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Pale
Rider
Das
Geheimnis des Reiters
Die
Geschichte ist klassisch, ja fast schon ein Western-Klischee in all seinen Einzelheiten.
Clint Eastwoods „Spät”-Western „Pale Rider”, die Geschichte vom fahlen
Reiter präsentiert einen raffgierigen, skrupellosen Bösewicht, der
mit seinen Männern einen kleinen Ort und seine Einwohner schikaniert, die
dort nach ein bisschen Gold graben, arme Leute, die sich nicht wehren können
oder nicht den Mut aufbringen, dem Gangster und seinen Leute die Stirn zu bieten.
Ihm zur Seite steht eine nicht minder böswilliger Marshall samt sechs Deputies,
der das Gesetz für denjenigen durchsetzt, der ihm am meisten zahlt. Einmontiert
in diese Grundsituation sind weitere Versatzstücke des Westerns: der Sohn
des Bösewichts, der seinem Vater nacheifert, eine problematische Liebesgeschichte
zwischen einem Mann, der sich um eine Frau, die von ihrem Mann verlassen wurde,
bemüht, während sie sich nicht schlüssig ist, ob sie diesen Mann
wirklich liebt, und ein „plötzlich” auftauchender Held, der den armen Goldsuchern
gegen die Machenschaften des Bösewichts uneigennützig zur Seite steht.
Insofern
scheint „Pale Rider” ein Western wie viele andere vor ihm. Doch Eastwood implementiert
mit dem Helden etwas so ganz anderes, als wir es vom einsamen Western-Helden
gewohnt sind. Den pale rider umgibt etwas Mysteriöses, etwas Magisches,
ja geradezu etwas Unwirkliches.
Der
Bösewicht heißt Coy LaHood (Richard A. Dysart), sein Sohn Josh (Chris
Penn). LaHood will Gold finden, nicht irgendwelche Peanuts, sondern viel Gold.
Er lässt seine Männer ganze Berge abtragen, und die etwas außerhalb
des Ortes liegende Siedlung einiger kleiner Goldgräber, die ein bisschen
von dem wertvollen Material finden wollen, um sich eine Existenz aufzubauen,
stört LaHood schon lange. Ab und an terrorisieren seine Männer die
kleine Siedlung, zerstören Hütten und anderes oder leiten das Wasser,
dass die Leute so dringend benötigen, um. In der Siedlung leben Sarah Wheeler
(Carrie Snodgress) und ihre 15jährige Tochter Megan (Sydney Penny), vor
Jahren verlassen von Mann bzw. Vater, um die sich nun Hull Barret (Michael Moriarty)
kümmert, der in Sarah verliebt ist. Weder sie, noch die anderen Goldgräber
wagen es jedoch, sich gegen LaHood aufzulehnen.
Als
Barret wieder einmal in den Ort fährt, um einzukaufen, wird er von LaHoods
Männern zusammengeschlagen – bis ein unbekannter Reiter (Clint Eastwood)
ihm zu Hilfe kommt. Aus Dankbarkeit nimmt LaHood ihn mit in die Siedlung. Der
namenlose Reiter entpuppt sich als Prediger, der selbst mit dem scheinbar stärksten
Mann LaHoods, Club (Richard Kiel), einem Muskelpaket, leicht fertig wird.
Der
Prediger, der LaHood ein Dorn im Auge ist, will vermitteln. LaHood solle den
Siedlern 1.000 Dollar pro Nase anbieten, damit diese die Siedlung verlassen.
Doch die Siedler lehnen ab. Die Situation spitzt sich zu, als bekannt wird,
dass LaHood den korrupten Marshall Stockburn (John Russell) samt seiner sechs
Deputies angeheuert hat, um den Prediger und die Siedler zu vertreiben ...
Der
Prediger ist in „Pale Rider” das zentrale Moment der Geschichte. Alles andere
ist für sich genommen zwar bekannt aus anderen Western, verändert
sich allerdings durch die Darstellung des Predigers. „Pale Rider” stellt in
gewisser Hinsicht eine Mythologisierung des Western-Mythos, eine Verdopplung
des Mythischen des Genres dar. Wer der Prediger eigentlich ist, bleibt bis zum
Schluss des Films unklar. Nur schwache Hinweise deuten auf etwas, was seine
Person betrifft, ohne seine Identität wirklich aufzuklären. Da sind
einmal die vernarbten Wunden auf seinem Rücken, die möglicherweise
auf Einschussstellen hinweisen. Da ist zunächst die Vermutung, später
die sichere Erkenntnis, dass Marshall Stockburn den Prediger kennt. Er erschrickt,
als der Prediger ihm beim Duell sein Gesicht offenbart. Da ist die Tatsache,
dass sich der Prediger für einen gläubigen Mann ausgibt, der doch
zugleich eher wie ein Revolverheld auftritt und sowohl mit dem Colt oder dem
Gewehr, als auch mit Schlagstöcken perfekt umzugehen weiß. Da ist
das gekonnte Versteckspiel vor Stockburn und seinen Deputies, gegen die er den
Kampf aufnimmt.
