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Inspektor
Lavardin: Der Teufel in der Stadt
Frauenbilder
Diesmal wird Jean Lavardin nur einmal ausfällig
und prompt wird er suspendiert, hohe Tiere mögen das einfach nicht. Aber
zu dem Zeitpunkt hat sich der Fall eh fast von selbst gelöst. In der Provinz
geht’s zügiger und direkter zu. Keine Subtilitäten, aber auch nicht
zu deftig, der Klassenkampf bleibt eingerollt wie das Streikbanner, das gleich
zu Anfang schon nicht zum Einsatz kommt. Der Gegner ist nicht eine andere Klasse,
sondern eine Frau mit Klasselüsten. Deklassiert, unterhalb der Wahrnehmungsschwelle
der sozialen Anerkennung, wird endlich versucht, klar Schiff zu machen. Der
Klassenkampf ist ein prima Tarnanzug, im Schatten dessen sich ganz angenehm
morden lässt, auch wenn’s den eigenen Ehemann betrifft, denn der wahre
Ehemann ist direkt nicht greifbar. Eine Frau gegen Männer mag dabei ja
noch angehen, aber was hilft es ihr, wenn sie gegen ebenfalls geopferte Frauen
kämpfen muss. Die eigene Tochter steht in einem halben Ödipusverhältnis
und wirkt entsprechend bizarr. Die Frau des Kapitalisten eine verhinderte Mutter,
die sich mit Tieren und Austern über Wasser hält und doch nicht verwinden
kann, dass ihr Mann nicht in der Lage ist, seine Tochter, die er mit seiner
Geliebten gezeugt hat, zu adoptieren, wie es abgesprochen war. Einmal richtige
Mutter, immer richtige Mutter. Auch wenn sie eine Rabenmutter ist, zu guter
Letzt sogar ihre Tochter wegschließt, um sich unliebsamer Korrespondenzen
der Tochter mit Lavardin vom Hals zu halten. Lavardin als Kindesretter im Keller,
eine gar rührende Szene, die wirklich sehr komisch ist. Einsatz auch noch
nach der gerichtlich erwirkten Abgabe des Falls, der Vater und Frauenmagnet
dankt es ihm. Bleibt die Frage, was Interpol in der Provinz zu suchen hat. Sie
wird auch nicht wirklich beantwortet, wenn man gleich zu Anfang bemerkt, dass
der Provinzpolizist eigentlich nicht sprechen kann. Er kann nur Befehle entgegen
nehmen, z.B. den, das Badehandtuch zu reichen. Davor passiert die vermutlich
schnellste Rasur der Fernsehgeschichte, so sicher wie sonst auch das Händchen.
Aber wie steht es mit der Hand des Inspektors, die sich ja auch mal an Frauen
vergreifen könnte? Das Junggesellensyndrom der Detektive. Nur nicht sich
einlassen, und wenn, dann würde es niemand auf diese Art aushalten. Aber
vielleicht sollte er es einfach mal probieren, wenn die Fälle sich quasi
von selbst lösen, bleibt Zeit genug. Noch eine Frage zu Schluss: wer ist
der Teufel gewesen?
Dieter Wenk
(07.00)
Dieser Text ist zuerst erschienen
in:
Inspektor
Lavardin: Der Teufel in der Stadt
LES
DOSSIERS DE L'INSPECTEUR LAVARDIN: LE DIABLE EN VILLE
Frankreich
- 1988 - 88 min. Verleih: offen - Erstaufführung: 16.11.1991 ARD
Regie:
Christian de Chalonge
Buch:
Dominique Roulet, Claude Chabrol
Kamera:
Pascal Marti
Musik:
Michel Portal
Darsteller:
Jean
Poiret (Inspektor Lavardin)
Bruno
Cremer (Jacques Pincemaille)
Bulle
Ogier (Laure Pincemaille)
Nathalie
Nell (Sophie Pessac)
Michel
Berto (Georges)
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