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The
Musketeer
Mantel
und Degen meets Martial Arts
Mantel
und Degen meets Martial Arts, und dabei ist das Endprodukt alles andere als
gelungen. Mit diesen Worten kann man den Film "The Musketeer" schnell
und kurz bewerten. Dabei war die Hoffnung auf einen guten Film zu Beginn durchaus
vorhanden. Angekündigt als weitere Videopremiere, die ungerechtfertigt
nicht den Weg in die deutschen Kinos fand, wie im Jahr 2003 schon andere hervorragende
Filme, zum Beispiel "Equilibrium" oder "Narc" zuvor, waren
die Erwartungen nicht gerade gering. Diese kann Regisseur Peter Hyams ("End
of Days") mit seiner Vergewaltigung des Stoffes von Dumas nicht erfüllen.
Hyams
versucht die altbekannte Story mit unzähligen Änderungen aufzupeppen,
fast keine davon mag gelingen. In den Mittelpunkt stellt er alleine den Helden
D'Artagnan (gespielt von Justin Chambers), der als kleiner Junge mit ansehen
musste, wie der skrupellose Febre (Tim Roth) seine Eltern ermordete und nun
vierzehn Jahre später nach Paris gekommen ist, um Musketier zu werden und
dann Rache zu nehmen. Doch die Musketiere existieren nicht mehr, sie wurden
aufgelöst und der heimtückische Cardinal Richelieu (Stephen Rea),
sowie sein Handlanger Febre planen ein Komplott gegen den König (Daniel
Mesguich) und die Königin (Catherine Deneuve). Gemeinsam mit der hübschen
Francesca (Mean Suvari) nimmt D'Artagnan den Kampf auf, der sich noch mehr zuspitzt,
als Febre außer Kontrolle gerät und brutaler wird, als Richelieu
es vorgesehen hatte.
Dieser
kurze Storyabriss zeigt dem Kenner der Materie schon einige der zahllosen unnötigen
Veränderungen, mit denen Hyams den klassischen Stoff ein ganzes Stück
weit verfremdet hat. Die drei Musketiere Arthos, Aramis und Porthos, die gemeinsam
mit D'Artagnan eigentlich im Mittelpunkt des Romans stehen, verkommen zu saufenden
Nebenfiguren, die nur bei einigen Schlachten mitwirken. Der diabolische Rochefort,
der eigentliche Handlanger von Kardinal Richelieu, wird durch einen Mann namens
Febre "ersetzt", der ein irgendwie geschaffenes Monster zu sein scheint,
und noch brutaler ist als Rochefort. Dieser kommt selbst nur einmal kurz vor,
als er den außer Kontrolle geratenen Febre stoppen will und diesem in
einem sehr kurzen Kampf unterliegt.
So
bleibt wirklich nur noch die Rahmenhandlung, die an das Werk von Dumas erinnert.
Der Rest ist verfremdet und neu erfunden worden. Warum man sich für diesen
Weg entschieden hat, bleibt rätselhaft. Wollte man die altbekannte Geschichte
neu erzählen? Das hat Stephen Herek 1993 mit seiner Verfilmung des Stoffes
deutlich besser gemacht. Schon dieser Verfilmung konnte man eine viel zu poppige
und von der Vorlage abweichende Inszenierung vorwerfen, im Vergleich mit diesem
Werk aus dem Jahr 2003 sind Hereks Musketiere aber fast werkgetreu.
Warum
hat man diese Geschichte also den ganzen Änderungen unterzogen? Diese Frage
stellt man sich beim Schauen des Films als Kenner des Buches immer wieder. Die
Änderungen machen den Film unlogischer und deutlich einfältiger, und
das letztere könnte der eigentliche Grund sein. Durch diese einfältige
Simplifizierung verkommt die Geschichte zu einer Aneinanderreihung von - zugegeben
sehr gut gemachten - Actionszenen. Wohl genau das richtige für die junge
Generation zwischen zwölf und achtzehn, die man mit diesem Film ansprechen
wollte.
