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Lola
Montez
Lola
Montez (Martine Carol), die Skandalkönigin des 19. Jahrhunderts, die Geliebte
des bayrischen Königs Ludwig I., landet am Ende ihres bewegten, wechselvollen
Lebens in einem amerikanischen Zirkus. Noch einmal steht sie im Mittelpunkt,
noch einmal ist sie der Star. Wenn auch physisch wie psychisch am Ende, krank
und ausgepowert, wenn auch von einem cleveren Manager (Peter Ustinov) ausgebeutet.
In
der Arena führt sie einem sensationslüsternen Publikum Stationen ihres
zu ihrer Zeit skandalträchtigen Lebens vor. Aber in den Pausen zwischen
ihren Auftritten erinnert sich Lola aus ganz persönlicher, nicht für
die gierige Öffentlichkeit bestimmte Sicht an die gleichen Stationen. Und
am Ende können die Besucher der schwerkranken „Gräfin“ für einen
Dollar die Hand küssen.
In
einer grandiosen Schau lässt sie noch einmal die wichtigsten Personen ihrer
legendenumwitterten Vergangenheit Revue passieren: die unglückliche Ehe
mit ihrem Mann (Ivan Desny), die Affäre mit dem Komponisten Franz Liszt
(Will Quadflieg), die geheime Liason mit dem bayrischen König Ludwig I.
(Adolf Wohlbrück), schließlich das letzte Aufbäumen ihrer Verführungskunst
bei einem schüchternen Studenten (Oskar Werner).
Diese
Stationen werden in lebenden Bildern, Trapezakten und Pantomimen dargestellt.
Der Sturz aus der Zirkuskuppel ist der dramatische Schlussakt ihrer Revue. Sie
stirbt in den Armen des Stallmeisters: Die Königin ist tot.
Der
aus Deutschland emigrierte Max Ophüls begann seine Filmkarriere in Frankreich.
Bei Kriegsausbruch ging er nach Hollywood und drehte dort unter großen
Schwierigkeiten einige Filme, die ohne große Resonanz blieben. Ende der
40er Jahre kehrte er nach Frankreich zurück und landete 1950 mit der Schnitzler-Verfilmung
„Der Reigen“ einen Welterfolg.
Ophüls,
der erst von den Regisseuren der Nouvelle Vague angemessen gewürdigt wurde,
hat in Deutschland vor allem Rainer Werner Fassbinder beeinflusst. „Lola Montez“,
sein letztes Werk, ist ein überragendes Beispiel für seinen Stil:
Es macht den hohen ästhetischen Reiz dieses Films aus, dass hier vor allem
mit den spezifischen Mitteln der bewegten Kamera und der Farbkomposition „erzählt“
wird. Darüberhinaus ist die Entscheidung für das Breitwandformat vorbildlich:
Max Ophüls ist ein Meister im Umgang mit der fahrenden Kamera.
Was
selbst in der in Deutschland arg verkürzten und damit skandalös verstümmelten
Kinofassung (40 Minuten fehlen gegenüber dem französischen Original)
zum Tragen kommt, ist Ophüls’ mit den Mitteln der Kamera (Christian Matras)
und der Ausstattung erzeugte raffinierte Dialektik von Illusionserzeugung und
Illusionsbrechung.
Pitt
Herrmann
Dieser
Text ist zuerst erschienen im:
Lola
Montez
LOLA
MONTES
BR
Deutschland / Frankreich - 1955 - 102 (Orig. 113) min. – Scope - Literaturverfilmung,
Zirkusfilm - FSK: ab 16; feiertagsfrei - Prädikat: wertvoll - Verleih:
Union - Erstaufführung: 12.1.1956/13.12.1986 DFF 1 - Fd-Nummer: 15522 -
Produktionsfirma:
Gamma/Florida/Union
- Produktion: André Haguet, Alfred Zappelli, Toni Schelkopf, Emil E.
Reinegger
Regie:
Max Ophüls
Buch:
Franz Geiger, Annette Wademant, Max Ophüls, Jacques Natanson
Vorlage:
nach dem Roman "La vie extraordinaire de Lola Montès" von Cecil St.Laurent
Kamera:
Christian Matras
Musik:
Georges Auric
Schnitt:
Madeleine Gug (frz. Fassung), Adolph Schlyßleder (dt. Fassung)
Darsteller:
Martine
Carol (Lola Montez)
Peter
Ustinov (Impresario)
Adolf
Wohlbrück (Ludwig I.)
Oskar
Werner (Student)
Ivan
Desny (Leutnant James)
Will
Quadflieg (Franz Liszt)
Paulette
Dubost
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