Eine Frau hat einen Mann getroffen. Sie ist mit ihm ins Bett gegangen. Sie hatte selbstverständlich den
BESTEN SEX ihres ganzen Lebens. Nebenbei arbeitet sie natürlich als Fotografin und wohnt in einer
post-postmodern gestylten Altbauwohnung in, wer hätte das gedacht, Berlin-Mitte. Dass sie über die
gesamte Länge des Films neben dem Telefon sitzt und auf SEINEN erlösenden Anruf wartet, ist schlimm
genug, relativiert sich aber neben der Tatsache, dass sie pausenlos in die Kamera hineinreden muß.
Davon abgesehen ist der Regisseur Ralf Huettner sich nicht zu blöd, Ausschnitte aus früheren eigenen
Werken in die Handlung einzuflechten, aber auch das ist nicht das Schlimmste. Das Schlimmste ist nämlich
die Hauptdarstellerin. Gruschenka Stevens lässt an Charme, Ausstrahlung, Charisma, Präsenz oder wie man
es nennen will, eigentlich alles vermissen, aber das würde gar nicht so schmerzhaft ins Gewicht fallen, wenn
sie nicht pausenlos ihre eigene Geschichte moderieren müsste. Der Kunstgriff mit der Hauptfigur als
Erzähler kann wunderbar funktionieren, wenn der Schauspieler Sympathie vermittelt, so zuletzt in Stephen
Frears´ gelungenen High Fidelity mit John Cusack. Hier jedoch geht es gehörig in die Hose, und das liegt,
ich kann es leider nicht anders ausdrücken, an der Darstellerin, die eigentlich überhaupt nichts vermittelt,
sondern fast nur nervt. Dabei ist Huettners Inszenierung, wenn man von einem ausgesprochen einfallslosen
Reamonn-Musikclip absieht, der auf einmal eher unmotiviert das Kommando übernimmt und zum Glück
bald wieder weg ist, durchaus in Ordnung. Er jongliert gekonnt mit Zeitebenen, teilweise ist der Film wirklich
überraschend und witzig. Doch die Gefahr der dominanten, schwach besetzten und überinszenierten
Hauptfigur wurde offenbar komplett übersehen.
Doch das Grundproblem des Films liegt weder bei Regie noch Darstellern. Es liegt darin, das sich
anscheinend keiner der Beteiligten vorher gefragt hat, was da eigentlich entsteht und wer es sich am Ende
ansehen soll. Das merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer Großstadt-Medien-Yuppies zu jeder Tages- und
Nachtzeit? Mit dem einzigen Unterschied zu bekannten Werken, dass Berlin jetzt die Rolle von München
spielt und die formalen Veränderungen in der Werbeästhetik der letzten drei, vier Jahren auch drin sind?
Beziehungskomödien hat es eigentlich erst mal genug gegeben, aber hier ist tatsächlich noch eine, und sie
geht keinem Klischee aus dem Wege. Dabei tut sie die ganze Zeit so, als sei sie hip und urban. Aber dann
das: Ein – Verzeihung – dummes Huhn verbringt den kompletten Film neben dem Telefon, wartet auf den
Anruf des Märchenprinzen, tröstet sich zwischendurch mit der besten Freundin beim Klamottenkaufen und
beim Abhängen im supertollen und bestimmt ganz preiswerten Fabrik-Loft. Das alles weckte nicht nur bei
meiner eigentlich neutral postfeministischen Sitznachbarin, sondern auch bei mir einen gewissen Widerwillen.
Gibt es im Jahr 2001 wirklich noch Frauen, die im Ernstfall derart schafsblöd herumsitzen und lamentieren?
Müssen wir uns das ansehen? Was für ein Vorbild kriegt die Jugend von solchen Filmen?
Egal. Sehen wir es einfach anders. Mondscheintarif begründet ein neues Genre:
Die verfilmte Frauenzeitschrift.
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