehr nach Los Angeles feststellen muss. Bei einem Besuch
im herrschaftlichen Haus des neuen Alkalden bekommt er einen ersten Eindruck
von ihm und seinem Adlatus Esteban. Diegos Vater hat sich mit seiner Frau zurückgezogen.
Er will keine Rebellion, sondern sich an Recht und Gesetz halten, während
Padre Filipe (Eugene Pallette), ein enger Freund des Hauses, ganz anders denkt
und am liebsten zum Aufstand blasen will. Auch von Diego ist Filipe
enttäuscht, denn der spielt den eitlen Gecken, um bei Quintero und Esteban
keinen Verdacht zu erregen.
In Wahrheit aber betreibt Diego
ein Doppelspiel: Während er vor seiner Familie und den Machthabern den
harmlosen Mann spielt, geistert er des nachts in schwarzer Verkleidung als Zorro
durch die Lande, beraubt Quintero und dessen Frau Inez (Gale Sondergaard) und
versucht, Quintero zu erpressen, damit der am spanischen Hof sich für die
Wiedereinsetzung seines Vaters als Alkalden einsetzt. Als Quintero und Esteban
feststellen müssen, dass Zorro langsam aber sicher zum Volkshelden avanciert
und keine ausgesetzte Belohnung zu seiner Festnahme führt, glauben sie,
durch ein Bündnis mit Diegos Vater ihre Macht festigen zu können.
Quintero will seine schöne Nichte Lolita (Linda Darnell) mit Diego verehelichen.
Eine schwere Fehlkalkulation, wie sich bald erweisen soll ...
• I N S Z E N I E R U N G •
Mamoulian ("Dr. Jekyll und
Mr. Hyde", 1933) inszenierte die Geschichte nach dem Roman von Johnston
McCulley ("The Curse of Capistrano"), wie gesagt, in einer Art Rohfassung,
oder anders formuliert, in minimalistischer Art. Keine unnötigen Schnörkel,
Nebenplots, keine überdimensionierten technischen Beigaben - soweit dies
zu dieser Zeit überhaupt möglich war -, ja, selbst Kitsch und Rührseligkeit
fehlen in dieser Verarbeitung des Stoffs.
Statt dessen sehen wir Figuren,
deren Charakterzeichnungen fast perfekt zu nennen sind - angefangen natürlich
beim selbstlosen, mutigen, natürlich gut aussehenden Zorro, der dazu noch
als guter Schauspieler in diesem Schauspiel (sein Doppelspiel) und gerissener,
intelligenter Held präsentiert wird.
Daneben, aber nicht minder beeindruckend,
die anderen Akteure:
- der naive, wirklich geckenhafte
und dümmliche Quintero, der glaubt, an der Macht zu sein, aber nicht bemerkt,
dass der eigentliche Drahtzieher und Machthaber sein "Untergebener"
Captain Esteban Pasquale ist, ein skrupelloser Bösewicht und der eigentliche
Gegenspieler Zorros;
- der aufmüpfige Padre Filipe,
ein Mönch, den man nahezu als Vorläufer der Befreiungstheologie verstehen
könnte, denn Gewalt ist für ihn angesichts der Schreckensherrschaft
ein legitimes Mittel, um das Joch der Diktatur abzuschütteln;
- Quinteros verschlagene, hochnäsige
Frau Inez, eine arrogante, geldgierige und selbstsüchtige Frau, deren Mangel
an Durchblick dazu führt, dass sie auf die Schlichen Diegos hereinfällt;
- und natürlich Lolita, reinen
Herzens und voller Schönheit, die sich in Diego verliebt, eigentlich in
Zorro, bis der sich ihr offenbart.
In dieser Personenkonstellation
entwickelt Mamoulian sowohl ein Intrigenspiel der nicht allzu listigen Machthaber
wie auch das heldenhafte Verwirrspiel Zorros / Diegos, der alle auf die falsche,
aber in seinem Sinn richtige Fährte führt, um der Schreckensherrschaft
ein Ende zu setzen - das alles nicht ohne eine nicht geringe Portion Humor.
Man merkt dem Film an, dass es den Schauspielern Spaß gemacht haben muss,
ihre Rollen voll auszukosten. Dass die Geschichte insgesamt eher einem Märchen
gleicht, denn einer realen Begebenheit, tut dem allem keinen Abbruch. Der Prinz
bekommt natürlich die Prinzessin. Die Bösen bekommen ihr Fett weg.
Die Guten dürfen wieder regieren. Und das Volk ist froh, als der Alptraum
zu Ende ist.
•
D V D •
Sprache:
Englisch (Dolby Digital 2.0 Stereo), Deutsch, Italienisch, Spanisch (2.0 Mono)
Untertitel:
Englisch, Niederländisch, Italienisch, Spanisch, Französisch, Deutsch,
Deutsch für Hörgeschädigte
Bildformat: 4:3
Dolby, HiFi Sound, PAL
DVD
Erscheinungstermin: 5. September 2005
"Im
Zeichen des Zorro" erschien in der Reihe "Große Film-Klassiker"
der 20th Century Fox zum Preis von € 11,97 (amazon) bzw. € 12,99 (jpc). Obwohl
die DVDs dieser Reihe zumeist kein Bonusmaterial enthalten, zeichnen sie sich
durch gute bis sehr gute Bild- und Tonqualität aus - so auch dieser Film
in Schwarz- Weiß. In der Box befindet sich ein vierseitiges Booklet mit zusätzlichen Informationen
sowie eine Postkarte mit dem Original-Filmplakat.
Wertung
Film: 8 von 10 Punkten.
Wertung
DVD: 9 von 10 Punkten.
Ulrich Behrens
Dieser Text
ist zuerst erschienen in:
Im Zeichen des Zorro
(The Mark of Zorro)
USA 1940, 94 Minuten (DVD: 90 Minuten)
Regie: Rouben Mamoulian
Drehbuch: John Taintor Foote, Garrett Fort, Bess Meredyth, nach
einem Roman von Johnston McCulley ("The Curse of Capistrano")
Musik: Alfred Newman
Kamera: Arthur C. Miller
Schnitt: Robert Bischoff
Darsteller: Tyrone Power (Don Diego Vega / Zorro), Linda Darnell
(Lolita Quintero), Basil Rathbone (Captain Esteban Pasquale), Gale Sondergaard
(Inez Quintero), Eugene Pallette (Bruder Felipe), J. Edward Bromberg (Don Luis
Quintero), Montagu Love (Don Alejandro Vega), Janet Beecher (Señora Isabella
Vega)
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