Einzig
eine Änderung vermag zu überzeugen. Es werden zwei Frauenfiguren deutlich
emanzipierter dargestellt als im Original beschrieben. Die hübsche Francesca
ist nicht nur die schöne Zofe, in die sich D'Artagnan verliebt, sondern
eine kecke und selbstbewusste junge Frau, die D'Artagnan nicht nur anhimmelt,
sondern ihm mit frechen Sprüchen Paroli bietet. Ähnlich verhält
es sich mit der Rolle der Königin. Diese beiden Rollen wurden auch mit
den besten Schauspielern des Cast besetzt und Mena Suvari und Catherine Deneuve
sind in dieser Hinsicht ein großer Pluspunkt des Streifens.
Die
restliche Besetzung kann man fast ausnahmslos vergessen. Einzig Tim Roth als
Febre vermag noch etwas zu gefallen, während vor allem Stephen Rea als
Kardinal Richelieu eine Enttäuschung ist. Dies liegt vor allem aber in
der Beraubung seiner Rolle um alle Facetten gegenüber dem Original begründet.
Hauptdarsteller Justin Chambers ist eine Fehlbesetzung. Sein D'Artagnan versprüht
nie den Elan und das großspurige Selbstbewusstsein des Originals. Dagegen
war sogar der ebenfalls nicht gerade überzeugende Chris O'Donnell in Hereks
Verfilmung eine Augenweide und zu der Darstellung eines Michael York liegen
Welten! Als einer der drei Musketiere darf der österreichische Schauspieler
Jan Gregor Kremp ("23") agieren.
Passend
reihen sich in dieses schlechte Gesamtbild noch kleine technische Fehler. Da
verschwindet dann mal eine brennende Person nach einem Umschnitt völlig
von der Bildfläche, als wäre sie vom Erdboden verschluckt worden (vielleicht
ist sie ja auch in den drei Sekunden völlig abgebrannt).
F
A Z I T
°°°°°°°°°°°°
Es
wird sicher Leute geben, welche dieser Verfilmung einiges abgewinnen können.
Die Martial Arts ähnlichen Kampfszenen sind sehr gut choreographiert worden
und können sich sicher sehen lassen, auch wenn sie teilweise ins Lächerliche
abgleiten. Einem Fan der Vorlage dreht sich aber bei dieser Vergewaltigung des
grandiosen Stoffes von Dumas der Magen um. Deswegen nur drei von zehn Punkten!
Björn
Becher
Diese
Kritik ist zuerst erschienen in: www.ciao.de
The
Musketeer
Originaltitel:
The Musketeer
USA
2001, FSK 12, Laufzeit : 104 Minuten
Regie:
Peter Hyams
Produzent:
Moshe Diamant
Drehbuch:
Gene Quintano nach der Vorlage von Alexandre Dumas
Kamera:
Peter Hyams
Musik:
David Arnold
Schnitt:
Terry Rawlings
Darsteller:
Justin Chambers (D'Artagnan), Mena Suvari (Francesca), Cathérine Deneuve
(Königin), Stephen Rea (Kardinal Richelieu), Tim Roth (Febre), Bill Treacher
(Bonacieux), Daniel Mesguich (König Louis XIII), David Schofield (Rochefort),
Nick Moran (Aramis),
Steve
Speirs (Porthos), Jan Gregor Kremp (Athos), Jeremy Clyde (Lord Buckingham),
Michael Byrne (Treville), Jean Pierre Castaldi (Planchet), Tsilla Chelton (Madame
Lacross), Luc Gentil (D'Artagnans Vater), Catherine Erhardy (D'Artagnans Mutter),
Max Dolbey (der junge D'Artagnan )
Internet
Movie Database: http://german.imdb.com/title/tt0246544/
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