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Miracles
For Sale
Ein
Film als Geisterbahn als Scherz. In der ersten Szene wird erst eine Frau unter
Kriegsgeräuschen entzweigeschossen, dann diese Szene als Inszenierung eines
Zaubertricks entlarvt. Alles, was man sieht, ist real oder Trick, wir sind unterer
Zauberern und Komödianten, miracles
for sale.
Zwischen dieser Welt und der nächsten vermitteln Madame Rapport, die den
Geist eines Toten beschwört und ein Toter, der umgeht wie das Leben selbst.
Taxis
fahren vor und sind leer, Falltüren öffnen sich, und der escape
artist
Duvallo muss sich vorwerfen lassen: "If you didn't get into things you
wouldn't have to get out of them." Wahr
gesprochen und die Lust dieses Films, seine Figuren, in Situationen zu verwickeln,
aus denen er sie dann wieder befreien muss, ist damit immerhin angedeutet.
Die
Geisterkomödie ist ein Krimi, der Zauberer ein Detektiv, eine recht unüberschaubare
Zahl weiterer Figuren wird so rasant wie elegant zwischen den Genres verschoben.
Sie wissen, und da geht es ihnen wie dem Zuschauer, bald nicht mehr, wo ihnen
der Kopf steht. Das Locked-Room-Mystery löst sich auf in Screwball-Dialogen
und fällt zurück ins Kriminalgenre, das sich auf der Bühne wiederfindet,
wohin bei Browning zuletzt alle Wege führen. Jedoch gehören bei ihm
zur Bühne stets der doppelte Boden und der Vorhang zur Seite, durch den
einer blickt, und sei es die Kamera, die noch jeden Trick durchschaut, während
irgendeiner am nächsten Budenzauber schon arbeitet.
Miracles
for Sale laboriert,
zum Schein, an der Differenz zwischen ehrlichen Tricks und falschen Geistermedien.
Als Film steht er meta-medial von Anfang an auf der Seite seines Helden Mr.
Morgan, der seine Wunder als herstellbar und verkäuflich ausstellt. "The
hand is faster than the eye", damit ist, kein Zweifel, auch das Handwerk
des Regisseurs beschrieben, der statt eines Jenseits immer nur die Immanenz
der Bühne kennt, auf der die Dinge nicht sind, was sie scheinen, aber in
der Illusion wie durch ein Wunder doch des Rätsels Lösung produzieren:
Alles, so viel sei verraten, eine Sache der Verkleidung und des falschen Augenscheins.
Ekkehard
Knörer
Dieser
Text ist zuerst erschienen in:
Miracles
for Sale
USA
1939
Regie:
Tod Browning
Drehbuch:
Clayton Rawson (Romanvorlage: Death From A Top Hat), Harry Ruskin, Marion Parsonnet,
James Edward Grant
Produzent:
J.J. Cohn
Musik:
William Axt, Earl K. Brent, Werner R. Heymann, Clifford Vaughan, Franz Waxman
Kamera:
Charles Lawton Jr.
Schnitt:
Fredrick Y. Smith
Darsteller:
Robert Young .... Michael
'Mike' Morgan
Florence
Rice .... Judy Barclay
Frank
Craven .... Dad Morgan
Henry
Hull .... Dave
Duvallo
Lee
Bowman .... Al
La Claire
Cliff
Clark .... Polizeiinspektor Marty Gavigan
Astrid
Allwyn .... Zelma
La Claire
Walter
Kingsford .... Colonel Herbert Watrous
Frederick
Worlock .... Dr. Caesar Sabbatt
Gloria
Holden .... Madame Rapport
William
Demarest .... Detektiv Quinn
Harold
Minjir .... Tauro
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