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Late Show
HAMBURGER-REKLAME
"Late
Show" ist guter Wortmann, aber nur ganz schlechter Dietl
In
"Schtonk" war's die Presse, in "Rossini" der Film, es war
eine Frage der Zeit, wann sich Helmut Dietl mit dem Fernsehen beschäftigen
würde. Und ein Fernsehfilm sollte "Late Show" ursprünglich
werden, man sieht es schon an der Besetzung. Veronica Ferres und Thomas Gottschalk
spielen die Hauptrollen und wer je "Die Supernasen" bzw. "Das
Superweib" gesehen hat, dem schwante schon zuvor etwas von Dietls erstem
künstlerischen Abrutscher. Andrerseits konnte man es ja nicht so genau
wiisen, schlißelich hat der Münchner Regisseur des öfteren miesen
Darstellern brilliante Auftritte verschafft, Wolfgang Fierek etwa als hinterhältiger
Tierpark-Toni in "Monaco Franze". Zudem ist die Mediensatire durchaus
Dietls Element, man denke nur an "Kir Royal", diese kunstvolle Verhöhnung
von Schickeria und Boulevard-Presse.
In
"Late Show" spielt Gottschalk einen Radio-Moderator, der das Fernsehen
verachtet und trotzdem von ihm korrumpiert wird, Veronica Ferres ist ein Star,
der entrüstet aus der Branche aussteigt und dennoch wieder in den widerlichsten
TV-Schlamm eintaucht, und Harald Schmidt ein ehrgeiziger Programmdirektor, der
am Ende genauso gräßlich ist, wie am Anfang.
Nicht
die Fernsehvisagen sind es, die "Late Show" verunglücken lassen,
denn Harald Schmidt ist wirklich famos, und Gottschalk und Ferres hat man schon
schrecklicher gesehen, auch wenn sie immer noch keinen ganzen Film tragen können.
Dietl sackt ab durch das erste schlechte Drehbuch seiner Laufbahn, was daran
liegen könnte, daß er nicht mehr mit Patrick Süskind, sondern
mit Christoph Mueller zusammengearbeitet hat. Da finden sich Schlampereien und
Tumbheiten, wie sie im durchgestylten "Rossini", ob man ihn nun mag
oder nicht, nie entdeckt hätte. Nach einer Stunde gehen der Show die Ideen
aus, ein einigermaßen versöhnlicher Schluß wird herbeigekokst
bzw. intrigiert und zum x-ten Male gibt es den alten Song "There's no business
like showbusiness" zu hören. Für Söhnke Wortmann wäre
"Late Show" der künstlerische Gipfel, dagegen der Regisseur von
"Münchner G'Schichten" erringt nur die Stufe der Hamburger-Reklame,
die er mit Gottschalk gedreht hat. Der alte Dietl findet sich nur noch in diversen
funkelnden Dialogzeilen und in der alles gemütlich überwölbenden
Gestalt des "lieben Gotts", dargestellt von Otto Schenk. Der scheißt
seinen Programmdirektor zusammen, wenn die Einschaltquoten zu hoch sind, weil
ihm dann der komplexe Finanzhaushalt durcheinandergerät. "Von oben
sieht die Welt a bisserl anders aus." Das öffentliche Bild von den
Medien als Schlachtfeld um die täglichen Quoten wird dadurch ad absurdum
geführt. Die Wirklichkeit ist ja noch viel, viel deprimierender.
Richard Oehmann
Diese
Kritik ist zuerst erschienen bei:
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Late Show
D
1999
Regie:
Helmut Dietl
Kamera:
Drehbuch:
Helmut Dietl
Besetzung:
Harald Schmidt, Thomas Gottschalk, Jasmin Tabatabai, Veronika Ferres u.a.
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