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Ninja
Bachelor Party
Ein Martial-Arts-Opus sollte es werden, eine Parodie
auf all die asiatischen Kungfu-Filme, die Essenz amerikanischen Humors – und
das alles in Austin, Texas. Das Budget war wohl nicht höher als das Taschengeld
der Filmemacher, das sie vor einigen Jahren noch erhielten und die Technik nicht
ausgereifter als bei einem Homevideo. Das Werk ist leider nur marginal lustig.
Ein paar originelle Ideen, wie etwa das lippen-asynchrone Neuvertonen des Materials,
so wie es bei nahezu jedem Martial-Arts-Klopper, der in westliche Hemisphären
importiert wird, geschieht, regen zum Schmunzeln an – ein paar simplere Gags,
wie jene reichlich platte, allerdings natürlich vollkommen selbstironisch
gedachte Darstellung des Bösewichts Mr. Doom entlocken selbst dem größten
Kampfkunstfilmfan kein Grinsen. "Ninja Bachelor Party", ein Kungfu-Film,
der eigentlich ohne Ninja-Kampfkünste auskommt und sogar die "Bachelor
Party" vermissen lässt, ist aufwändiger, aber dennoch amateurhafter
Independentstreifen.
Wirklich lustig ist "Ninja Bachelor Party"
dann, wenn er, wie ein jeder westliche Ignorant, sämtliche asiatischen
Kulturen durcheinander wirft: Hier wird Karate von einem Ninjameister in Korea
gelehrt. Die Kampfkunst sieht entsprechend künstlich, allerdings gar nicht
kunstvoll aus. Man mag vermuten, dass der bewusst bescheuert choreographierte
Showdown mit all seinen Slapstick-Situationen den humoristischen Höhepunkt
darstellt, doch die wahren Knüller verstecken sich im Nachspann: Dieser
gibt beispielsweise Continuity: Absent" an, listet unzählig viele
(fiktive) Stuntleute, wie etwa Lee Lee, Lee "Lee" Lee oder Lee, auf
und gibt sogar mit einer koreanischen Unit an. Übrigens: Wenn man dem Nachspann
glauben schenkt, basiert "Ninja Bachelor Party" auf dem Roman "Three
Ninjas and a Lady", der auf dem Musical "Clarence!" basiert,
das wiederum von dem Film "Ninja Bachelor Party" inspiriert wurde.
Die Geschichte des Robotussin-abhängigen Clarence
Mumford, der seinen Hormonhaushalt nur durch die Beherrschung von Karate in
Balance halten kann, wäre vermutlich kaum erwähnenswert, wenn nicht
just dieser kleine Film die Geburtsstunde der "Sacred Cow Productions"
gewesen wäre, zu denen unter anderen auch Bill Hicks gehörte. Hicks
tritt hier als Dr. Death an, schenkt nahezu jedem Charakter seine Stimme und
hat dazu auch noch alle Songs geschrieben. Obwohl "Ninja Bachelor Party"
sicherlich seine komischen Momente hat, ohne die Präsenz des wohl größten
und besten Komikers Amerikas, wäre dieser Film in der Versenkung verschwunden.
Besonders seine Rolle als "Meister" ist repräsentativ für
den Mann, dessen politische Denkweise für viele durchaus realisierbaren
Vorbildcharakter hatte, dessen Glaube an die Philosophie des "Dritten Auges"
durchaus mit der spirituellen Aura des Meisters gleichzusetzen ist und dessen
Vorliebe für Drogentrips sich in der Szene, in der der Meister Clarence
bewusstseinserweiternde Substanzen rauchen lässt, manifestiert. Zwar ist
die Rolle des Meisters noch lange nicht so urkomisch und so klaffend böse,
wie Hicks' Comedy-Standards, jedoch ist diese Rolle ein wunderbares Sinnbild,
dafür, was diesen großen Künstler ausmachte. Für Fans von
humorvollen Amateurparodien ist dies somit vielleicht ein Hingucker, für
Freunde des politischen Stand-up-Gurus Bill Hicks Pflichtprogramm. Und da es
Pflicht sein sollte, ein Freund des grandiosen "Dark Poet" zu sein,
sollte niemand "Ninja Bachelor Party" verpassen.
Björn Last
Dieser Text ist zuerst erschienen
in:
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