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Per
Anhalter durch die Galaxis
Es
gibt nur wenige Geschichten auf dieser Welt, die wirklich unverfilmbar erscheinen
und so mußte es zwangsläufig auch irgendwann zu einer Kinoversion
von „Per Anhalter durch die Galaxis“ kommen, jenem „Kultbuch“ des 2001 verstorbenen
Douglas Adams.
Selbst
wenn die Bücher zunehmend abstruser und schräger wurden (und auch
weniger komisch, wenn ich so kühn sein darf), so gilt doch der Erstling
als kleiner, feiner Satire-Hit, der mit seinen angerissenen Szenen, abgefahrenen
Dialogen, komischen Zwischenspielen und in allgemeiner Absurdität plänkelnden
Kommentaren ein kaum zu kopierendes Vergnügen ist.
Anfang
der 80er schafften es die Briten, das Format tatsächlich nahezu deckungsgleich
in eine sechsteilige TV-Serie zu pressen, doch das hat keinerlei Bezug zu einem
abendfüllenden Spielfilm, der, wie Woody Allen einmal treffend bemerkte,
wie alles (außer einem Kreis) einen Anfang, eine Mitte und einen Schluß
haben muß.
Adams
schrieb bis zu seinem Tod an einer leinwandfähigen Version des Stoffes,
aber wer seine Arbeitsweise kennt (und seine mehrfach überzogenen Abgabetermine),
darf getrost bezweifeln, daß er sich nur damit beschäftigt hat. Andere
Autoren gaben in den drei Jahren nach seinem Tod ihren Senf dazu und was nun
unsere Kinos stürmt, ist ein Kompromiß, wie so vieles in Hollywood.
Allerorten heißt es, Adams wäre zufrieden gewesen, er hätte
es geliebt, ich bin mir da nicht so sicher.
Wo
sind die Warnsignale? Nun, allein die Auswahl des Regisseurs läßt
treue Hitchhiker schon schaudern. Ein Videoclip-Regisseur, sein Debut-Kinofilm,
noch dazu ein Amerikaner, die bekanntlich mit britischem Humor nichts anzufangen
wissen. Das fertige Produkt trägt dem dann auch Rechnung, aber schön
zu sehen, daß die komplette Pleite verhindert werden konnte. Was nichts
daran ändert, daß der Film ein Bastard ist. Verzweifelt um britische
Authentizität rudernd, wurde die anarchische Vorlage in ein gängiges
Filmschema aus der Drehbuchschule gepreßt. Baue eine Liebesgeschichte
für das weibliche Publikum ein, mach es somit zugänglicher. Forme
richtige Bösewichte aus und bau noch einen Star ein, für den du eine
ganz neue und ganz überflüssige Figur kreieren mußt (also John
Malkovich). Und pfropf das alles mit ganz vielen Lieblingsszenen aus dem „Anhalter“
voll, so daß die Hardcorefans auch alle zufrieden sind.
Bei
Erstansicht funktioniert das auch noch, wenn man sich den Film aber ein zweites
Mal ansieht, tauchen Lücken und Löcher auf, daß es nur so kracht.
Das fängt damit an, daß nirgends im Film reell erklärt wird,
was es mit den Handtüchern denn nun auf sich hat. Genauso ist für
viele Nichtleser kaum begreiflich, daß die Suche nach der finalen Frage
fast zuende war und nur fünf Minuten gefehlt hätten, als der Planet
von den Vogonen vernichtet wurde.
Das
Malkovich-Zwischenspiel z.B. ist so deutlich nicht von Adams, daß es schon
schmerzt – es ist nämlich fast gänzlich witzlos, wohingegen die Love-Story
halbwegs passabel in die Handlung hineinpaßt. Auch erweist sich Jennings
nicht gerade als Meister der Inszenierung, offenbar nicht in der Lage, die Absurdität
in den richtigen Momenten entscheidend zu zelebrieren. Die Parallelität
der Ereignisse zu Beginn (Zerstörung des Hauses/der Erde) ist fast bis
zur Unkenntlichkeit gekürzt, der Babelfisch eine CGI-Albernheit, der pangalaktische
Donnergurgler unter Wert verkauft, die 42-Szene wird durch jubelnde Menschenmassen
verheizt und die brillianten Unwahrscheinlichkeits-Intermezzi sind zu kurz und
bleiben zu ungeklärt, um Nichtkenner wirklich etwas zu sagen. Kein Wunder
also, daß sich in fast jeder Vorstellung einige Personen vor Ablauf der
Story erheben, weil sie das wirre Zeug nicht mehr aushalten.
