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Jack
In der amerikanischen Filmkomödie sind im Lauf der letzten Jahre
schon alle Variationen von Schrumpfung, Vergrößerung und andere Möglichkeiten
des Eltern/Kind- Rollentauschs durchgespielt worden. Jack greift diese Thematik erneut auf, holt mit Robin Williams und Bill
Cosby Amerikas bekannteste Komiker zusammen auf die Leinwand, und doch ist ein
Film entstanden, bei dem einem die Tränen nicht nur vor Lachen in die Augen
steigen können. Gegenstand der Handlung ist diesmal der kleine Junge Jack,
der durch einen Gendefekt äußerlich mit vierfacher Geschwindigkeit
altert und als Fünftklässler schon wie ein Vierzigjähriger aussieht,
eigentlich aber immer noch ein Kind ist. Ein Drehbuch also, das für Robin
Williams eine absolute Paraderolle bereithält. Ohne alberne Übertreibungen
und hinreißend gespielt, wirkt er mit seiner sorgfältig einstudierten,
zurückhaltend-kindlichen Körpersprache allemal natürlicher als
die gestylten 90er-Jahre-Kids, mit denen er es zu tun hat (Seth Smith sahen
wir im Musikvideo Ghosts in gleichem Outfit noch neben Michael Jackson agieren).
Den schönsten Satz kriegt Cosby (als Jacks Hauslehrer) in den Mund gelegt,
als er dessen kurzes Leben, das nach dem Schulabschluß schon im Rentenalter
sein wird, mit einer alles überstrahlenden, schnell verglühenden Sternschnuppe
vergleicht (dem entspricht das filmische Leitmotiv des Schmetterlings, mit dem
Jack immer wieder voller Freude spielt, bis er plötzlich in seiner
Hand verstirbt). Wer sich auf diese Art (amerikanische) Sentimentalität
einlassen will, der wird einige wunderbare Momente in Jack finden, die nachdenklich stimmen angesichts der schon lange nicht
mehr so schön versinnbildlichten Vergänglichkeit des Lebens.
Das Titellied wird werbewirksam von Bryan Adams gesungen,
außerdem treten noch kurz einige Take 6 - Stars auf; dennoch war der Film
ein kommerzielles Desaster. Ganz genau aufpassen muß man, um Charlie Chaplins
"Gastauftritt" nicht zu verpassen. Nur Robin Williams aber drückt
dem Film seinen ganz eigenen Stempel auf und verleiht ihm dank seines unnachahmlichen
Spiels einen besonderen Charme. Dieser und die nicht erst seit dem Kurzfilm
Life Without Zoe (New Yorker Geschichten) bekannte märchenhafte Magie Coppolas im Reich der Phantasie
ergeben ein einfach schönes, teilweise herzerwärmendes Filmchen -
wie ein Moment der Besinnlichkeit in einer lärmumtosten (Kino-)Welt.
Johann
Georg Mannsperger
Dieser
Text ist zuerst erschienen in:
Jack
USA 1996
R: Francis Ford Coppola D: Robin Williams, Diane
Lane
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