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Ocean’s
13
Die ehrlichen
Diebe von Las Vegas
Zu den Vorzügen der "Ocean"-Filme
gehört, dass sie nicht originell sein wollen. Im Gegenteil: Film für
Film zeigen Regisseur Steven Soderbergh und seine Stars mit gebotener Lässigkeit,
dass man sich gegenseitig kennt: die Macher sich selbst, die Macher das Publikum,
und alle zusammen die üblichen Tricks der Branche. Vertrautheit ist eine
Bedingung des Wohlfühlens, auch im Kino. Das Ziel der "Ocean"-Serie
ist also: gute Stimmung verbreiten.
Sicher, das Ganze spielt im Sündenpfuhl Las
Vegas; die Männer, um die es geht, führen das, was man früher
"liederliches Leben" nannte. Gleichzeitig begreifen sie sich als "ehrliche
Diebe". Hier beginnt das Interessante der Ocean-Filme: Genauer betrachtet
sind sie nämlich hoch-moralisch. Das beginnt mit der vorbildlichen Männerfreundschaft,
die Danny Ocean (George Clooney), Rusty Ryan (Brad Pitt), Linus Caldwell (Matt
Damon) und wie sie alle heißen untereinander pflegen. Ihre Freundschaft
funktioniert als perfektes Gegenmodell zur üblichen Mann-Frau-Beziehung.
Da ist es nur konsequent, dass weder Julia Roberts noch Catherine Zeta-Jones
in "Ocean's 13" ihre Rollen als dekorative Elemente wieder beleben.
Und man muss feststellen: Es vermisst sie keiner.
Zum Männerideal gehört auch ein gewisser
wettkämpferischer Geist. Die Probleme, vor die die Helden gestellt werden,
dürfen keinesfalls zu einfach sein, das wäre unter ihrer Würde.
Die Filme handeln sich damit indes ein Problem ein: Von Folge zu Folge wird
der Schwierigkeitsgrad gesteigert - um doch jedes Mal wieder ohne allzu große
Anstrengung gelöst zu werden. Denn das Unangestrengt-Wirken gehört
ja unbedingt zum Image. Zuviel davon aber wirkt sich negativ auf die Spannung
aus. Wie schon "Ocean's 11" und besonders "Ocean's
12" bewegt sich auch "Ocean's
13" ständig hart an der Grenze zur Langeweile. Es hängt vom Geschmack
des Zuschauers ab, wann die überschritten wird.
Klugerweise ist in "Ocean's 13" ein Rachemotiv
eingebaut, das dem Film die nötige emotionale Unterfütterung gibt.
Reuben (Elliott Gould) nämlich wurde von Willie Bank (Al Pacino) schwer
gelinkt und erleidet einen Herzinfarkt, was Ocean und die Freunde auf den Plan
ruft. Der Tag, an dem Willie Bank sein neues Casino eröffnen will, soll
zur Katastrophe werden: die Spielbank gesprengt, die Kunden verprellt, Banks
Image zerstört. Alles mit der nötigen Eleganz, versteht sich.
Der Zuschauer macht dabei willig mit. Dass man in
Las Vegas genauso unbemerkt Drillbohrer des Kanal-Tunnel-Baus in Anschlag bringen
kann, wie man Casino-Würfel magnetisiert, stört einen nicht weiter.
Schwerer wiegt da das bereits angesprochene Coolness-Paradox: Es gibt einen
Grad an Lässigkeit, der von routinierter Erstarrung nicht mehr zu unterscheiden
ist. Zu den witzigsten Stellen des Films gehört nicht umsonst eine Szene,
in der Ocean-Clooney völlig uncool, weil genervt, die Augen rollt.
Aus der Schwemme der dritten Teile, die derzeit die
Kinos überfluten, ragt "Ocean's 13" jedoch angenehm heraus. Zwar
hat der Film mit "Spider-Man", "Shrek" und "Fluch
der Karibik" gemein, dass er
schon vorhandenes popkulturelles Material plündert. "Spider-Man"
setzt einen Comic um; "Fluch der Karibik" geht auf einen Vergnügungspark
zurück; "Shrek" verwurstet das Märchenfiguren-Arsenal. Der
Ursprung von "Ocean's 11" wirkt dagegen geradezu simpel, handelt es
sich doch um das Remake eines alten "Rat-Pack"-Films mit Frank Sinatra
und Dean Martin, den außer eingeschworenen Fans alle vergessen haben.
In diesem simplen Ursprung aber liegt verborgen, was die "Ocean"-Serie
so besonders macht. Deklariert als kommerzielles Unternehmen, das dem hehren
Sinn dienen soll, anspruchsvollere Projekte der Herren Soderbergh & Clooney
zu finanzieren, tritt mit jeder Folge deutlicher das idealistische Anliegen
zu Tage. Es geht um nichts Geringeres als Werte, gesellschaftliche und kulturelle.
Clooney & Co. propagieren gezielt die Coolness einer anderen Zeit, die sich
bewusst als Erwachsenenkultur versteht und sich von der herrschenden Teenie-Kultur
absetzt. Die klassische Männermode setzt äußere Akzente einer
Rückkehr zur Ernsthaftigkeit, die Witz und Selbstironie einschließt
- Eigenschaften, die auf Lebenserfahrung beruhen. Weshalb die Älteren auch
definitiv cooler sind als die jungen - und Matt Damon noch eine Menge zu lernen
hat.
Barbara Schweizerhof
Dieser Text ist zuerst erschienen
in der: Berliner Morgenpost
Ocean's
13
USA 2007 - Originaltitel: Ocean's Thirteen - Regie: Steven Soderbergh - Darsteller: George Clooney, Brad Pitt, Matt Damon, Andy Garcia, Don Cheadle, Ellen Barkin, Al Pacino - Prädikat: besonders wertvoll - FSK: ohne Altersbeschränkung - Länge: 122 min. - Start: 7.6.2007
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