Warum
man nicht den Mut gefunden hat, der eigentlichen Storyline mit ein paar normalen
Erweiterungen auf die Sprünge zu helfen und stattdessen die wirklich witzigen
Szenen der Ausgangssituation mehr auszubauen, ist fraglich. Dazu sieht einiges
recht kostensparend aus, vor allem die Humma-Kavula-Episode ist ein maues Studioset,
sobald man sich im Freien befindet und auch die wartenden Aliens bei den Vogonen
sind kaum dazu angebracht, Begeisterung zu wecken. Das ist schade, denn man
sollte nicht die ausgezeichneten Schauspieler vergessen, die sich hier abmühen,
als ginge es um ihr Leben. Martin Freeman ist zwar etwas jung für die Rolle,
kommt aber im Verlauf der Handlung tatsächlich zu einem Profil. Zooey Deschanel
ist erfrischend abseitig und nicht so fade wie in den Büchern. Sam Rockwell
gibt eine Paradevorstellung irgendwo zwischen Derek Zoolander und Homer Simpson
und klaut Szenen, wo es geht, während der vorher schon geschasste Mos Def
als Ford Prefect detailgenau die Balance zwischen humanen und extraterrestrischen
Zügen hält, eine wunderschöne Leistung. Alan Rickman nölt
sich punktgenau durch die Marvin-Rolle; Eddie, der Bordcomputer ist genau so,
wie man ihn sich vorgestellt hat und Stephen Fry ist eine Offenbarung als die
Stimme des Anhalters.
Auch
sonst hält sich die Inszenierung halbwegs solide im grünen Bereich:
die „Herz aus Gold“ sieht zwar sehr nach TV-Studio aus, macht aber von außen
was her. Die Tricks schwanken zwischen sparsam und phantasievoll (die Sofaszene
ist mein persönlicher Favorit), die Vogonen sind hervorragend umgesetzt,
wenn sie auch etwas zu viel Leinwandzeit zugeschanzt bekommen. Und in einer
Nebenrolle ist mal wieder Bill Nighy als Slartibartfaß zu sehen, der den
Weltenbaumeister mit so viel Schusselcharme spielt, daß man ihn in den
Arm nehmen möchte.
Es
sind die Spieler, die diesen Film retten, der durch das Drehbuch nicht in Form,
sondern eben außer Form gebracht wurde, denn normale Elemente gelten nichts
in Adams Welt (weswegen Trilian auch immer ein öder Charakter geblieben
ist). Das Ende verfälscht dann sogar generell den Ton, wenn die Erde in
den alten Zustand versetzt wird und alles wie am Anfang ist, denn hier ergibt
sich ein logischer Fehler: wenn die Weltenbauer das Leben so steuern können,
warum hat man dann Jahrmillionen gebraucht, um die Suche nach der großen
Frage durchzuspielen und müßte man sie am Ende nicht in fünf
Minuten haben? Auch wird Arthur am Ende der neugierige Weltraumerforscher und
nicht ein vom Schicksal Genötigter auf dem Weg ins Restaurant am Ende des
Universums.
Ich
wollte, ich könnte mit Gewißheit sagen, daß der Film eine Fortsetzung
verdient hat, aber beim längerem Überlegen will ich gar nicht wissen,
wie die dann wohl aussehen wird und bei den aktuellen Einspielergebnissen wird
es wohl bei diesem Film bleiben. Ich möchte nicht der sein, der mit dem
Finger in der Buchvorlage anklagt, aber letztendlich wurde hier verschlimmbessert.
Das Ergebnis ist immer noch ein vergnüglicher und amüsanter Film (mit
einem tollen Titelsong übrigens), aber leider kein Geniestreich geworden.
Wäre nicht vielleicht doch ein britischer Regisseur zu finden gewesen?
Oder vielleicht sogar...42?
(6,5/10)
Silvan
Prefetzky
Diese
Kritik ist zuerst erschienen in der:
USA / Großbritannien 2005 - Originaltitel:
The Hitchhiker's Guide to the Galaxy - Regie: Garth Jennings - Darsteller: Sam
Rockwell, Martin Freeman, Mos Def, Zooey Deschanel, Bill Nighy, Anna Chancellor
- Prädikat: wertvoll - FSK: ab 6 - Länge: 109 min. - Start: 9.6.2005
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