New Yorker Geschichten
Produzent Charles H. Joffe versucht das Experiment, drei etablierte
Regisseure, die im Allgemeinen mit New York assoziiert werden, mit je
einem in dieser Stadt spielenden Kurzfilm zusammenzubringen. Heraus kommt
eine sehr uneinheitliche Sammlung von Episoden, die weniger
charakteristisch für die Stadt ist als für die Regisseure, die sie
abbilden.
Lebensstudien: Scorseses Schilderung des für die Öffentlichkeit
verborgenen Schaffensprozesses eines im Netz des New Yorker
Intellektuellenmileus gefangenen Alt-68ers ist als Betrachtung der
Triebfeder des Künstlers teilweise interessant, als Drama im
Westentaschenformat trotz z.T. unkonventioneller Inszenierung
(Irisblenden, Standbilder) aber kaum überzeugend.
Leben ohne Zoe: Bei Coppola wird New York zu einem von einer
aristokratisch anmutenden Oberschicht beherrschten Märchenland, in dem
sich Kinder, die die Allüren der Erwachsenen auf enervierende Weise
kopieren, zwischen dem Pappkarton eines anonym bleibenden Obdachlosen und
dem Elfenbeinturm einer entrückten Leisure Class hin und herbewegen.
Ödipus Ratlos: Woody Allen läßt in seiner amüsanten Aufarbeitung des
Ödipusmotivs das Urbild einer monströsen, ständig über intime Angelegenheiten ihres Sohnes quasselnden
Mutter am Himmel über der Skyline New Yorks entstehen.
Insgesamt laufen die drei Regiestars zu einer Form auf, die ihre Fans
auf jeden Fall mindestens zufriedenstellen kann und die typische Art von
jedem der drei in Anekdotenform verewigt.
Johann Georg Mannsperger
Dieser Text ist zuerst erschienen in:
New Yorker Geschichten; USA 1989
R: Martin Scorsese, Francis Ford Coppola, Woody Allen D: Nick Nolte,
Heather McComb, Woody Allen