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Manhattan
Murder Mystery
Das Schöne an Woody Allens witzigeren Filmen
ist, dass sie, neben aller Komik, sowohl inhaltlich reich und sichtlich Produkt
einer bedachten Konzeption sind, andererseits aber eben auch nett nebenbei zu
schauen sind, man sogar noch anderes nebenher machen kann, und dass man, auch
wenn man hier und da mal abgelenkt ist, nie wirklich "aus dem Film"
ist. Liegt vielleicht auch daran, dass sich Allens Filme doch zumeist recht
gleichen. Nicht, dass etwa ein Film wie der andere sei, nein, aber Allens bisheriges
Schaffen lässt sich doch recht offensichtlich in drei, vier Sparten untergliedern,
die er in schöner Regelmäßigkeit neu durchdekliniert und auf
den neuesten Stand bringt.
Manhattan Murder Mystery könnte
auch, in Anlehnung an Hitchcocks Das
Fenster zum Hof, Die Wand zum Nachbarn
heißen: Diane Keaton und Woody Allen spielen das Allen-typische newyorker-liberale
Mittelschichts-Paar - vielleicht ist's ja sogar das Paar aus Annie
Hall, eben nur 15 Jahre später
-, das (mal wieder) in die Krise gerät. Weil: Diane Keaton (eigentlich
ist das ja immer herrlich egal, wie die Leute in Allens Filmen heißen,
letzten Endes ist's immer Diane Keaton, Mia Farrow und Woody Allen) verdächtigt
den Nachbarn direkt nebenan (man merkt schon: über Höfe hinweg zu
spionieren ist in den Hochhäusern der 90er nicht mehr möglich), den
man lange Zeit nicht gekannt, nunmehr kennengelernt hat, die eigene Gattin umgebracht
zu haben, was für Keaton Grund genug für ein wildes, kleines Abenteuer
im recht behäbigen Ehealltag der beiden ist. Allen ist von den Theoremen
und Schlußfolgerungen gar nicht begeistert, mimt den abwinkenden Griesgram.
Es folgen die klassischen Hitchcock-Situationen - in Absenz des Verdächtigen
in die Wohnung eindringen etwa, parallel montiert dazu der Nachbar, der sich
behenden Schrittes seinem Appartement nähert -, die gekonnt und gewitzt
durchgespielt werden. Ähnlich wie beim Großmeister des Suspense ist
auch hier die Kamera verschmitzter Komplize des Erzählers: sie täuscht,
verbirgt, simuliert die Bewegung aufschwingender Türen, schafft Spannung.
Trotz aller Ähnlichkeiten, trotz aller Anlehnungen: Manhattan
Murder Msytery ist ein Allen-Film.
Er fühlt sich so an, er sieht auch so aus.
Ganz beiläufig nur habe ich den Film gesehen,
nebenher mal was gelesen, Liegengebliebenes erledigt. Und trotzdem war's ein
Heidenspaß. Nicht alle Implikationen mitgekriegt, nicht jede Wendung wirklich
anhand des Mitbekommenen nachvollziehen können und trotzdem war's spannend.
Bleibt zu hoffen, dass etwaige Schwächen bei einer konzentrierten Sichtung
nicht zutage treten, in diesem Falle wäre das nämlich ein rundum schöner
"später Allen", der ja, im Gegensatz zu früheren Titeln,
nicht ganz so Konsens ist.
Bester Satz
des Films: "I can't listen to that much Wagner, ya know? I start to get
the urge to conquer
Witzigste Szene:
Allen does Blackmail.
Thomas Groh
Dieser Text ist zuerst erschienen
in: www.filmforen.de
Manhattan
Murder Mystery
MANHATTAN
MURDER MYSTERY
USA
- 1992 - 107 min. Erstaufführung: 3.2.1994/9.8.1994 Video
Regie:
Woody Allen
Buch:
Marshall Brickman, Woody Allen
Kamera:
Carlo Di Palma
Musik:
div. Jazztitel
Schnitt:
Susan E. Morse
Darsteller:
Alan
Alda (Ted)
Woody
Allen (Larry Lipton)
Diane
Keaton (Carol Lipton)
Anjelica
Huston (Marcia Fox)
Jerry
Adler (Paul House)
Joy
Behar (Marilyn)
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