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Mephisto
Klaus
Mann schrieb die Vorlage zu diesem Film 1936 aus dem Exil (und aus Verbitterung
über die ganz den Nazis unterworfene deutsche Kunstwelt). Er wollte darin
nach eigener Aussage den Typ des opportunistischen, seine Kunst an die Politik
verkaufenden Schauspielers darstellen. Die Paralellen zu einem der bekanntesten
Schauspieler des dritten Reiches, nämlich zu Gustav Gründgens, waren
- angefangen bei der Bennenung des Protagonisten mit einer Verballhornung seines
Namens (Hendrik Höfgen) - zu offensichtlich, so daß die Veröffentlichung
des Romans zu einer der langwierigsten juristischen Affären des bundesdeutschen
Verlagswesens wurde. Erst 1980 war das Buch schließlich im Handel erhältlich,
nachdem es ein Jahr zuvor bereits als Dramatisierung auf der Bühne zu sehen
gewesen war.
Der
ungarische Regisseur Istvan Szabo schafft in seinem oscargekrönten Film
ein Kunstwerk auf mehreren Ebenen. Der Stilisierung der Darstellungsweise (die
Schauspieler nehmen unnatürliche und z.T. ballettartig-theatralische Posen
ein, die zentralen Aussagen werden stets in Großaufnahme, mit Blick fast
direkt in die Kamera gesprochen) entspricht die eigenwillige Montage: Die Sequenzen
werden oft mit harten Schnitten mitten in den Dialog hinein beendet. Es wird
kein lebensnahes Abbild der Realität angestrebt, die Glaubwürdigkeit
der aufgestellten These, des Inhalts steht im Vordergrund.
Szabo
setzt mit der Besetzung des Österreichers Klaus Maria Brandauer als Henrik
Höfgen einen wohltuenden Kontrapunkt zum emotionslgeladenen Skandal um
die Gleichsetzung der Figur mit dem Rheinländer Gründgens im Roman.
So kann im Film die eigentliche Problematik des Themas, nämlich die Frage,
ob Kunst sich völlig unabhängig über die politischen Lebensumstände
hinwegsetzen kann oder ob sie durch Anpassung an die jeweiligen Machthaber nicht
doch immer korrumpiert werden muß, unvoreingenommen behandelt werden.
Zumal Höfgen eben keine eindimensionale Typisierung bleibt, sondern ein
Mensch mit nachvollziehbaren Motiven, Wünschen und auch Gewissenskonflikten.
Die Schlußszene zeigt ihn in einer gespenstischen Inszenierung des ihn
bewundernden und benutzenden Nazi-Generals: Allein inmitten des Berliner Olympiastadions,
von gigantischen Scheinwerfern angestrahlt, ohne Aussicht auf Entkommen. Er
hält seine fatale Ausflucht bis zum Schluß aufrecht: "Ich bin
doch nur ein Künstler!"
Johann
Georg Mannsperger
Dieser
Text ist zuerst erschienen in:
Zu
diesem Film gibt’s im archiv
der filmzentrale mehrere Kritiken
Mephisto
R:
Istvan Szabo BRD/UNG 1981
D:
Klaus M. Brandauer, Krystyna Janda
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