Viele
Vermutungen drängen sich auf: Ist er ein ehemaliger Revolverheld, der nur
in den Ort gekommen ist, um sich an Stockburn zu rächen und dazu den Konflikt
zwischen LaHood und den Siedlern nutzt? Ist er ein Bekehrter, der von seinem
früheren Dasein als Killer Abschied genommen hat? Ist er gar ein Geist,
ein Toter, der nur für kurze Zeit auferstanden ist, um für Gerechtigkeit
zu sorgen? Schließlich deutet Stockburn gegenüber LaHood selbst an,
dass er sich vorstellen könne, wer der Prediger sei, aber die Person, an
die er denke, sei längst tot.
Der
Prediger, in den sich sowohl Sarah, als auch ihre Tochter Megan verlieben, weiß,
dass er nach erledigter Arbeit wieder gehen muss. Eastwood bedient sich einiger
visueller Anleihen aus anderen Western, etwa in der Darstellung von Stockburn
und seinen Deputies, die mehr oder weniger Leones „Spiel mir das Lied vom Tod”
entliehen sein könnten, um den Mythos Western in einem Spannungsfeld zwischen
Realität und Fiktion für das Publikum in der Schwebe zu halten. Der
Prediger als nicht identifizierbare Gestalt, als ungewisse, aber dennoch äußerst
hilfreiche Figur bewirkt in ihrem Handeln, dass Zweifel am Genre insofern aufkommen,
als die Siedler nicht aus eigener Kraft in der Lage sind, sich LaHood zu erwehren,
weil sie einer quasi mythischen Macht bedürfen, eines Unverletzbaren, der
genauso plötzlich aufgetaucht ist, wie er wieder gehen wird. Erst zum Schluss
ist es Hull Barret, der als Vertreter der Siedler diese vermeintliche Unverletzlichkeit
der Lüge straft, indem er dem Prediger das Leben rettet.
„Pale
Rider” wirkt – anders als von der Struktur der Geschichte her vergleichbare
Western – wie ein zweifelnder Kommentar, gerade weil er die Geschichte als geradezu
schicksalhaft erzählt – so, als ob von vornherein bestimmt wäre, dass
der Prediger siegen wird.
•
D V D •
Sprachen:
Deutsch (Mono), Englisch (Dolby Digital 5.1), Spanisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel:
Deutsch, Englisch, Spanisch, Niederländisch, Schwedisch, Norwegisch, Dänisch,
Finnisch, Portugiesisch, Französisch, Italienisch, Hebräisch, Türkisch,
Polnisch, Griechisch, Tschechisch, Ungarisch, Icelandic, Kroatisch
Dolby,
HiFi Sound
DVD
Erscheinungstermin: 14. September 2000
Warner
Home Entertainment
Preis
(Stand: 2.4.2005): amazon und jpc € 14,99
Wie
so oft bei älteren Filmen fehlt auch bei „Pale Rider”, von Warner Home
Entertainment im Jahr 2000 herausgegeben, jegliches Bonusmaterial. Da ist dann
der Preis von € 14,99 einfach zu hoch, um zum Kauf dieser DVD zu raten. Hinzu
kommt eine Bildqualität, die ich auf einer Punkteskala von 1 bis 10 höchstens
bei 7 ansiedeln würde. Das Bild erscheint zu blass in den Farben. Noch
gravierender ist allerdings, dass die deutsche Tonspur – im Gegensatz zur englischen
und spanischen – lediglich in Mono vorliegt – eigentlich völlig unverständlich.
Und auch die englische Tonspur lässt mehr als zu wünschen übrig
– trotz der Bezeichnung Dolby Digital. Möglicherweise müsste man auch
hier zur amerikanischen DVD von Warner Home Video greifen, die 2003 auf den
Markt gebracht wurde, den Film allerdings natürlich nicht in deutscher
Sprache bietet, oder auf den UK-Import warten, der im Juni 2005 auf den Markt
kommen soll.
Wertung
Film: 9 von 10 Punkten.
Wertung
DVD: 5 von 10 Punkten.
Ulrich
Behrens
Dieser
Text wurde zuerst publiziert in: www.follow-me-now.de
Pale
Rider - Der einsame Reiter
(Pale
Rider)
USA
1985, 115 Minuten
Regie:
Clint Eastwood
Drehbuch:
Michael Butler, Dennis Shryack
Musik:
Lennie Niehaus
Kamera:
Bruce Surtees
Schnitt:
Joel Cox
Produktionsdesign:
Edward C. Carfagno
Darsteller:
Clint Eastwood (Prediger), Michael Moriarty (Hull Barret), Carrie Snodgress
(Sarah Wheeler), Chris Penn (Josh LaHood), Richard A. Dysart (Coy LaHood), Sydney
Penny (Megan Wheeler), Richard Kiel (Club), Doug McGrath (Spider Conway), John
Russell (Stockburn), Charles Hallahan (McGill), Richard Hamilton (Jed Blankenship)
Internet
Movie Database: http://german.imdb.com/title/tt0089767
©
Ulrich Behrens 2005
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