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Laurel Canyon
Schwiegermütter
sind kompliziert. Und das bekommt man meistens bereits zu spüren, bevor
man verheiratet ist. Eine Beziehung zur Schwiegermutter der besonderen Art hat
Alex (Kate Beckinsale) in Laurel Canyon - welche Verlobte kann schon von sich
behaupten, zu dritt mit der Mutter des Zukünftigen und deren jugendlichem
Rockstar-Freund sexuelle Erfahrungen zu sammeln? Der Verlobte Sam (Christian
Bale) freilich ahnt schnell Böses und versucht dem Dilemma zu entkommen:
wegen eines Jobs ist er in die Stadt gezogen, in der seine Mutter lebt, Los
Angeles. Er arbeitet in einem Krankenhaus, seine Mutter produziert Musik. Mangels
einer Wohnung müssen er und Alex zunächst bei Mutter Jane (Frances
McDormand) einziehen, und dem Zuschauer wird schnell klar gemacht, dass die
Lebensweise der älteren Dame wenig zu tun hat mit tradierten Verhaltensmustern:
Nicht der Sohn ist es, der Joint-rauchend im Wohnzimmer sitzt, sondern die Mutter,
sie ist es, die es frühmorgens kaum aus dem Bett schafft, während
Sam beflissen allmorgendlich in seine Arbeit trabt.
In seinen besten Augenblicken schildert Laurel Canyon glaubhaft den Jugendwahn der Unterhaltungsindustrie, die lächerlich anmutende Verkehrung der gesellschaftlichen Rollen und schließlich auch die Spannungen in der Beziehung zwischen Alex und Sam. Leider spielen sich die Schauspieler mit der Zeit immer mehr fest in ihrem nach einem Oscar schielenden Overacting, und ihre übertriebene Gestik und Mimik scheint allzuoft ernst gemeint zu sein. Der Humor, der entsteht, ist oft ein unfreiwilliger, der Film verliert seinen ironischen Unterton, wenn die Schauspieler sich selbst allzu ernst nehmen, wenn die Emotionen des Films nicht mehr hinterfragt, sondern nur noch vorgeführt werden.
Ganz
am Ende des Films gibt es allerdings einmal eine wunderbare Szene: Sam ist verliebt
in eine Kollegin, eine Liebe, die vor seiner Verlobten geheim gehalten wird,
und ausgerechnet als er im Pool ein Bad nimmt, ruft ihn seine heimliche Liebe
aus der Ferne an. Während die beiden ihr tränenreiches Gespräch
führen, tuckert langsam in Hintergrund ein ferngesteuertes Boot durchs
Bild, es zieht eine Luftmatratze, auf der der Rockstar-Liebhaber der zukünftigen
Schwiegermutter sich sonnt. Ein heftigerer Bruch des melodramatischen Dialogs
ist schwer vorstellbar, die emotionale Spannung löst sich im Lachen. Man
hätte sich mehr solcher Szenen gewünscht in Laurel Canyon, mehr Brüche
in einem Film, der eine Satire auf das Leben in Hollywood sein will, aber zu
oft selbst in den Fehlern des Systems steckenbleibt.
Dieser
Text wurde geschrieben für:
Lisa
Cholodenko
USA,
2003
Kinostart:
29. Januar 2004
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